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Oper adé: Crossover-Solo für Kulman in Wien

Heute Redaktion
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Bild: Photo/nancy Horowitz

"Oper und ich, das passt nicht mehr zusammen", erklärt die Mezzosopranistin im "Heute"-Talk. Die neue Liebe: ein Crossover-Solo am 12.4.

Der Seelen-Strip in Endlosschleife kostete Elisabeth Kulman immense Kraft – der Rückzug von der Opernbühne vor zwei Jahren war die letzte Konsequenz. "Der Opernbetrieb ist mir zu eng, wir passen einfach nicht mehr zusammen", erklärt die Mezzosopranistin im "Heute"-Talk, daran hat sich bis heute nichts geändert. "Die Oper war 20 Jahre lang ein bereichernder Lebensabschnittspartner, aber jetzt ist's Zeit für ein neue Liebe." Gefunden hat sie diese unter anderem bei konzertanten Aufführungen, morgen gipfelt sie in ihrem Crossover-Soloprogramm "La femme c'est moi".

Ein Abend, den sich die Musikerin selbst auf den Leib geschneidert hat: "Ich wollte nicht mehr warten, bis jemand das perfekte Stück für mich schreibt. Ich habe es selbst gemacht. Das Tolle ist, dass ich mich nicht, wie in der Oper, auf eine Rolle beschränken muss, sondern in viele Charaktere schlüpfen kann. Ich koste alle Gefühlsebenen aus, vom liebenden Mädchen bis zur Massenmörderin."

Die Grundlage ist, natürlich, eine klassische, daneben wird aber mit Musical, Pop und Chanson experimentiert. "Ich liebe gute Musik. Und die braucht keine Schubladen".

Mit sieben Musikern und Arrangements von Tscho Theissing morgen im Theater an der Wien.

Das ganze Interview

Heute: Der Programm dieses Abend wirkt, als wäre Sie angekommen. Warum fühlt es sich so richtig an?

Elisabeth Kulman: "La femme c'est moi" habe ich mir auf den Leib geschneidert. Niemand kennt mich so gut wie ich selbst, deshalb hab ich mir gedacht: Ich will nicht länger auf jemanden warten, der das perfekte Stück für mich schreibt, sondern ich bau es mir einfach selbst zusammen. Also habe ich mir Musik ausgewählt, mir eine Dramaturgie überlegt und Arrangements ausgedacht, ganz abgestimmt auf meine Stärken. Umgesetzt wird das alles durch sieben fantastische Musiker in den Bearbeitungen von Tscho Theissing.

Heute: Welche (bisher nicht zutage getretene) Facetten können Sie erstmals auf der Bühne ausleben?

Elisabeth Kulman: Das Besondere in "La femme c'est moi" ist, dass ich mich nicht – wie etwa in der Oper – auf eine Rolle beschränken muss, sondern rasch in viele verschiedene Charaktere schlüpfen kann. Es macht wirklich Spaß, vom zart liebenden Mädchen bis zur Massenmörderin alle Gefühlsebenen auszukosten und das Publikum dabei teilhaben zu lassen.

Heute: Viele musikalische Stile treffen aufeinander. Welcher der Stile ist Ihnen der nächste, welchem nähern Sie sich gerade an?

Elisabeth Kulman: Das Programm geht freilich – entsprechend meiner Ausbildung – von einer klassischen Grundlage aus. An Opern und Liedern wird nicht gespart. Neu für mich sind die Experimente mit Musical, Pop und Chanson. Meine Musiker steuern auch noch Jazzelemente bei. Ich liebe einfach gute Musik, und die gibt's in allen Genres, egal ob E oder U. Es ist längst überfällig, dieses Schubladendenken abzulegen.

Heute: Stichwort Oper und Opernbetrieb: Woran denken Sie spontan?

Elisabeth Kulman: Oper ist toll, der Betrieb aber ist mir persönlich zu eng.

Heute: Stichwort Fremdbestimmung im Opernbetrieb: Was kritisieren Sie, was hat Sie ganz persönlich am meisten gestört, Sie gekränkt?

Elisabeth Kulman: Gekränkt bin ich gar nicht, es hat mir ja niemand was Böses getan. Ich betrachte die Sache ganz nüchtern: Der Opernbetrieb und ich passen einfach nicht mehr zusammen. Die Oper war für fast 20 Jahre ein bereichernder Lebensabschnittspartner. Doch jetzt ist es Zeit für eine neue Liebe.

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