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Ortlechner reagiert sauer: "Fehlen mir fast die Worte"

Manuel Ortlechner ist sichtlich genervt. Der Sportdirektor von Austria Wien kann Fragen nach der Kaderzusammenstellung nicht mehr hören. 

Heute Redaktion
Austria-Sportdirektor Manuel Ortlechner reagiert auf Kritik am Austria-Kader.
Austria-Sportdirektor Manuel Ortlechner reagiert auf Kritik am Austria-Kader.
Gepa

In den letzten Jahren haben sich die "Veilchen" vor allem auch aus finanziellen Gründen mit ihrer Nachwuchsarbeit einen Namen gemacht. Patrick Wimmer, Benedikt Pichler, Matthias Braunöder, Aleksandar Jukic, Muharem Huskovic oder zuletzt Manuel Poster mit einer starken Leistung in der Conference League gegen den spanischen Spitzenklub Villarreal zeigten auf.

Trotzdem ist die Personaldecke bei den Wienern eng. Huskovic ist nach seinem schweren Verkehrsunfall genauso für diese Saison kein Thema mehr wie Talent Florian Wustinger nach einem Kreuzbandriss oder der vielversprechende Linksverteidiger Ziad El Sheiwi, der sich bei seinem Comeback-Spiel neuerlich einen Kreuzbandriss zuzog. Neuzugang Marko Raguz soll erst in der Winter-Vorbereitung wieder ins Training einsteigen. 

Zwei Austria-Baustellen

Hinzu kommen kleinere Blessuren. Die bei der Austria zwei Baustellen enttarnten: die linke Abwehrseite und die Mittelfeldzentrale. Mit El Sheiwi und Neuzugang Matan Baltaxa, der jüngst bei den Young Violets in der zweiten Liga auflief, fielen beide Austria-Linksverteidiger aus, zuletzt auch "Notnagel" Marvin Martins angeschlagen. Erst so erhielt Polster seine Chance. Und nützte sie. Im Mittelfeld sind Braunöder und Manfred Fischer gesetzt, James Holland stand schon zweimal wegen der Regelung des Österreicher-Topfs nicht im Kader. Die Möglichkeiten zur Rotation sind begrenzt. 

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    337. Wiener Derby – der Spielfilm in Bildern. Die Austria jubelt nach einem frühen Doppelschlag über einen 2:1-Sieg bei Rapid.
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    "Fast grenzwertig"

    Als Ortlechner auf eine angebliche Kritik seines Trainers Manfred Schmid bezüglich der violetten Kaderdichte angesprochen wurde, platzte dem violetten Sport-Boss der Kragen. "Dass wir in den letzten Wochen schwere Verletzungen bei Talenten hinnehmen müssen, dass uns Mitte Oktober vorgehalten wird, dass wir auf unsere Talente setzen, finde ich fast grenzwertig, um es ehrlich zu sagen", so Ortlechner sichtlich angefressen. 

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      Das sind die teuersten Zu- und Abgänge der heimischen Bundesliga.
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      Der violette Sport-Boss ergänzte: "Gerade das Beispiel des Linksverteidigers – das nervt mich gerade auch ein bisschen. Wo wir uns Gedanken machen, einen Weg freizuhalten für ein eigenes Talent, das dann Wochen später vorgehalten zu bekommen, wo andere Vereine gar nicht wissen, dass sie österreichische Talente haben. Da fehlen mir fast die Worte", so Ortlechner. Baltaxa wurde trotz eines Bänderrisses unter Vertrag genommen. "Ich hatte vier in meiner Karriere. Es war nicht absehbar, wie sich der entwickelt", so der 42-Jährige weiter. "Deswegen verteidige ich gnadenlos den Weg, den wir im Sommer eingeschlagen haben", so Ortlechner.  

      "Deshalb haben wir Probleme"

      Zuvor war Schmid mit Aussagen über seine Köln-Zeit konfrontiert worden. Der damalige Co-Trainer von Peter Stöger beim "Effzeh" sprach über die damals enge Kadersituation, die schließlich auch in der deutschen Bundesliga ihren Tribut forderte. "Ich habe meine Erfahrungen kundgetan. Das hat nichts mit Kritik zu tun. Auf gewissen Positionen ist es nicht möglich zu rotieren. Wir haben viele verletzte Spieler und deshalb Probleme. Es ist kaum möglich, Spieler zu schonen. Aber trotzdem haben wir es gut hinbekommen", erklärte auch Schmid. 

      Und nannte Fischer als Beispiel. Der Kapitän gegen Villarreal habe sich stets für das Team aufgeopfert. "Die Spieler sind enttäuscht, wenn ich ihnen sage, dass sie nicht von Beginn an spielen dürfen. Ich habe Fischer gefragt, ob er müde ist, er hat gesagt: ,Ja, Trainer. Ich bin tot. Aber wenn du mich brauchst, bin ich da.´ Das zeigt seine Einstellung. Und das gilt für die ganze Mannschaft", schloss Schmid. 

      Austria sieht sich um

      Allerdings unterstrich auch Ortlechner, dass sich die Wiener bereits Gedanken über die kurze Wintertransferzeit machen. Mit den drei schwerverletzten Spielern stehen lange Ausfälle ja bereits fest. "Es geht nicht nur um den Winter, es geht schon um den kommenden Sommer. Die finanziellen Möglichkeiten haben sich nicht wirklich verändert, die Situation ist weiter sehr angespannt, das vergisst man gerne. Aber klar, wir beschäftigen uns damit, ob wir im Winter auf der einen oder anderen Position nachjustieren werden", hielt der Austria-Sportdirektor fest. 

      Schmid nahm es derweil schon mit Galgenhumor. Auf die violette Kadersituation angesprochen, meinte der 51-Jährige: "Wir werden am Sonntag elf Spieler auf den Platz bringen."

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