Gustav Klimt und sein Beethovenfries sind für Österreich, was Leonardo da Vinci und seine Mona Lisa für Paris sind: Kunst-Blockbuster und ein Touristen- und Publikumsmagnet. Die Erben des ursprünglichen Besitzers hätten das berühmte Fries gern zurück. Nun ist der Kunstrückgabebeirat gefordert. Er muss entscheiden, ob Österreich sein Kunst-"Wahrzeichen" hergeben muss. Anfang Dezember wurde die Entscheidung allerdings auf März 2015 vertagt. Am Freitag steht die Entscheidung an.
Gustav Klimt und sein Beethovenfries sind für Österreich, was . Nun ist der Kunstrückgabebeirat gefordert. Er muss entscheiden, ob Österreich sein Kunst-"Wahrzeichen" hergeben muss. Anfang Dezember wurde die Entscheidung allerdings auf März 2015 vertagt. Am Freitag steht die Entscheidung an.
Im Vorjahr beantragten die Erben der Familie des . Das monumentale Wandgemälde, das als eines der Hauptwerke des Wiener Jugendstils gilt, wurde nach der Enteignung der Familie in der NS-Zeit zwar formell zurückgegeben, aber mit einem Ausfuhrverbot belegt und schließlich 1972 um 750.000 Dollar (damals 15 Millionen Schilling) durch die Republik gekauft. Das Auktionshaus Christie's schätzte den Wert kurz davor auf 25 Millionen Schilling.
Angebliche Beweise für "Verkauf unter Druck"
1999 wurde ein Antrag auf Rückgabe abgeleht, doch 2006 änderte sich das Gesetz. Nun versuchen es die Erben erneut. Falls ausgeübt wurde, muss das Fries zurückgegeben werden. Angeblich sollen dafür Beweise vorliegen.
Provenienzforscherin wurde ignoriert
"Es wäre sicher der bisher prominenteste Rückgabefall", sagt Provenienzforscherin Sophie Lillie, die für eine der Erbengruppen ein Gutachten erstellt hat. Sie ist überzeugt, dass die Voraussetzungen für eine Rückgabe gegeben sind. Lillie hatte bereits vor Monaten einen "runden Tisch" vorgeschlagen. Vertreter von Bund, Secession und Belvedere (zu deren Sammlungen der Fries gehört) hätten sich mit den Erben zusammen setzen sollen. Damals wurde Lillie ignoriert.
In der Künstlervereinigung Wiener Secession geht man davon aus, dass die Republik das Werk "rechtmäßig erworben hat" und die Antragsteller "im Unrecht sind" , betont jedoch, "die sorgfältige Arbeit der Restitutionskommission" wertzuschätzen und "deren Entscheidung selbstverständlich und ohne Einschränkungen (zu) akzeptieren". Formal spricht das Gremium lediglich eine Empfehlung aus. Bisher hat sich die Republik jedoch stets daran gehalten.
Die turbulente Geschichte des "Beethovenfries'": Krieg, Flucht, Brand, Streit der Erben - bitte umblättern
"Beethovenfries" - Sammlung Lederer: Enteignet, verbrannt, abgekauft
Traurigen Ruhm hat die Kunstsammlung der Familie Lederer durch ihre gewaltigen Verluste am Ende des Zweiten Weltkriegs erlangt: In den letzten Kriegstagen verbrannten mit dem Marchfelder Schloss Immendorf aller Wahrscheinlichkeit nach zehn Hauptwerke von Gustav Klimt, wertvolle italienische Altmeister, sowie ein Städtebild und ein Aquarell von Egon Schiele.
Nach dem Brand, nach den Jahren der Enteignung durch die Nazis sowie nach den schikanösen Ausfuhrbestimmungen, die mit der Kunstrückgabe der unmittelbaren Nachkriegszeit einhergingen, waren von einer der größten und bedeutendsten Privatsammlung aus dem Wien der Jahrhundertwende nur noch Bruchstücke übrig.
