Österreich

Tierschutzverein nach Razzien "arbeitsunfähig"

Heute Redaktion
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Die Zentrale des Österreichischen Tierschutzvereins in der Berlagasse in Wien-Floridsdorf.
Die Zentrale des Österreichischen Tierschutzvereins in der Berlagasse in Wien-Floridsdorf.
Bild: Google Maps

Schwer bewaffnete Polizisten stürmten am Dienstag die Büros des Österreichischen Tierschutzvereins. Ein Spitzenfunktionär soll mehrere hunderttausend Euro veruntreut haben.

In Folge einer anonymen Anzeige hat die Polizei am Dienstag Hausdurchsuchungen in Räumlichkeiten des Österreichischen Tierschutzverein in Wien und Salzburg durchgeführt. Der Sprecher der Salzburger Staatsanwaltschaft, Marcus Neher, bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der "Salzburger Nachrichten" gegenüber der APA. Die Anzeige sei bereits im Dezember des vergangenen Jahres eingegangen, wenige Wochen später hätte das Landeskriminalamt Ermittlungen aufgenommen.

Erbschaftsunterschlagungen

Das mehrseitige Schreiben beschreibe "Tierfreunde" konkrete Sachverhalte, durch welche ein Spitzenfunktionär dem Verein finanziellen Schaden zugefügt habe. "Es geht hier um einige hunderttausend Euro", wird Neher zitiert. Der Beschuldigte soll etwa Sparbücher zu seinen Gunsten aufgelöst, Vereinsfahrzeuge zweckwidrig und eine vom Verein finanzierte Wohnung privat genutzt haben.

Nachdem im Mai Bankenauskünfte eingeholt wurden, habe man einen Antrag auf Hausdurchsuchungen gestellt, welcher am 7. September von einem Gericht bewilligt wurde.

Am Dienstag wurden an beiden Standorten gleichzeitig die Hausdurchsuchungen durchgeführt. "Es wurden zahlreiche Akten und Datenträger sichergestellt, die jetzt alle ausgewertet werden müssen", erklärte der Salzburger Polizeisprecher Michael Rausch.

Schreiben "irgendeines Schmutzfinken"

Der beschuldigte Funktionär weist im Gespräch mit der APA sämtliche Anschuldigungen von sich. Hinter dem Schreiben "irgendeines Schmutzfinken" vermutet er einen rachsüchtigen Mitarbeiter, von dem man sich vor einiger Zeit habe trennen müssen. Zudem seien derartige Anzeigen im Tierschutz offenbar Usus: "Der Tierschutz hat viele Gegner und ist auch untereinander zerstritten. Ich bin in meinen 40 aktiven Jahren vier oder fünf Mal angezeigt worden, und nie ist etwas rausgekommen."

Als "völlig überschießend" bezeichnete der Tierschützer die Razzien der Polizei am Dienstag. Die Wiener Zentrale sei von acht schwer bewaffneten Beamten gestürmt und "vom Dach bis zum Keller auf den Kopf gestellt" worden: "Es hat ausgesehen wie nach einem Bombentreffer." Die Mitarbeiter habe man danach nach Hause schicken müssen, da man "derzeit arbeitsunfähig" sei. (red)