Österreich

ÖVP warnt vor "massivem Pädagogen-Mangel"

Durch Abwanderung und Pensionierungen gehen der Stadt die Kindergärten aus, beklagen die Stadt-Türkisen. Sie fordern Gegenmaßnahmen.

Heute Redaktion
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Wiens VP-Stadtrat Markus Wölbitsch befürchtet einen Personalmangel in den Kindergärten. (c) ÖVP Wien
Wiens VP-Stadtrat Markus Wölbitsch befürchtet einen Personalmangel in den Kindergärten. (c) ÖVP Wien
Bild: zVg

"Der Mangel an gut ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen ist massiv", betonte der nichtamtsführende Stadtrat der ÖVP Wien, Markus Wölbitsch am Mittwoch vor Journalisten. Viele Kindergärtner würden aus Wien zurück in ihre Heimatgemeinde abwandern, zudem drohe ein Personalmangel durch die bevorstehende Pensionierungswelle.

Bei einem Kindergartengipfel mit den Betreibern privater Kindergärten ging der Stadtrat auf "Fehlersuche". Dabei zeigte sich, dass gerade in Wien die Herausforderungen für Pädagogen am größten seien, etwa weil "zwei Drittel der Kindergartenkinder in Wien nicht Deutsch als Umgangssprache haben", so Wölbitsch. Dadurch gebe es eine hohe Drop-Out-Rate.

Fortbildungsprogramm soll Kindergärtner-Job attraktiver machen

Um hier gegenzusteuern brauche es Maßnahmen, um den Beruf des Kindergartenpädagogen wieder attraktiver zu machen. "Das könnte zum Beispiel durch ein kostengünstiges Angebot an Fort- und Weiterbildung auch für private Kindergartenpädagogen oder eine Ausweitung der Vorbereitungszeit für Kindergärtner sein", so Wölbitsch.

Auch die fehlende Kostentransparenz und die ungleiche Mittelverteilung, ist Wölbitsch ein Dorn im Auge. "Ein privater Kindergarten wendet pro Platz und Jahr knapp 6.000 Euro auf, die Stadt Wien aber 16.000 Euro. Gleichzeitig stehen den Privaten deutlich weniger Mittel zur Bezahlung der Mitarbeiter zur Verfügung. Und das obwohl immerhin knapp 60 Prozent aller Kindergartenplätze in Wien von Privaten bereitgestellt werden", so Wölbitsch.

Verbesserungsbedarf sieht der Politiker auch bei den Kontrollen durch die MA11, diese sei "völlig überfordert. Zuletzt hat auch der Stadtrechnungshof die rückständige Aktenführung aufgedeckt", so Wölbitsch.

SPÖ erfreut über türkisen Sinneswandel

Als "durchaus erfreulich" bezeichnete SP-Gemeinderat Marcus Gremel den Sinneswandel der ÖVP Wien. "Schön, dass die ÖVP den Handlungsbedarf erkennt und mehr Personal für ebenso sinnvoll erachtet wie wir. Schade nur, dass sie im Landtag den entsprechenden Anträgen zuletzt nicht zugestimmt hat".

Dass die städtischen Kindergartenplätze mehr kosten als im privaten Bereich, weist Gremel zurück. Die Schuld am Pädagogen-Mangel sieht die SPÖ beim Bund: "Die Regierung kürzt im Sozial- und Ausbildungsbereich an allen Ecken und Enden. Auf die Ausbildung von Pädagogen legen FPÖ und ÖVP überhaupt keinen Wert. Wenn es in diesem Bereich sinnvolle Reformen gäbe, wie etwa die Einführung eines Kolleg-Modells, könnte von einem Mangelberuf keine Rede mehr sein." (lok)