"Bestangezogene Dame Wiens"
Der Großindustrielle August Lederer und seine Frau Serena - von Josef Hoffmann als "bestangezogene Dame Wiens" gerühmt - haben sich vor allem durch ihre Förderung von Gustav Klimt einen Platz in der Kunstgeschichte gesichert: Als größte Privatsammlung Klimts verfügte sie unter anderem über die skandalumwobenen Deckengemälde für den Festsaal der Wiener Uni, "Medizin" und "Jurisprudenz", über die Gemälde "Goldener Apfelbaum", "Danae", "Garten mit Malven und Hühnern", "Malchesine" oder Serena Lederers eigenes Porträt, außerdem rund 200 Zeichnungen aus dem Nachlass Klimts - und schließlich den monumentalen "Beethovenfries".
Gustav Klimt selbst brachte Lederers Tochter zeichnen bei
Gustav Klimt selbst ging bei Lederers ein und aus, unterrichtete die Tochter im Zeichnen und stellte dem Ehepaar den jungen Maler Egon Schiele vor - ihr Sohn Erich sollte später zu einem seiner wichtigsten Sammler werden. Erich Lederer war es auch, der die verbliebenen Teile der Sammlung nach dem Krieg wieder zusammenzusetzen versuchte. Seine Mutter war 1943 in Budapest gestorben, wohin sie 1939 geflüchtet war. Von dort aus hatte sie verzweifelt versucht, die Liquidierung der Kunstsammlung zur Tilgung vermeintlicher Steuerschulden zu verhindern.
SS zog ab, vorher brannten sie alles nieder
Schon 1939 waren die Bestände der Sammlung in der Familienwohnung in der Bartensteingasse enteignet worden, verschiedene Museen bemühten sich darum, einzelne Werke zugewiesen zu bekommen. 1944 wurde die Sammlung mehrheitlich nach Schloss Immendorf ausgelagert, wo sie vernichtet wurden, nachdem abziehende SS-Einheiten das Schloss in Brand gesteckt hatten.
Ausfuhrverbot und Verkauf
Im Zuge der üblichen Kunstrückgabepraxis nach dem Krieg, einzelne Werke im Gegenzug für Ausfuhrgenehmigungen für andere Werke als Schenkungen abzupressen, erhielten zahlreiche österreichische Museen großzügige Widmungen aus der Sammlung, darunter Werke von Bellini, Schiele oder von Schwind, die nach Inkrafttreten des Kunstrückgabegesetztes im Jahr 1999 an die Erben restituiert wurden. Für Klimts "Beethovenfries" erhielt Lederer keine Ausfuhrgenehmigung. 1972 verkaufte er es der Republik Österreich schließlich für 15 Millionen Schilling, geschätzter Wert: 25 Millionen.
(APA)
"Beethovenfries" in (Jahres)-Zahlen - bitte umblättern
Gustav Klimts "Beethovenfries" von 1902 wurde für die Secession geschaffen, wo er seit 1986 wieder zu sehen ist. Dazwischen erlebte das Werk eine wechselvolle Geschichte zwischen Entziehung durch die Nazis, Belegung mit Ausfuhrverbot und langjähriger Restaurierung. Die Erben der früheren jüdischen Besitzer streben nun eine Restitution der monumentalen Jugendstil-Ikone an.
1902: Gustav Klimt fertigt den Fries für die XIV. Ausstellung in der Secession an.
1903: Die Wandmalerei bleibt bis zum Jahr darauf in der Secession, bis der Industrielle Carl Reininghaus sie kauft und samt Unterbau von den Wänden nehmen lässt.
1915: Reininghaus verkauft den Fries an die Industriellen- und Sammlerfamilie Lederer, die damit der Österreichischen Galerie zuvorkommt.
1936: In der Zwischenkriegszeit werden Teile des Frieses in der Secession ausgestellt.
1939: Nach der Enteignung der Kunstsammlung Lederer durch die Nazis wird der "Beethovenfries" im Depot einer Wiener Speditionsfirma verwahrt.
