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ORF-Chef Wrabetz empört über "Missbrauch" beim ESC

Heute Redaktion
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Nach einem zweiten Platz beim Song Contest 2015 wollte Russland in Stockholm unbedingt gewinnen. Deshalb wurden Unmengen an Geld in Sergej Lazarevs Auftritt gebuttert. Genützt hat es nichts. Stattdessen gewann die Ukraine. ORF-Chef Alex Wrabetz beklagt nun "Missbrauch", Russland glaubt an Betrug. Was wirklich dahinter steckt.

Nach einem zweiten Platz beim wollte Russland in Stockholm unbedingt gewinnen. Deshalb wurden Unmengen an Geld in Sergej Lazarevs Auftritt gebuttert. Genützt hat es nichts. Stattdessen gewann die Ukraine. ORF-Chef Alex Wrabetz beklagt nun "Missbrauch", Russland glaubt an Betrug. Was wirklich dahinter steckt.

Politisches ist beim ESC strengstens verboten. Armenien zittert noch vor der Strafe, die Iveta Mukuchyan dafür bekommen wird, dass sie für eine Flaggen-Eklat gesorgt hat. Es könnte sogar sein, dass das Land nachträglich disqualifiziert wird. Beim Finale wurden die Flaggen der Delegation extra untersucht, um einen zweiten Vorfall zu verhindern. 

Ukraines Jamala hat sich geschickt an den EBU-Regeln des Song Contests vorbeigeschummelt. Ihr Song "1944" war rein historisch, es ging um Verbrechen Stalins an den Krimtataren. Doch in Interviews gab Jamala, die ihren Song selbst geschrieben hat, offen zu, dass es natürlich auch um aktuelle Verbrechen Russlands auf der Krim geht. Dafür wird sie in ihrem Heimatland gefeiert. 

"David" Ukraine gegen "Goliath" Russland

So wurde der Song Contest zu einem politischen Match "David" gegen "Goliath": Auf der einen Seite Russland mit einem perfekt und um viel Geld inszenierten Song mit viel Technik auf der Bühne und einem Riesen-Budget sowie einem in Russland gut etablierten Gesangs-Star. Dahinter Präsident Wladimir Putin, der den Sieg unbedingt wollte.

Auf der anderen Seite sang für die Ukraine die opernsingende Jamala, die ihren Song selbst geschrieben hatte und auf Krimtatarisch sang. Ohne große Show, ohne schrägem Kostüm oder technischem Aufwand stand sie auf der Bühne.Sie punktete durch echte Emotionen, ihre Urgroßmutter wurde 1944 deportiert, einige Freunde verschwanden erst kürzlich. 

Ukrainer stimmten für Russland, Russen für Ukraine

Das Thema war hochpolitisch und brisant. Von der russischen Jury bekam die Ukraine wenig überraschend keinen Punkt. Umso erstaunlicher sind hingegen die Punkte beim Publikumsvoting: Die meisten Punkte aus der Ukraine gingen an Russland, umgekehrt voteten die Russen wie wild für die Ukraine. Dabei wurde im russischen TV mit keinem Wort erwähnt, um welchen "persönlichen Konflikt" es im ukrainischen Lied geht. 

20 von 41 Länder-Jurys gaben Russland null Punkte

Beim Jury-Voting sah die Sache allerdings ganz anders aus. 20 von 41 Länder-Jurys ließen Russland komplett leer ausgehen. "Einige Jurys haben uns boykottiert", ärgerte sich Russlands Sergej Lazarev. Das könne er nicht verstehen. In Russland warnte "Lifenews" laut dem "Spiegel" schon vor der Übertragung des Finales, dass viele Länder "nach geopolitischen Prinzipien" abstimmen. 

 

Gratulation Zoe!EsC leider für Politinszenierung missbraucht
— Alexander Wrabetz (@wrabetz)

Blauäugiger Wrabetz schimpft über "Missbrauch"

Aber sind es wirklich die anderen Länder, die diese Situation ausbaden müssen? ORF-Chef Wrabetz spricht von einem "Missbrauch" des Song Contests. Das ist entweder blauäugig oder scheinheilig. Bedenkt man, dass Österreich die 12 Punkte aus Kroatien im Jahr, in dem "Nachbar in Not" so richtig angelaufen war, dankend entgegen nahm, kann man sich ruhig über Wrabetz' Entrüstung wundern.
Dass Nachbarländer (Österreich und Deutschland sind da eine Ausnahme) regelmäßig ihren "Freunden" die höchste Punktezahl geben, egal wie scheiße der Song ist, ist auch schon immer der Fall gewesen. So unpolitisch der Song Contest an der Oberfläche ist, so durch und durch politisch war das Voting schon immer. Inzwischen wird auf der Krim mit echten Waffen gekämpft, Menschen sterben. Da ist es kein Wunder, dass auch beim ESC mit härteren Bandagen gekämpft wird. 

Interessant wird, ob Russland im kommenden Jahr in der Ukraine singen wird. Und wie willkommen sie dort wären.