Österreich

Ortschef soll vor Stadträtin Hose runtergelassen haben

Heute Redaktion
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Polit-Streit in Retz
Polit-Streit in Retz
Bild: Stadtgemeinde Retz

Sexismus-Vorwurf im Weinviertel: Der Retzer Bürgermeister wird von einer SP-Stadträtin beschuldigt, vor ihr die Hose geöffnet und seine Unterhose gezeigt zu haben. Die VP spricht von übler Nachrede.

Die Hack'ln fliegen tief in Retz (Bezirk Hollabrunn): In einem offenen Brief an alle niederösterreichischen Parteien sowie an die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner schildert SPÖ-Stadträtin Elisabeth Germann von einem sexistischen Vorfall bei einem Termin mit dem Retzer Bürgermeister Helmut Koch (VP).

Im Rahmen eines Meetings am Donnerstagmorgen zu einem Bildungsthema mit der Volksschuldirektorin habe sich Koch eine Entgleisung geleistet. "Auf die Frage der Direktorin, ob jemand Kaffee möchte, hat Bürgermeister Koch geantwortet, selbstverständlich schwarz, er sei schwarz bis ins Innerste, er habe sogar schwarzes Blut und schwarze Unterhosen an. Dann hat er die Hose geöffnet bis seine Unterhose sichtbar war und gesagt, ach schau heute ist sie gestreift", schildert die SP-Politikerin in dem offenen Brief.

Parteiausschluss gefordert

Sie fordert bei Mikl-Leitner nun Konsequenzen ein. "So wie Ihr Landesgeschäftsführer fordere ich im Sinne eines fairen politischen Wettbewerbs, der politischen Kultur in Niederösterreich und in Österreich Sie auf, gegenüber dem Retzer ÖVP Bürgermeister Helmut Koch die Konsequenzen zu ziehen und ihn aus der Österreichischen Volkspartei auszuschließen", schreibt Germann.

Helmut Koch auf "Heute"-Anfrage: "Das ist sowas von lächerlich. Ich habe gesagt, ich bin schwarz bis auf die Unterhose. Dass ich die Hose heruntergezogen habe, ist Blödsinn und eine Lüge." Der Stadtchef vermutet eine Retourkutsche dafür, dass Germann ihre Plätze in Ausschüssen und Gremien räumen musste. Im Hinblick auf die kommende Gemeinderatswahl wolle Germann Koch loswerden, so die Vermutung.

Das sagt SPNÖ

„Wenn der Bürgermeister von Retz sich bemüßigt fühlt, vor der SPÖ-Stadträtin Elisabeth Germann seine Hose zu öffnen, damit er ihr – ungefragt und ungewollt – seine Unterhose zeigen kann, dann muss man sich schon fragen, was er sich davon erwartet: Wollte er sie schockieren? Hätte das gar ein Angebot sein sollen?", fragt SPNÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar. Der Bürgermeister einer großen Gemeinde und SPNÖ-Chef fordert auch eine Stellungnahme von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (VP): "Ein derartiges Verhalten ist ungeheuerlich und ein gesellschaftlicher Rückschritt in einer Zeit, in der sich Frauen und Männer als gleichberechtigt begegnen sollten. Dazu gehört für mich auch ein respektvoller Umgang – erst recht in der Politik, die eine Vorbildfunktion einnehmen sollte."

Üble Nachrede?

ÖVP-Niederösterreich-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner forderte die SPNÖ auf, die Vorwürfe zurückzunehmen: „Wer jemandem zu Unrecht sexistisches Verhalten unterstellt, erfüllt den Tatbestand der Kreditschädigung und der üblen Nachrede."

Die Direktorin selbst will laut Medienberichten nichts mitbekommen haben: "Die Besprechung war harmonisch wie immer." (nit, lie)