Politik

Pappfiguren bei Showdown in TV-Duell

Heute Redaktion
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Von einem gemeinsamen Kurs gegen die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP war die lezte TV-Konfrontation im ORF geprägt. Doch auch persönliche Angriffe kamen bei der Oppositionsrunde von Heinz-Christian Strache (FPÖ), Eva Glawischnig (Grüne) und Josef Bucher (BZÖ) nicht zu kurz. Vor allem beim Thema Euro und Europa taten sich Gräben zwischen Blau, Grün und Orange auf.

Einigkeit herrschte nur anfangs, als es darum ging, den Regierungsparteien einen Denkzettel für die Absage bei der eigentlichen "Elefantenrunde" zu verpassen. So schoss sich die Oppositionsrunde auf Werner Faymann (SPÖ) und Michael Spindelegger (ÖVP) ein. "Es geht nicht um uns, sondern um die Bevölkerung.

Pappfiguren als Platzhalter für Regierungschefs

Was macht eigentlich einen Herrn Spindelegger oder Faymann so außergewöhnlich, hier nicht Rede und Antwort stehen zu müssen?", fragte Glawischnig, die Taferl mit den Portraits der Abwesenden Spitzenkandidaten aufstellte.

"Sie sind zu feig", stellte Strache fest, der sich vorstellen könne, "dass der eine oder andere Herr nach der Wahl Geschichte ist". In der Oppositionsrunde hätten die beiden Politiker lediglich ihr Versagen aufgezeigt bekommen. Angst witterte Bucher bei Bundeskanzler und Vize: "Es ist sonderbar, dass die Arroganz und Abgehobenheit von Herrn Faymann und Herrn Spindelegger so groß ist, dass sie sich nicht einmal hertrauen."

"Ich bin die lebende Freiheitsstatue von Österreich"

Danach deutete aber bereits ein kurzer Zwist zwischen Glawischnig und Strache wegen den Taferln der Grünen-Politikerin an, dass doch nicht alles so kuschelweich zwischen den Oppositionsparteien ablaufen werde. Mehrmals im Verlauf des Abends sprach Strache von einer "Achse aus Rot, Schwarz und Grün". Heftige Diskussionen blieben bei den Themen Jobs, Mindestlohn und Steuerreform jedoch noch aus.

Stattdessen sorgten einige Sager für Schmunzeln. Hervor tat sich Bucher, der sich beim Thema Kindergartenpflicht zur Symbolfigur ernannte: "Ich bin die lebende Freiheitsstatue von Österreich. Ich bin für Wahlfreiheit. Sie wollen den Menschen immer alles vorschreiben", richtete der Bündnisobmann in Richtung Glawischnig aus. Die Grünen-Chefin ergab sich indes in die Diskussion mit Strache, der Rot-Grün die Schuld an fehlenden Kindergartenplätzen zuschrieb.

"Sie sind ja im Kindergarten besser aufgehoben"

Laut wurde es schließlich gegen Ende, als es um den Euro und die Zukunft von Europa ging. Konkret bekamen sich Bucher und Glawischnig in die Haare. Auf Glawischnigs Ansage, die Gründe für die Wirtschaftkrise seien an Bucher "spurlos vorübergegangen", attestierte dieser der Grünen: "Es ist zwecklos, mit Ihnen darüber zu reden." Nach Glawischnigs Forderung, respektvoll mit ihr umzugehen, ließ Bucher die Situation eskalieren: "Sie sind ja im Kindergarten besser aufgehoben als bei der Finanzkrise." Glawischnig konterte: "Muss ich mir als Frau immer so einen Blödinn anhören", worauf Bucher ein fast trotziges "Ist ja wahr" folgen ließ.

Bei den Koalitionsvorstellungen war es endgültig vorbei mit dem Frieden im Studio. Statt die Wahlwünsche zu äußern, ergaben sich die Spitzenkandidaten im gegenseitigen Kritisieren. Glawischnig stellte klar, dass "man die FPÖ nicht mehr regieren lassen darf". Strache wünschte sich dagegen, "stärkste Kraft zu werden und damit den Kanzleranspruch zu stellen". Er würde mit allen verhandeln, aber einen schwächeren Partner "mache ich mit Sicherheit nicht zum Kanzler." Auf Glawischnigs Sager, er sehe sich als "Kanzler der Herzen", meinte Strache nur abfällig: "Gehen Sie mit mir mal in ein Bierzelt, dann werden wir sehen, wer allein steht."

"Sie sind der Kanzler der Schmerzen, nicht der Herzen"

Bucher sah Strache dagegen vielmehr als "Kanzler der Schmerzen". Während der Orange nur die Möglichkeit sah, die Mehrheit von SPÖ und ÖVP mit einer Stimme für das BZÖ zu brechen, holte Strache zum finalen Rundumschlag aus. "Ein Koch würde beim Herrn Bucher sagen, er ist weder Fisch noch Fleisch. Jede Stimme für das BZÖ ist eine verlorene Stimme. Und zu Frau Glawischnig muss man sagen, Sie sind jemand, der für rot-schwarze Lebensverlängerung und als möglicher Trittbrettfahrer steht." Am Ende des letzte TV-Duells entdeckte Strache abschließend wiederum seine "Nächstenliebe" für den sonst so scharf kritisierten ORF und bedankte sich bei Moderatorin Ingrid Thurnher für die "harte, aber faire Diskussionsführung" per Blumenstrauß.

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