Österreich

Patricias Peiniger: Kaputte Familien, ohne Perspektiven

Heute Redaktion
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Eine Jugendbande filmte am Handy, wie sie die Wienerin Patricia (16) spitalsreif prügelte. Das Video der Tat auf Facebook erschütterte das Land. Am Mittwoch rechnete die Justiz mit der Gang ab.

Eine Jugendbande filmte am Handy, wie sie die Wienerin Patricia (16) spitalsreif prügelte. . Am Mittwoch rechnete die Justiz mit der Gang ab.
Sie konnte sich zwei Monate lang nur von Suppen und Erdäpfelbrei ernähren, erzählte Patricia D. (16) Richterin Michaela Röggla-Weisz. Denn ihr Unterkiefer war zertrümmert und ein Zahn ausgebrochen. Patricia hat bis heute Schmerzen. "Aber am meisten tat mir weh", sagte sie leise, "dass mich meine bis dahin beste Freundin geschlagen hat." Die heißt Leonie H. (16), war Anführerin einer Teenie-Gang – und sauer, weil sich die Kumpanin nicht unterordnen wollte.

Am 9. November eskalierte ein Streit vor dem Donauzentrum. Leonie zischte: "Jetzt bekommst du, was du verdienst, weil du so frech bist!" Ihre Gang umringte Patricia, die Chefin schlug als Erste zu. Dann holten die anderen zu "Respektwatschen" aus. Als das Opfer Blut spuckte, wurden die Spuren am Boden gefilmt wie eine Trophäe. Am Mittwoch saßen die Peiniger – drei Mädchen (16 bis 17) und zwei Burschen (16 und 21) – wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung auf der Anklagebank.

Alle aus desolaten Familien, ohne Schulabschluss, ohne Aussicht auf einen Beruf. Unter ihnen: der verwirrte Tschetschene Abuu D. (16), seit Kurzem als Hass-Poster hinter Gittern. Und sein Landsmann Amir M. (21), der als Einziger die Faust geballt – und Patricia so das Gesicht gebrochen hatte. Alle leben trostlos. Aber in der Clique der Verlierer fühlten sie sich geborgen und machten, was angesagt war.

Alle sagen, es täte ihnen leid, was sie Patricia angetan haben. Allerdings quälten sie tags darauf im Auftrag der Chefin wieder ein Mädchen (16). Die Urteile (nicht rechtskräftig): Haft für die Haupttäter – je 18 Monate (12 davon bedingt) für Leonie und Abuu S., 24 Monate (16 davon bedingt) für Amir M. Bewährungsstrafen für die beiden anderen.