Hamas tötet 3-Jährige

Papa sah Tochter sterben – Wienerin hilft Terror-Opfern

Am 7. Oktober ist auch Lucie Marks-Neumanns Leben aus den Fugen geraten. Die gebürtige Österreicherin betreut Angehörige entführter Israelis.

Sandra Kartik
Papa sah Tochter sterben – Wienerin hilft Terror-Opfern
Lucie Marks-Neumann betreut Betroffene des Hamas-Terrors und des Kriegs in Israel.
privat, PD

Sie lebt seit 34 Jahren in Israel, in der kleinen Stadt Raanana, nördlich von Tel Aviv. Die gebürtige Wienerin Lucie Marks-Neumann kennt Konflikte, Unruhen und Gefahren in ihrer Wahlheimat schon lange. Doch seit dem Terror-Anschlag der Hamas am 7. Oktober sind das Land und auch sie selbst in einem Ausnahmezustand.

"Es fand ein barbarisches Abschlachten von etwa 1.400 Babys, Kinder, Frauen und Männern statt, von denen viele vorher auf unbeschreibliche Art und Weise misshandelt wurden. Tausende waren verletzt. An die 240 weitere Menschen aller Altersstufen wurden als Geiseln nach Gaza verschleppt. So einen Terroranschlag gab es in Israel nie zuvor. Es war das Schlimmste, was der Zivilbevölkerung jemals angetan worden ist", sagt die 62-Jährige im "Heute"-Gespräch betroffen.

"Tausende Menschen trauern"

Nur einen Tag vor dem Anschlag kam Marks-Neumann aus Wien zurück, wo die Tochter österreichischer Holocaust-Überlebender noch letzte unbeschwerte Urlaubstage verbrachte. Kurz darauf war nichts mehr wie zuvor. "Tausende Menschen trauern um ihre Lieben, die in einem Blutbad ermordet wurden. Hunderte bangen um ihre Kinder, Eltern, Großeltern und Geschwister, die verschleppt wurden. Weitere Hunderttausende haben Söhne, Töchter und Ehepartner, die als Soldaten mobilisiert wurden, und zu denen es nur wenig oder gar keinen Kontakt gibt", schildert sie den bedrückenden Alltag.

Täglich fallen in Israel Raketen, auch die Therapeutin muss mit ihrer Familie oft in der Nacht in Schutzräumen Unterschlupf suchen. "Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Gesamtbevölkerung traumatisiert ist, denn auch wer von dem Massaker nicht persönlich betroffen ist, lebt im Kriegszustand und hat Angst um sein Leben."

"Mein Sohn ist tot – Kann ich kommen?"

Marks-Neumann will Israel nicht verlassen, weil sie ihre Patienten gerade jetzt betreuen will. "In einer Textnachricht eines ehemaligen Patienten steht nur: 'Mein Sohn ist tot. Erschossen. Kann ich kommen?'", beschreibt die 62-Jährige das Unbeschreibliche. Die Überlebenden des Terroranschlags und die Hinterbliebenen leiden oft unter Albträumen, sowie unter dem Wiedererleben der traumatischen Situationen, berichtet die Therapeutin.

"Einer meiner Patienten (32) sieht vor seinem geistigen Auge immer wieder den Terroristen, der in sein Haus eindrang und vor ihm – mit einem Lächeln – seine dreijährige Tochter erschoss." Das Grauen ist in Israel allgegenwärtig. "Eine weitere Patientin ist 69 Jahre alt. Terroristen setzten ihr Haus in Brand, während sie zu daheim war. Es gelang ihr, sich zu retten. Seither ist sie völlig apathisch und hat an nichts mehr Interesse."

Die Psychotherapeutin will deshalb um jeden Preis helfen. "Wir versuchen, unsere Patienten in ihrem Schmerz, in ihrer Wut und in ihrer Angst vor der Zukunft nicht allein zu lassen. Und gleichzeitig wollen wir den Betroffenen helfen, ins Leben zurück zu finden – und wenn auch in ganz kleinen Schritten."

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