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Auf Trumps Jerusalem-Plan folgen "drei Tage Zorn"

Heute Redaktion
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Donald Trump kündigte an, die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Damit könnte er Unruhen provozieren, Warnungen kommen aus aller Welt.

Die Lage im Nahen Osten ist bereits seit längerem angespannt. Nun droht die Situation komplett aus den Fugen zu geraten: Palästinenser sehen in der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem eine "Kriegserklärung". Die Entscheidung ist für Manuel Hassassian, den palästinischen Gesandten in Großbritannien, ein "Todeskuss".

Die Reaktion blieb nicht aus: Sofort nach der Verkündung von Trump wurden "drei Tagen des Zorns" ausgerufen. Und: Plakate und Bilder des US-Präsidenten wurden öffentlich verbrannt.

Wahlversprechen

Grund für die angespannte Lage ist der sechs-Tage-Krieg aus dem Jahr 1967: Israel annektierte einen arabisch geprägten Ortsteil in Jerusalem und beansprucht seitdem die ganze Stadt als Hauptstadt. International wird dies jedoch nicht anerkannt.

Trump sorgte dann im Wahlkampf für großes Aufsehen, als er versprach: "Wir werden die US-Botschaft in die ewige Hauptstadt des jüdischen Volkes, Jerusalem, verlegen." Dieses Wahlversprechen will er nun einlösen.

Papst mahnt an Anerkennung der Menschenrechte

Der Plan wird international nicht positiv aufgenommen: So zeigt sich beispielsweise der britische Außenminister Boris Johnson besorgt über die Verlegung der Botschaft.

Auch die Türkei warnt nun vor einem interreligiösen Konflikt und betont, dass die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem "rechtswidrig" wäre. Papst Franziskus mahnt die Anerkennung der Menschenrechte aller im Heiligen Land an. Es brauche einen Dialog.

Neben der Türkei haben mit Deutschland und Frankreich weitere Nato-Verbündete Trump eindringlich davor gewarnt, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Erdogan hatte in Ankara erklärt: "Herr Trump, Jerusalem ist die rote Linie der Muslime". Auch Saudi-Arabien, das sich als Schutzmacht aller Muslime weltweit sieht, äußerte sich "ernsthaft und tief besorgt". So warnte König Salman ibn Abd al-Aziz Trump in einem Telefongespräch vor einem solchen Schritt, den Muslime in aller Welt als Provokation empfinden würden.

Verlegung erst in ein paar Jahren

Der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel befürchtet eine "sehr gefährliche Entwicklung", sollten die USA Jerusalem anerkennen. "Eine ganze Reihe von Mitgliedstaaten haben ihrer Sorge Ausdruck verliehen, und das gilt auch für uns, dass die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels nicht einen Konflikt beruhigt, sondern eher ihn noch einmal anheizt", sagte Gabriel nach einem EU-Treffen mit US-Außenminister Rex Tillerson in Brüssel.

In der Europäischen Union bleiben viele überzeugt, eine Zwei-Staaten-Lösung müsse das Ziel bleiben. Ähnlich äußerte sich der französische Präsident Emmanuel Macron.

Unterdessen erklärte man im Weißen Haus, dass eine Verlegung aus "logistischen Gründen" womöglich Jahre in Anspruch nehmen wird.

(slo)