Gesundheit

Paar wünscht sich Mädel, bekommt Bub – klagt Spital

Ein lesbisches Paar verklagt eine Fruchtbarkeitsklinik, nachdem es einen Sohn bekommt. "Bestellt" hatten sie aber ein Mädchen. 

Sabine Primes
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Heather, die das Baby austrug, war nach der Geburt des Buben sogar selbstmordgefährdet. 
Heather, die das Baby austrug, war nach der Geburt des Buben sogar selbstmordgefährdet. 
Getty Images

Heather Wilhelm-Routenberg und ihre Frau Robin aus den USA ließen eine In-vitro Fertilisation vornehmen, um ein Baby zu bekommen. Nachdem die Befruchtung bei Robin nicht funktioniert hatte, würde Heather das Baby austragen. Einzige Bedingung: Heather bestand darauf, eine Tochter zu bekommen. Aufgrund zwei früherer Vergewaltigungen wollte sie unter keinen Umständen einen Buben. Die beiden suchten eine Fruchtbarkeitsklinik in New York auf, um Embryonen implantieren zu lassen. "Wir wollten keinen Jungen haben, wegen der Übergriffe und wegen der Sozialisierung von Jungen", erzählt Heather. Die Klinik in New York versicherte den beiden Frauen, dass das kein Problem sei und dieser Wunsch erfüllt werden könne. Das Labor konnte das Geschlecht jedes Embryos bestimmen, das mit einer Eizelle von Robin und Spendersamen gezeugt wurde, bevor es in Heather eingesetzt wurde.

"Wollte, dass Baby rauskommt"

Doch in der 15. Schwangerschaftswoche – nachdem die Klinik versichert hatte, dass der Embryo weiblich sei – stellte sich heraus, dass Heather doch mit einem Buben schwanger war. Die Nachricht stürzte sie in eine tiefe Depression. "Ich war die ganze Zeit davon überzeugt, dass es nicht unser Embryo war und versuchte, nicht an die Schwangerschaft zu denken." Doch es war die richtige Eizelle – die Eizelle von Ehefrau Robin. Während der gesamten Schwangerschaft konnte Heather keine Verbindung zu dem Baby aufbauen. "Ich wollte einfach nur, dass das Baby aus mir herauskommt. Das klingt schrecklich, aber es ist wahr", erzählt Heather. 

Schuld und Scham

Nach der Geburt ihres Sohnes im Dezember 2020 war Heather selbstmordgefährdet und nicht in der Lage, eine Bindung zu ihrem Baby aufzubauen. "Wir hatten ein gesundes Baby, aber ich hatte keine emotionale Verbindung und jetzt musste ich mich darum kümmern, für immer ein Kind zu haben, das ich nicht wollte."

Während Heather sich jetzt von einer postnatalen Depression erholt, fühlt sie "immens Schuld und Scham", weil sie in den ersten Lebensmonaten des Kleinen keine Bindung zu ihm aufbauen konnte. "Er ist ein unschuldiges Wesen, er hat das alles nicht verdient." Das ist auch der Grund, wieso das Frauenpaar die Klinik jetzt in elf Punkten, darunter Vertragsbruch, ärztlicher Kunstfehler und Körperverletzung, verklagen.