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Opern-Star: "Freunde in Ukraine fliehen in ihre Keller"

Seit den Morgenstunden spricht Opernsängerin Zoryana Kushpler mit Familie und Freunden in der Ukraine. "Ich bin fassungslos", erzählt sie "Heute".

Amra Duric
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Zerstörte Wohnhäuser in der Umgebung von Kharkiv nach dem russischen Raktenangriff; Opernsängerin Zoryana Kushpler hat Angst um Freunde und Verwandte.
Zerstörte Wohnhäuser in der Umgebung von Kharkiv nach dem russischen Raktenangriff; Opernsängerin Zoryana Kushpler hat Angst um Freunde und Verwandte.
Picturedesk, Olena Cherninka

Um 3:40 Uhr wurde Zoryana Kushpler heute wach. "Es war, als ob ich gespürt hätte, dass etwas nicht stimmt", berichtet sie im Gespräch mit "Heute". Ihr furchtbare Vorahnung sollte sich bewahrheiten. Seit den Morgenstunden dringt Russland mit Panzern und Flugzeugen in die Ukraine vor. Innerhalb weniger Stunden hat Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinen Truppen die Hauptstadt Kiew erreicht – "Heute" berichtet.

Mutter aus Ukraine nach Österreich geholt

Kushpler wurde in Lemberg geboren. Von 2007 bis 2020 war sie Ensemblemitglied an der Wiener Staatsoper und lebt in Wien. In der Ukraine hat sie noch Familie und Freunde. "Ich habe heute mit einer Freundin in Kiew telefoniert. Sie wollte mit ihren beiden Kindern flüchten, aber die Straßen sind gesperrt und sie kommt nicht weg. Nun fliehen sie in den Keller des Hauses. Sie haben sich heute Gedanken darüber gemacht, was sie dort alles brauchen. Matratzen, Essen und einen Kübel, den sie als Klo benützen. Es ist herzzerreißend", schildert die Künstlerin die Situation.

"Ich hatte vergangenen Sonntag einen Auftritt in Lemberg und habe meiner Mutter gesagt: Du fährt mit mir nach Österreich zurück."

Ihre Mutter konnte der Opernstar noch rechtzeitig nach Österreich holen. "Ich hatte vergangenen Sonntag einen Auftritt in Lemberg und habe meiner Mutter gesagt: Du fährt mit mir nach Österreich zurück." Nicht nur aus aller Welt, sondern auch von vielen russischen Freunden und bekannten Persönlichkeiten erreichen Kushpler unterstützende Nachrichten: "Sie schämen sich dafür, was gerade passiert. Ich habe mich immer aus der Politik rausgehalten. Jetzt muss man aber darüber sprechen."

"Ich fürchte mich davor, was heute Nacht noch passieren könnte. Österreich sollte so schnell wie möglich zumindest Frauen und Kinder, die in Not sind, aufnehmen."

Angst kommt bei der Künstlerin auf, wenn sie an die kommenden Stunden denkt. "Ich fürchte mich davor, was heute Nacht noch passieren könnte. Österreich sollte so schnell wie möglich zumindest Frauen und Kinder, die in Not sind, aufnehmen." Auf ihrer Facebook-Seite machte die Opernsängerin auch auf Spenden für die ukrainische Armee aufmerksam.