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Patienten sollen Gebühr für Notaufnahme zahlen

Um überflüssige Besuche in deutschen Notaufnahmen zu stoppen, will der Kassenärzte-Chef eine Gebühr von Patienten verlangen.

Heute Redaktion
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Wer kennt das nicht? Die Notaufnahmen in Krankenhäusern sind zum Platzen voll. Aber: Oft sitzen dort aber Patienten, die gar kein Notfall sind, lassen sich wegen Schnupfens oder Blähungen behandeln. Damit soll jetzt Schluss sein – zumindest wenn es nach dem Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Deutschland, Andreas Gassen, geht.

Um überflüssige Besuche in der Notaufnahme zu verhindern, soll notfalls von den Patienten eine Gebühr kassiert werden. Bewirken will Gassen damit, dass Menschen mit kleinen Wehwehchen, zum Arzt gehen, bevor sie in die Notaufnahme ins Krankenhaus laufen.

"Es muss finanzielle Sanktionen nach sich ziehen"

„Eine finanzielle Steuerung wäre genau der Hebel, der helfen würde. In vielen anderen Ländern Europas ist so etwas längst üblich", sagte Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Montag). „Wenn sich bestimmte Patienten dem Angebot der niedergelassenen Ärzte dauerhaft entziehen und das System nach Gusto nutzen, wie es ihnen gerade einfällt, muss das finanzielle Sanktionen nach sich ziehen."

Geht es nach Gassen, gehört der Großteil der Patienten, der in die Notaufnahme kommt, nicht dorthin. „Ziel muss sein, dass wir nur noch diejenigen in den Notaufnahmen haben, die später auch stationär behandelt werden müssen". Alle anderen müssten ambulant versorgt werden. Dafür sei eine bundesweite Lösung erforderlich.

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Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Credit: Picturdesk

Von der "Stiftung für Patientenschutz" hagelt es für Gassens Vorschlag viel Kritik: „Mit einem Trommelfeuer versuchen die Kassenärzte, von ihrem eigenen Versagen abzulenken", sagte der Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch.

Tatsächlich würden Hausbesuche immer mehr runtergefahren und Öffnungszeiten der Praxen eigenmächtig gekürzt, während das Milliarden-Budget dafür von Jahr zu Jahr steige. „Konsequent wäre es, die Kassenärztlichen Vereinigungen für die Patienten in den Notaufnahmen zahlen zu lassen", betonte Brysch. Und auch die gesetzliche Krankenversicherungen (GKV) halten Gassens Vorschlag für eine "merkwürdige Idee".

„Erst kümmern sich die Kassenärztlichen Vereinigungen jahrelang nicht ordentlich um den Bereitschaftsdienst in der Nacht, an den Abenden und den Wochenenden und jetzt, wo die kranken Menschen die Kliniken aufsuchen, will der Chef des Kassenärzte sie dafür mit Zusatzkosten bestrafen", sagte ein Sprecher. Die Versorgung müsse dort organisiert werden, wo die Menschen sie bräuchten.

Was geht in den deutschen Notaufnahmen ab?

In den vergangenen Jahren waren mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Deutschen in der Notaufnahme eines Krankenhauses.

Insgesamt kümmern sich die Notaufnahmen jährlich um etwa 20 Millionen Patienten, von denen 40 Prozent stationär behandelt werden müssen. Ambulant versorgt wurden im Jahr 2016 fast zwölf Millionen Patienten, so das „Krankenhaus Barometer".

Zwei Drittel der Notfälle werden zwischen 7 Uhr uns 19 Uhr behandelt, der Rest in den Abend- und Nachtstunden. 34 Prozent der Hilfesuchenden kommt am Wochenende und an Feiertagen.

Was halten Sie davon, dass Patienten, die keine Notfälle sind, zahlen sollen? Gut oder völlig daneben – jetzt mitdiskutieren!

(isa)