1943: Teile des Werks werden in der Secession gezeigt und dann wegen Beschädigungsgefahr von Wien nach Schloss Thürntal in Niederösterreich gebracht. Sammlerin Serena Lederer stirbt in Budapest.
1945: Nach Kriegsende geht der Fries auf dem Papier an den Erben Erich Lederer über, der mittlerweile in Genf wohnt. Das Bundesdenkmalamt verhängt allerdings ein Ausfuhrverbot.
1950: Ein Vorschlag Lederers, den Fries im Gegenzug für alle anderen Werke der Kunstsammlung ausführen zu dürfen, wird abgelehnt. Ein anderer Vorschlag, der zahlreiche Schenkungen an Österreichische Museen vorsieht, während einige andere Werke ausgeführt werden dürfen, wird angenommen.
1956: Der "Beethovenfries" wird von Schloss Thürntal nach Stift Altenburg gebracht.
1961: Die Wandmalerei kommt ins Depot der Österreichischen Galerie in den ehemaligen Pferdestallungen des Belvedere.
1968: Die erforderliche Restaurierung und der zukünftige Ausstellungsort des Frieses wird im Briefwechsel zwischen Lederer und dem Belvedere verhandelt. Lederer verwehrt sich gegen eine eigenmächtige Restaurierung durch das Bundesdenkmalamt und spricht sich für eine Aufstellung in der Staatsoper aus.
1970: Lederer beklagt sich brieflich darüber, dass der Fries nicht ausgestellt ist. "Seit 24 Jahren will Österreich ihn erwerben, fast ein Menschenalter, und ausführen darf ich ihn nicht! Ich wäre sehr froh, wenn man mir endlich den nicht ausführbaren Fries abkaufen würde." Eine Schätzung des Auktionshauses Christie's beläuft sich auf etwa 25 Millionen Schilling.
1972: Die Republik erwirbt das Werk für 750.000 Dollar, rund 15 Mio. Schilling.
1974 - 1985: Eine umfassende Generalrestaurierung wird vom Bundesdenkmalamt im Wiener Arsenal durchgeführt.
1986: Nach der Schau "Traum und Wirklichkeit", wo der Fries im Wiener Künstlerhaus gezeigt wurde, kehrt das Kunstwerk in einen von Adolf Krischanitz eigens geschaffenen Raum in die Secession zurück, wo es seither permanent gezeigt wird. Erich Lederer stirbt in Genf.
1999: Der Kunstrückgabebeirat entscheidet über die Restitution mehrerer Objekte aus der Sammlung Lederer. Während Werke von Schiele, Schwind und Bellini zurückgegeben werden, sieht der Beirat "volles Einverständnis der Familie Lederer" mit dem Verkauf. Überdies sei ein "angemessener Preis" bezahlt worden.
2002 und 2012: Die Secession feiert "100 Jahre Beethovenfries" bzw. "150 Jahre Gustav Klimt".
2009: Das Restitutionsgesetz wird novelliert. Von nun an können auch Kunstwerke zurückgegeben werden, die von der Republik käuflich erworben wurden, wenn sie im Zusammenhang mit einem Ausfuhrverbot standen.
2013: Die Erben nach Erich Lederer bringen im Oktober beim österreichischen Kulturministerium einen Antrag auf Rückgabe des Frieses ein. Die Künstlervereinigung Wiener Secession und die Gesellschaft der Freunde der Secession übergeben daraufhin im November eine "Gegendarstellung" mit 'Anregung, den Fries nicht zu restituieren' an die zuständigen Stellen.
2014: Der Kunstrückgabebeirat des Bundes will im Dezember über eine mögliche Rückgabe von Klimts "Beethovenfries" beraten. Zuvor erklärt die Secession, die Künstlervereinigung "wertschätzt die sorgfältige Arbeit der Restitutionskommission und wird deren Entscheidung selbstverständlich und ohne Einschränkungen akzeptieren".
(APA)