Österreich

Opfer schwärmte von "tollem Sex", Polin leugnet

Heute Redaktion
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Bild: Daniel Schaler

Horror-Krimi vor Gericht: Die Altenpflegerin Bogumila W. (52) muss sich in Krems (NÖ) verantworten. Die Polin soll die Pensionisten Herbert A. (68) und Alois F. (61) langsam und qualvoll mit Arsen vergiftet haben, um bei den Hilflosen dann im Todeskampf abzukassieren (rund 90.000 Euro). Die Angeklagte beteuerte via Dolmetscher ihre Unschuld.

Die Opfer hatten laut Staatsanwältin Susanne Waidecker eines gemeinsam: Beide waren einsam gewesen und hatten per Inserat eine Partnerin gesucht. Und bei beiden waren die erhofften schönen Stunden von kurzer Dauer - sie wurden schwer krank und zunehmend hilflos. Beiden gegenüber gab Bogumila W. an, verwitwet zu sein - tatsächlich sei sie seit 30 Jahren in Polen verheiratet.

Anfangs kein Mord geplant

Die Staatsanwältin ging davon aus, dass zunächst gar kein Mord geplant war, sondern die Beschuldigte an das Vermögen ihrer Opfer kommen wollte. Herbert A. sei überglücklich gewesen, als die Polin bei ihm einzog, ein gewünschtes Darlehen für eine angebliche Operation gab er ihr aber nicht, worauf sie beschlossen habe, es sich auf andere Weise zu besorgen.

Anfang Februar 2010 folgte die erste Arsengabe - der Mann suchte wegen starker Übelkeit den Arzt auf, kam fünf Tage später neuerlich ins Spital, wo u.a. Blutungen festgestellt wurden. Die Anklage beschrieb sein Martyrium detailliert: Gepeinigt von Magenkrämpfen und Durchfall nahm er rasch 20 Kilo ab. Das Arsen lähmte seine Arme und Beine, von den Füßen löste sich die Haut ab, an den Augenlidern bildeten sich schmutzig-braune Flecken. Immer wieder musste er ins Spital, wo er am 15. Oktober 2010 schließlich starb.

Das zweite Opfer

Drei Wochen später habe sich die Polin an Alois F. herangemacht - dieser war einige Jahre jünger, aber genauso einsam, und hatte ebenfalls ein Inserat aufgegeben, in dem er eine ehrliche Partnerin suchte. Bereits kurz nach dem Kennenlernen habe er die erste Dosis Gift erhalten. Der 61-Jährige bekam eine Rachenentzündung, dann wurde Gürtelrose diagnostiziert, er litt an Atemnot, die gesundheitlichen Probleme wurden immer schwerwiegender. Er wurde mit Lungenentzündung ins Spital gebracht und starb am 14. Februar 2011.

"Toller Sex"

Die 52-Jährige gab an, keine intime Beziehung zu den Pensionisten gehabt, sondern nur als Putzfrau für sie gearbeitet zu haben. Herbert A. erzählte aber einer Zeugin, die die betreffende Kontaktannonce für ihn aufgegeben hatte, dass er eine Polin kennengelernt habe und schwärmte vom "tollen Sex" mit ihr. Auch soll er sich im Dezember 2009 von seiner Hausärztin ein Potenzmittel verschreiben haben lassen, so die Richterin.

Bogumila bekam Vermögen

Bei Herbert A., bei dem sie auch einzog, kam sie an sein Auto, seine Wohnung und ein Mobilheim in Seefeld. Bei Alois F. sei ihr nur gelungen, sich dessen Pkw zu beschaffen. Einen weiteren Pflegebefohlenen, der später einer Krebserkrankung erlag, habe sie um seine Briefmarkensammlung erleichtert.

Voll zurechnungsfähig

Richard Billeth, psychiatrischer Gutachter, hat bei der Angeklagten keine relevante psychiatrische Erkrankung gefunden und ihr Zurechnungsfähigkeit attestiert. Dokumentiert seien drei leichte Depressionen - lange zurückliegend, nach einem schweren Autounfall und aufgrund Schulden, und jetzt zuletzt, was aber keine Beeinträchtigung darstelle. Es gebe auch keine Hinweise auf eine Geisteskrankheit oder Persönlichkeitsstörung. Sollte die Angeklagte die Taten begangen haben, war sie zum Tatzeitpunkt in der Lage, das Unrecht ihrer Handlungen einzusehen, so Billeth abschließend.

Wolfgang Höllrigl/red/APA