Österreich

OÖ-Firma macht aus Asche toter Kinder Edelsteine

Es soll ein Trost für die trauernden Eltern sein: Eine oö. Firma produziert aus der Asche toter Kinder personalisierte Edelsteine als Andenken.

Heute Redaktion
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Der Tod eines Kindes vor oder kurz nach der Geburt ist immer noch ein Tabuthema, viele Mütter und Väter wollen lieber nicht darüber sprechen, schweigen über ihren schmerzhaften Verlust.

Die Welserin Simone Strobl (43) ist Mutter eines Sohnes (Frederik, 7 Jahre), ihren zweiten Sohn Johann verlor sie in der 11. Schwangerschaftswoche, Florentine kam in der 24. Schwangerschaftswoche tot zur Welt. "Die Ärzte vermuteten plötzlichen Kindstot im Mutterleib", sagt Strobl.

"Florentine wog bei der Geburt gerade einmal 495 Gramm, um 5 Gramm zu wenig, um offiziell nach dem Gesetz als Mensch zu gelten", so Strobl (Die Eintragung ins Personenstandregister ist inzwischen möglich; Anm.). Am Welser Stadtfriedhof gibt es eine Gedenkstätte für sogenannte Sternenkinder (Kinder, die vor oder kurz nach der Geburt starben), Florentine ist hier bestattet. "Ein Stein am Grab erinnert mich an meine Tochter."

Als Andenken dient Strobl ein kleiner Anstecker, den sie während des Gesprächs mit "Heute" immer wieder berührt. "Unbewusst" macht sie das, sagt sie. Das Geburtsdatum ihrer Tochter und ein kleiner Schmetterling sind darauf eingraviert.

"Es ist nicht der Lauf der Zeit, dass Kinder vor den Eltern sterben", sagt Strobl, "wir als Eltern leben ja weiter, wir wollen unsere Kinder mit einer greifbaren Erinnerung bei uns haben."

Dabei geht es laut Strobl stark ums Begreifen ansich: "Man muss einerseits die Situation begreifen. Andererseits ist das Kind nicht mehr greifbar, weil es nicht mehr da ist. Durch ein Schmuckstück, das man bei sich trägt, kann man es immer angreifen, man fühlt sich dem Kind nahe."

Kind als Edelstein

Das Familienunternehmen "Mevisto" mit Sitz in Kirchham bei Vorchdorf (Bez. Gmunden) hat sich darauf spezialisiert, Schmuckstücke zu fertigen, die an Verstorbene erinnern. In jahrelanger Forschung entwickelte die Firma ein Verfahren, um aus der Asche oder den Haaren von Toten Edelsteine herzustellen.

"Jeder dieser Steine ist einzigartig", sagt Firmengründer Gerald Reiter, der im Alter von 18 Jahren mit dem Tod seiner beiden Eltern konfrontiert war – und so auf diese ungewöhnliche Idee kam.

Beim Produktionsprozess, der streng geheim ist, werden aus Haar bzw. Asche Elemente gewonnen, die nachweislich im Edelstein gebunden sind. Es entsteht ein farbiger Saphir oder Rubin, der anschließend geschliffen wird. Reiters Tochter Daniela designt Schmuckstücke wie Ringe oder Ketten um die Edelsteine.

"Rund 50 Eltern aus Österreich haben sich bisher so einen Stein als Andenken an ihr verstorbenes Kind bei uns fertigen lassen", sagt Daniela Reiter, "viele wollen auch beim Produktionsprozess zusehen, was teilweise möglich ist."

Simone Strobls Tochter Florentine kam vor fünf Jahren tot zur Welt, damals hat es dieses Angebot noch nicht gegeben. Heute empfiehlt sie die Edelsteine als Andenken anderen betroffenen Eltern.

Hilfe für Eltern

Weil Strobl damals selbst Hilfe suchte, es aber überhaupt keine Angebote gab, gründete sie den Verein "Pusteblume". Er bietet professionelle Beratung und Begleitung bei einer Fehlgeburt und perinatalem Kindstod. verein-pusteblume.at

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(rs)