Österreich

Passant legte Mann nach Bluttat Handschellen an

Heute Redaktion
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Bild: Daniel Schaler

Ein tragisches Ende nahm ein Beziehungsstreit am Donnerstag Vormittag mitten in Laa an der Thaya, Niederösterreich: Bei einem Streit zwischen einem Paar nahm ein 51-Jähriger eine Schusswaffe und zielte auf seine Ex-Partnerin. Danach zog er ein Messer und stach auf sie ein. Ein Passant legte dem Tatverdächtigen Handschellen an. Die Frau verstarb später im Krankenhaus.

Ein Streit um das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Söhne dürfte den kriminalpolizeilichen Ermittlungen zufolge der Auslöser für die tödliche Messerattacke gewesen sein. Laut Chefinspektor Leopold Etz vom Landeskriminalamt NÖ hatte die zweifache Mutter nach der vor wenigen Wochen erfolgten Scheidung das alleinige Sorgerecht für die vier und fünf Jahre alten Söhne beantragt. Das sei letztlich "die Tat auslösend" gewesen.

Gegen 8.30 Uhr hatte der 51-Jährige Wolfgang W. mitten auf offener Straße auf seine 17 Jahre jüngere Ex-Frau Paola geschossen, als diese gerade vom Einkaufen zurückkam, allerdings mit einer Schreckschusspistole.

Der Mann aus Drasenhofen dürfte danach ein Messer gezogen und mehrmals auf die 34-jährige Frau eingestochen haben. Diese sackte im Hals- und Brustbereich schwer verletzt zusammen und wurde mit dem Nothubschrauber Christophorus ins Wiener AKH eingeliefert, wo sie kurz danach verstarb.

Paola dürfte nach ersten Meldungen nach einem halben Jahr Scheidung einen neuen Freund gehabt haben, ihr Ex hatte sie daraufhin vor ihrem Haus am Stadtplatz, im Zentrum von Laa an der Thaya, abgepasst.

"Legen Sie mir die Handschellen an!"

Der Niederösterreicher soll nach der Tat einen Passanten aufgehalten und ihn gebeten haben, ihm die mitgebrachten Handschellen anzulegen. Kurz nach dem Eintreffen der Polizei ließ sich der Verdächtige widerstandslos festnehmen. Die beiden Kinder des Paars (zwei Buben, 4 und 5 Jahre alt) waren zum Tatzeitpunkt nicht bei der Frau, wie zuerst verlautet, sondern im Kindergarten. Die Buben werden nun von der Jugendwohlfahrt der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach betreut. Sie seien vorerst in einem Krisenzentrum untergebracht, wo sie "psychologisch und sozialarbeiterisch" betreut würden, hieß es am Freitag auf Anfrage bei der Behörde. Man sei bemüht, "Bestmögliches für die Kinder zu tun".

Langjährige Gewaltbeziehung

Das Opfer und der mutmaßliche Täter dürften eine langjährige Gewaltbeziehung geführt haben, sagte Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) am Donnerstag.

So wendete sich die 38-Jährige bereits 2009 an das Frauenhaus Mödling und an die Gewaltschutzzentren. Vermutlich war ihr Mann bereits damals weggewiesen worden. Rösslhumer betonte weiters, dass das Paar danach offenbar wieder einige Zeit zusammengelebt habe, bis es vor kurzem zur Scheidung gekommen sei. Danach seien immer wieder anonyme Anrufe bei der 38-Jährigen eingegangen, wobei der Verdacht nahe liege, dass diese von ihrem Ex-Mann stammten. Die Frau habe dies auch bei der Polizei angezeigt. Details dazu wusste Rösslhumer allerdings nicht.

"Die Männer ertragen den Verlust nicht", analysierte die Geschäftsführerin der AÖF. Sie konstatierte allerdings zunehmende Gewalttätigkeit: "Solche Bluttaten auf offener Straße sind etwas Neues - dass sie das so öffentlich machen."

Präventention wichtig

Einer der wichtigsten Forderungen der AÖF sei, dass es mehr Prävention bei den Tätern geben müsse, so Rösslhumer. "Wir haben zu wenig Anti-Gewalttrainings." Sinnvoll wären etwa verpflichtende Trainings bei Wegweisungen. "Die Männer müssen früher aufgefangen werden."

Tipps von Experten

Eine typische Trennungssituation sei etwa, dass Frauen den Männern noch eine Chance geben, "damit man zumindest im Guten voneinandergeht, dass man noch einmal darüber redet. Das ist aber oft eine Falle", warnte Rösslhumer. Die AÖF könnten Frauen zwar in ihren Einrichtungen schützen. "Auf der Straße ist das aber nicht möglich. Da sind wir auf andere Organisationen angewiesen."

Beziehungsstreits mit tödlichem Ausgang häufen sich in letzter Zeit: Erst vor einem Monat hat ein Die Frau verstarb im Krankenhaus.