Wien

Wiener Paar hat jetzt einen Geister-Parkplatz

Ärger in Wiens Gartensiedlungen: Wer Nebenwohnsitz gemeldet ist, bekommt für den Sommer kein Saisonpickerl – im Gegensatz zu Kleingärtnern. 

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Ursula Z. (78) und Ehemann Werner (78) wissen nicht, wie sie ohne Saisonpickerl in Zukunft den Sommer in ihrem Garten verbringen sollen. 
Ursula Z. (78) und Ehemann Werner (78) wissen nicht, wie sie ohne Saisonpickerl in Zukunft den Sommer in ihrem Garten verbringen sollen. 
Sabine Hertel

Was auf dem Papier gut klingt, muss in der Praxis noch lange nicht funktionieren. Das gilt auch für das ab 1. März gültige flächendeckende Parkpickerl. Eine skurril anmutende Regelung sorgt im Ersten Wiener Lust- und Nutzgartenverein an der Industriestraße (Donaustadt) für Unmut und Unverständnis.

Ehepaar Ursula Z. (78) und Werner (78) sind sie in Floridsdorf hauptgemeldet, wo sie bereits ein Parkpickerl um 120 Euro bezahlen. Um ihren Garten im Sommer als Zweitwohnsitz nutzen zu können, sind sie bereit weitere 110 Euro für ein Saisonpickerl (März bis Oktober) hinzublättern – doch die Stadt sagt Nein.

Die Begründung: Weil Gartensiedlungen Privatgründe sind, darf ein Pkw darauf abgestellt werden, anders als auf gepachteten Kleingärten. Dass der 2,90 Meter schmale Weg zum Grund aber gar nicht befahren werden darf, spielt dabei keine Rolle. "Das ist lächerlich! Ich kann mir mein Auto doch nicht auf den Rücken schnallen", ärgert sich Ursula im Gespräch mit "Heute".

Eine Woche lang stündlich Parkschein lösen?

"So wie uns geht es bestimmt zig anderen Gartensiedlungen. Der Stadt entgehen dadurch ja auch Einnahmen", sagt Vereinsobmann Dietmar B. beim Besuch von "Heute". Von den 85 Gärten in der Anlage würde rund die Hälfte der Eigentümer nicht ganzjährig hier wohnen. Durch fehlende Heizungen und Keller wäre das ohnehin nicht möglich. "Wer in einem Kleingarten einen Zweitwohnsitz hat, bekommt ein Saisonpickerl. Wer einen Zweitwohnsitz in einer Gartensiedlung hat, aber nicht. Das ist nicht zu Ende gedacht", kritisiert er.

Ein weiteres Problem für die 78-Jährige und ihren Mann: "Die Gegend ist öffentlich schlecht angebunden und in der näheren Umgebung gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten. Man muss immer etwas transportieren, das wird für uns sehr beschwerlich werden." Für Ursula und Werner bleibt die Frage, wie sie ihren Garten in Zukunft nutzen sollen. "Ich müsste alle zwei Stunden einen Parkschein für 4,20 Euro lösen. Das wären horrende Summen, wenn ich eine Woche im Garten verbringe. Um das Geld könnte ich auf Urlaub fahren", ist die Pensionistin ratlos.