Wirtschaft

Patientendaten-Skandal: Ärzten droht Berufsverbot

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Fotolia

Nicht nur in Deutschland sollen Patientendaten an Marktforschungsunternehmen verkauft worden sein. Eine Sprecherin der österreichischen Niederlassung der US-Firma IMS Health Inc. bestätigte, dass auch österreichische Ärzte Daten von Medikamentenverschreibungen an das Unternehmen verkaufen. 350 heimische Mediziner sollen demnach mit der Firma kooperieren. Die Ärztekammer kündigt Konsequenzen an. Politiker fordern Gesundheitsminister Alois Stöger auf, etwas zu unternehmen.

Nicht nur in Deutschland sollen Patientendaten an Marktforschungsunternehmen verkauft worden sein. Eine Sprecherin der österreichischen Niederlassung der US-Firma IMS Health Inc. bestätigte, dass auch österreichische Ärzte Daten von Medikamentenverschreibungen an das Unternehmen verkaufen. 350 heimische Mediziner sollen demnach mit der Firma kooperieren. Die Ärztekammer kündigt Konsequenzen an. Politiker fordern Gesundheitsminister Alois Stöger auf, etwas zu unternehmen.

Die Weitergabe von Patienten-Daten sei nur erlaubt, wenn ein Patient ausdrücklich zustimme, sagt Stöger im Interview mit Ö1. Die Ärztekammer sei nun am Zug, auch "gerichtliche Maßnahmen" seien möglich.

Das Marktforschungsinstitut IMS solle nun offenlegen, von welchen Ärzten es die Daten erhalten habe, fordert Hauptverbands-Präsident Schelling. Ihnen droht sogar ein Berufsverbot. Und, sollten Kassenärzte betroffen sein, stellt er auch eine Kündigung der Kassenverträge in den Raum.

Eine Sprecherin von IMS Österreich versicherte, dass die Daten durch ein Dritt-Unternehmen verschlüsselt würden und die Verschlüsselung anders als in Deutschland vorgenommen werde. Sie betonte auch, dass Rückschlüsse auf die einzelnen Patienten "absolut nicht" möglich wären. Gleichzeitig gestand sie aber auch zu, dass die Daten differenziert werden nach Altersgruppen und Geschlecht.

Keine unverschlüsselten Daten

Ärztekammer-Vizepräsident Karl Forstner erklärte dazu, wenn die Daten verschlüssel und nicht gänzlich anonymisiert weitergegeben werden, sei das "nicht rechtskonform". Persönlich hält der Kammer-Präsident die Vorgangsweise dieser Ärzte für "ethisch bedenklich".

Beeinflussung von Ärzten unzulässig

Für ihn ist diese Form der wirtschaftlichen Beeinflussung von Ärzten auch unzulässig. "Patienten sollen das bekommen, was sie brauchen, und nicht, was die Pharma-Industrie allenfalls sich wünscht." Die Ärztekammer wolle jedenfalls eruieren, welche Daten genau weitergegeben wurden und inwieweit das rechtskonform ist.

Der SPÖ-Konsumentenschutzsprecher und Vorsitzende des Datenschutzrates, Johann Maier, fordert rechtliche Konsequenzen, wenn Ärzte tatsächlich Medikamentendaten verkauft haben sollten. "Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, müssen die Staatsanwaltschaften aktiv werden." Maier findet es "ungeheuerlich, wenn jene Ärzte, die sich Jahre gegen ELGA gewehrt haben, nun im eigenen Interesse Daten von Patientinnen und Patienten verkaufen." Die FPÖ, sowie das Team Stronach fordern Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) auf, sofort zu handeln und konsequenzen zu ziehen.