Aus Sicherheitsgründen

ORF-Moderator muss Lesung in jüdischer Location absagen

Ein geplanter Auftritt von Jürgen Pettinger kann nicht stattfinden, weil die Betreiber der Veranstaltung Angst vor antisemitischen Übergriffen haben.
Sandra Kartik
07.11.2023, 08:33
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Er tourt gerade mit seinem neuen, bewegenden Buch "Dorothea" durch Österreich. Darin erzählt ORF-Journalist Jürgen Pettinger die wahre Geschichte von Schauspielerin Dorothea Neff, die ihre jüdische Lebensgefährtin Lilli Wolff von 1941 bis 1945 bei sich daheim vor den Nazis versteckte. Die Künstlerin rettete ihre Partnerin damals das Leben. 

Nun teilt der 47-jährige Autor auf Twitter mit, das sein Roman im Lichte des Israel-Kriegs nun traurige Aktualität hat. "Gerade wurde eine geplante Lesung meines Buches in Wien abgesagt. Begründung: Die Veranstalter wollen 'aus Sicherheitsgründen' derzeit keine Veranstaltung mit 'jüdischem Konnex' haben."

Jüdische Veranstalter haben Angst

Auf "Heute"-Anfrage erklärt der oberösterreichische Journalist die Hintergründe der Absage, die ihn betroffen macht: "Die Veranstalter sind selbst jüdisch. Sie wollen in Zeiten wie diesen aus Angst vor Anfeindung und Angriffen keinen Funken von Scheinwerferlicht erzeugen. Ihre Besorgnis ist leider nicht weit hergeholt", bedauert er. Deshalb wollen die Betreiber der Location mit ihrem religiösen Hintergrund auch ganz bewusst nicht in Erscheinung treten, so Pettinger weiter.

"Das Traurige ist: In meinem Buch geht es um eine jüdische Frau, die sich unsichtbar machen muss. 80 Jahre später müssen sich Jüdinnen und Juden offenbar wieder verstecken. Sie sagen aus Sicherheitsgründen Veranstaltungen ab, tragen keine Ketten mit Davidstern mehr, legen ihre Kippa ab oder ziehen ein Baselball-Cap drüber", ist der ORF-Star bestürzt.

"Schulter an Schulter gegen Ausgrenzung"

Der TV- und Radio-Moderator wollte mit seinem Tweet nicht sein Bedauern über die abgesagte Lesung ausdrücken, sondern vielmehr eine gefährliche Entwicklung der Gesellschaft ansprechen. "Mir geht’s darum, zu zeigen, was gerade los ist und darauf hinzuweisen, dass auch die nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft davon betroffen ist. Wir müssen Schulter an Schulter gegen Ausgrenzung stehen." 

Alle Fotos: Lichtermeer für Israel am Heldenplatz

Die Wiener Veranstalter, die ihre Absage bedauern, wollen die Lesung nachholen, "wenn sich die Situation beruhigt hat." Ein Blick auf die weltpolitische Lage lässt jedoch befürchten, dass das noch dauern wird.

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