Österreich

Wörthersee-Bootsdrama: Familie des Toten spricht

Heute Redaktion
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Zerstörte Familien, Tod und Trauer – der Motorbootunfall in Kärnten im Sommer 2017 wirft bis heute Schatten auf eine prominente Manager-Runde. Erstmals meldet sich die Familie des getöteten Manfred Schroll zu Wort und veröffentlicht die Urteile der Justiz.

Flaschenweise Wein, Bier, Gin Tonic und Rum auf Ex. Dass der im Bootsdrama wegen grob fahrlässiger Tötung schuldig gesprochene Unternehmer (46) aus Niederösterreich danach nur 0,882 Promille im Blut hatte, grenzt fast an ein Wunder.

Der Familie des Opfers, Manfred Schroll, ist wichtig festzuhalten, dass der Getötete keine Schuld am Unfall trägt. Die Veröffentlichung der Urteile soll genau das zeigen. Denn der Hauptangeklagte hatte im Erstprozess und der Berufungsverhandlung behauptet, dass Schroll ins Lenkrad gegriffen habe. Eine Behauptung, die vor Gericht nicht zu halten war.

Die Urteile zeigen weitere verstörende Details. Die Runde aus Unternehmern und Managern, durchwegs in verantwortungsvollen Positionen, auch im (teil)staatlichen Bereich tätig, ließ es hoch hergehen. Besonders der nunmehr zu 9,5 Monaten Verurteilte sticht dabei heraus. Nach einer Partie Tennis in Pörtschach tankte er am späten Vormittag ein großes Bier. Dann fuhr er mit dem späteren Opfer per Motorboot ins Luxusrestaurant Lakeside nach Reifnitz, wo man auf Freunde traf. Zu dritt trank man dann mindestens vier Flaschen Rose?-Wein. Der Verurteilte hielt dann am Nebentisch eine Telefonkonferenz ab, bei der er sich ein Glas Gin Tonic genehmigte.

Mit dem Boot Marke "Renegade Malibu" mit 335 Pferdestärken unter der Haube raste die Gruppe über den Wörthersee nach Klagenfurt. Der 46-jährige Manager, der sich selbst als Kapitän als "nicht ganz sicher" einschätzt, vollführte dabei waghalsige Manöver. Darunter sogenannte "Achter" und "Ringe". In der Lounge der Klagenfurter Werft orderte man in Seebären-Manier Rum. Bei der Abfahrt war die Flasche zu drei Viertel geleert. Der Manager trank laut Zeugen das letzte Glas in einem Schluck aus, weil man eilig weiterbrausen wollte.

Tatsächlich kam es dann zu noch waghalsigeren Bootsmanövern. Der Mann beschleunigte auf 50 bis 60 km/h, was bei diesem Boot Vollgas entspricht. Abrupte Links-Rechts-Kombinationen mit Gasgeben und Leerlauf mündeten in sogenannte "Powerturns". Dabei geschah auf Höhe von Reifnitz das Furchtbare.

Manfred Schroll wurde ins Wasser geschleudert, gerammt und von der Schiffsschraube im Rückwärtsgang tödlich verletzt. Das Grazer Berufungsgericht unter Richter Erik Nauta, er verhandelte auch schon den Briefbomber Franz Fuchs, sah keine Mitschuld des Toten. Im Gegenteil: Hätte der Manager nicht den Rückwärtsgang eingelegt, wäre Schroll mit "hoher Wahrscheinlichkeit" noch am Leben.

Die einst so honorige Freundes-Runde ging im Prozess nicht gerade gentlemanlike miteinander um. Festgehalten wurde: Die übrigen Männer an Bord "wirkten eher distanziert und nicht um Wahrheitsfindung bemüht".

Der Verurteilte wird voraussichtlich nicht ins Gefängnis gehen, sondern Fußfesseln bekommen. Obwohl zwei Kindern durch grobe Fahrlässigkeit der Vater genommen wurde.