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"Traumschiff" mit Rassismus-Eklat – "zum Fremdschämen"

Am Neujahrstag ging es mit dem ORF-"Traumschiff" nach Namibia – dort bediente man sich lauter rassistischer Vorurteile. Im Netz tobt ein Shitstorm.

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<strong>Florian Silbereisen</strong> in Namibia:&nbsp;Zwar bietet die neue Folge in typischer Manier ganz viel Liebe und Dramen, doch einigen Zuschauern stieß die Folge dennoch sauer auf.
Florian Silbereisen in Namibia: Zwar bietet die neue Folge in typischer Manier ganz viel Liebe und Dramen, doch einigen Zuschauern stieß die Folge dennoch sauer auf.
ZDF und Dirk Bartling

Wie jedes Mal zum Neujahr strahlte der ORF eine neue Folge von "Das Traumschiff" aus. Am ersten Tag von 2022 nahm die MS Amadea Kurs auf Afrika – genauer gesagt nach Namibia. Erneut haben die Passagiere – darunter Influencerin Caro Daur – jede Menge Probleme und Sorgen im Gepäck, die sich aber vor der Kulisse wunderschöner Natur und Traumstrände und pünktlich kurz vor der Rückkehr in den heimischen Hafen in Luft auflösen.

Schmuggler und ein weißer Mann als Retter

Seichte Feiertags-Unterhaltung, aber ein Garant für Erfolg. Nur dieses Jahr trifft sie auf scharfe Kritik. Grund dafür sind einige fragwürdige Szenen: Wie etwa jene, in der Staff-Kapitän Martin Grimm, gespielt von Daniel Morgenroth, einen Trip in die Wildnis macht. Dort wird er von einem Dorfbewohner angesprochen, der ihn bittet, ihm bei der Reparatur eines Diesel-Generators zu helfen.

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    Das "Traumschiff" nimmt Kurs in Richtung Namibia. Ein unvergessliches Erlebnis auch für Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen, M.), Staff-Kapitän Martin Grimm (Daniel Morgenroth, r.) und Schiffsoffizier Oliver Botten (Francis Fulton-Smith, l.).
    Das "Traumschiff" nimmt Kurs in Richtung Namibia. Ein unvergessliches Erlebnis auch für Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen, M.), Staff-Kapitän Martin Grimm (Daniel Morgenroth, r.) und Schiffsoffizier Oliver Botten (Francis Fulton-Smith, l.).
    ZDF und Dirk Bartling

    Natürlich löst der hilfsbereite Kapitän Grimm das Maschinenproblem im Handumdrehen und wird prompt von den Einheimischen gefeiert. Gegenüber dem Publikum wird mit den Szenen impliziert, dass die Personen in Namibia ohne deutsche Hilfe keine Motoren reparieren, geschweige denn ihr Leben bestreiten können.

    Ein Vollbad in Klischees

    Überhaupt werden People of Color und das Verhältnis von Europa und Afrika einer stereotypischen Weise dargestellt, die an Rassismus grenzt. So macht die Nichte von Kapitän Prager, gespielt von Florian Silbereisen, ein Praktikum als Lehrerin in Namibia. Dies endet jedoch, weshalb sie eigentlich für ein Studium nach Deutschland zurück muss. Doch sie weigert sich.

    Der Grund: "Die Kinder brauchen mich." Ebenso wolle sie wegen ihres Freundes, der aus Namibia kommt, nicht abreisen. Dieser ist in der Folge übrigens in krumme Schmuggel-Geschäfte verwickelt. In der Liebesgeschichte werden somit gleich zwei rassistische Klischees bedient: Die weiße Frau, auf deren Hilfe die armen, schwarzen Kinder angewiesen sind, und ihr schwarzer Freund, der in illegale Machenschaften verstrickt ist.

    "Traumschiff verbieten"

    Nach der Folge bleibt von Namibia somit das Bild eines Landes von Wilderern und Schmugglern, wo die Menschen warten müssen, bis zufällig ein Deutscher auf einem Kreuzschiff vorbeikommt, der ihnen einen Generator repariert, weil sie das selbst nicht können.

    Auch auf Twitter stiess die Neujahrsfolge gerade deshalb auf herbe Kritik. So schrieb ein User: "Schwarze Menschen dealen Drogen, trommeln, tanzen, können ohne deutsche Hilfe keine Motoren reparieren." Und fordert: "Kann da mal ne Awareness-Taskforce auf den Lerchenberg fahren?" (in Mainz-Lerchenberg steht das Sendezentrum des ZDF, welcher "Das Traumschiff" produziert, Anm. d. Red.)

    Für seinen Tweet bekommt User Flügge dann auch direkt Zustimmung.

    "Dass das ZDF diese Stereotypen so senden darf und kann", schreibt ein weiterer Twitter-Nutzer, sei ihm 2022 ein Rätsel: "Zum Fremdschämen."

    Ein weiterer Zuschauer versucht in seinem Tweet seine "Entgeisterung in Worte" zu fassen. "Wo steht eigentlich, dass Serien des #ÖRR zur allgemeinen Verdummung beitragen müssen?"

    "Traumschiff verbieten" fordert sogar ein User.

    Ein weitere Nutzer ist fassungslos über die Darstellung der schwarzen Menschen.

    Gerade jene Szene, in der Staff-Kapitän Grimm den Motor repariert, kam gar nicht gut an.

    Auch Schweden-Folge in der Kritik

    Dabei ist es nicht das erste Mal, dass sich das "Traumschiff" Kritik einhandelt. Schon die Weihnachtsfolge vor acht Tagen sorgte bei Zuschauerinnen und Zuschauern für Unmut. Darin fuhr nämlich ausgerechnet ein Umweltaktivist mit dem Kreuzfahrtschiff – das nicht gerade als sparsames Transportmittel bekannt ist. Und wohin? Natürlich ins Greta-Land Schweden.

    Nicht die erste Kritik am Traumschiff

    Hat man aus Fehlern etwa nicht gelernt? Bereits in der Oster-Folge von 2020 kam es auf der MS Amadea zum Skandal. "Das Traumschiff" nahm damals Kurs auf Marokko. Nach etwa sieben Minuten Spielzeit stolperte der Bordfotograf Ken und verteilte dabei kistenweise Fotos von Passagieren auf dem Boden.

    Der neue Fitnesstrainer Lennart kam ihm zur Hilfe, schüttelte ihm die Hand und hob ein paar Bilder auf. "Alles Tänzerinnen, die meisten aus Russland. Sind gerade erst an Bord gekommen – echte Sahneschnitten", sagte Ken. Dann sah Lennart ein Bild der schwarzen Prinzessin Lilani – und fragt: "Wer ist das?" Ken antwortet: "Keine Chance, den Schokoriegel hab' ich mir schon auf die Fahne geschrieben."

    Der ZDF versuchte diese peinlichen Spruch damals so einzuordnen, indem in der Episode gleich selber betont wurde, worum es sich handelt: Rassismus! Lennarts Antwort war nämlich: "Schokoriegel?! Sag mal, geht's noch? Ich verstehe bei Rassismus keinen Spaß!" Aber nicht alle Zuschauer fanden diese Verarbeitung glaubwürdig.

    Anfragen beim ORF/ZDF sowie den "Das Traumschiff"-Verantwortlichen zur aktuellen Folge laufen.