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Rapper verhaftet, dann gab's Krawalle auf der Straße

In Spanien sind tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Verhaftung des spanischen Rappers Pablo Hasél zu demonstrieren.

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Proteste in Barcelona
Proteste in Barcelona
JOSEP LAGO / AFP / picturedesk.com

In mehreren spanischen Städten ist es in der Nacht auf Dienstag zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. In Barcelona, Lleida, Girona, Valencia, Palma de Mallorca und anderen spanischen Städten gingen Tausende auf die Straße, um gegen die Verhaftung des spanischen Rappers Pablo Hasél zu demonstrieren. Dabei zündeten sie Müllcontainer an, warfen Flaschen und Böller und errichteten Straßenbarrikaden.

Der in Spanien äußerst beliebte Pablo Hasél war am Dienstagmorgen in der katalanischen Stadt Lleida von der Polizei festgenommen worden. Zuvor hatte er sich mit Gleichgesinnten im dortigen Universitätsgebäude verschanzt.

Pablo Hasél rappt gegen Juan Carlos I. Er nennt den Alt-König, der sich nach Korruptionsvorwürfen und angesichts von Justizermittlungen nach Abu Dhabi abgesetzt hat, einen "Parasiten".

Für radikale Texte bekannt

Die Texte des Rappers, der mit bürgerlichem Namen Pablo Rivadulla Duró heisst, beinhalten auch Gewaltfantasien gegen konservative Politiker. Polizisten sind für ihn "beschissene Söldner", denen er die Tötung von Demonstranten und Migranten vorwirft. Kurz: Hasél ist in Spanien vor allem wegen seiner radikalen Texte bekannt.

Deswegen wurde er angeklagt und zu neun Monaten Haft verurteilt – wegen der Verherrlichung von Terrorismus sowie Verleumdung und Beleidigung der spanischen Krone und staatlicher Institutionen. Freiwillig ist der Musiker seine Strafe jedoch nicht angetreten: Mit Dutzenden Unterstützern verbarrikadierte er sich in der Universität der katalanischen Stadt Lleida. Am Dienstagmorgen war im Fernsehen zu sehen, wie Hasél von der Polizei abgeführt wurde.

Reform angekündigt

Der Musiker sieht seine Texte und Äußerungen durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Und er ist damit nicht allein, seine Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe ist im Land umstritten, und mehr als 200 Künstler – darunter der Filmregisseur Pedro Almodóvar und der Schauspieler Javier Bardem – haben sich mit Hasél solidarisiert. Haséls Inhaftierung sei ein Damoklesschwert über den Köpfen aller öffentlichen Personen, die es wagten, staatliche Institutionen zu kritisieren, schrieben sie in einer Petition.

Bei vielen Spaniern weckt der Fall Hasél Erinnerungen an jenen des Rappers Valtonyc, der 2018 wegen ähnlicher Vorwürfe verurteilt worden war und anschließend nach Belgien geflohen war. Die von Spanien beantragte Auslieferung von Valtonyc lehnt Brüssel mit der Begründung ab, dass die Vorwürfe gegen ihn in Belgien keinen Straftatbestand darstellen.

Vergangene Woche kündigte Spaniens Regierung eine Reform des Strafrechts an, in deren Rahmen «verbale Exzesse im Rahmen künstlerischer, kultureller oder intellektueller» Aktionen nicht mehr unter das Strafrecht fallen sollen. Menschenrechtsgruppen hatten das 2015 von der konservativen Vorgängerregierung beschlossene Gesetz immer wieder kritisiert, weil es die Meinungsfreiheit einschränke.

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