"Unfassbar"

ORF-Star: "Im Arabischen kein Wort für Antisemitismus"

Für verdutzte Gesuchter sorgte am Montagabend ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary. Araber seien ja selbst Semiten, hielt er fest.

Newsdesk Heute
ORF-Star: "Im Arabischen kein Wort für Antisemitismus"
Der ORF-Korrespondent sorgte für einen Aufreger.
TVthek

In der Primetime zeigte der ORF am Montag eine "ZiB"-Spezial zum Nahostkonflikt und dessen Wurzeln. Bekanntlich wurde Israel schon unmittelbar nach der Staatsgründung sofort von den arabischen Ländern angegriffen, konnte letztlich aus den Kriegen aber als Sieger hervorgehen. Warum die Ablehnung eines jüdischen Staats so groß war, wollte Moderatorin Nadja Bernhard deswegen vom bekannten Nahost-Korrespondenten Karim El-Gawhary wissen.

"Es gab in der arabischen Geschichte immer wieder Probleme zwischen Muslimen, Juden und Christen", referiert dieser einleitend. Manchmal gab es auch Pogrome, aber nichts annähernd in der Kategorie des Holocausts, der von Deutschen und Österreicher verbrochen wurde. "Es gibt im Arabischen übrigens kein Wort für Antisemitismus", führt er weiter aus, "das wär auch merkwürdig, denn die Araber sind ja selbst Semiten".

Breite Kritik

"Unfassbar", reagieren die jüdischen österreichischen Hochschüler:innen darauf. "Karim El-Gawhary verbreitet im ORF bekannte Narrative, die Antisemitismus leugnen."

Auch die Historikerin und Antisemitismus-Forscherin Isolde Vogel, die an der Österreichische Akademie der Wissenschaften arbeitet, sieht diese Darstellung kritisch. "Antisemitismus als religiösen Konflikt misszuverstehen und in der arabischen Welt zu leugnen, weil Araber "selbst Semiten" seien, ist ein Niveau, das ich mir von einem @orf -Journalist in der österreichischen Hauptnachrichtensendung nicht erwartet hatte", schreibt sie auf Twitter.

"Koloniales Projekt"

Genau das, Antisemitismus als religiösen Konflikt misszuverstehen, tut El-Gawhary aber nicht. Er sprach im Anschluss über seine eigene Familiengeschichte: Die Familie in Kairo sei früher wie selbstverständlich zum Rabbi gegangen, um Fleisch zu segnen und Beschneidungen durchzuführen, weil es die nächste Adresse war. Nur mit der Staatsgründung Israels 1948 änderte sich das.

In Israel wurde fortan ein "koloniales Projekt" gesehen. Hätten Inder den Palästinensern das Land weggenommen, würde man heute über "Antihinduismus" reden, führt er beispielhaft aus. Es sei im Nahen Osten also kein Religionskonflikt, sondern ein Konflikt um ein Stück Land, so der ORF-Mann.

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    Am Mittwoch stürmten israelische Soldaten das Al-Shifa-Spital im Gazastreifen.
    Am Mittwoch stürmten israelische Soldaten das Al-Shifa-Spital im Gazastreifen.
    via REUTERS
    red
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