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Paukenschlag in London – Truss geht nach nur 44 Tagen

Liz Truss gab am Donnerstag ein Pressestatement ab und verkündete ihren Rücktritt. Sie war nur sechs Wochen im Amt.

Liz Truss geht nach nur sechs Wochen als Premierministerin.
Liz Truss geht nach nur sechs Wochen als Premierministerin.
DANIEL LEAL / AFP / picturedesk.com

Polit-Knalleffekt in Großbritannien: Liz Truss ist nicht mehr Premierministerin! Die Chefin der konservativen Torys gab am Donnerstag in einem kurzen Statement ihren Rücktritt bekannt. Sie war nur 44 Tage im Amt.

Erst im September wurde Liz Truss Englands Premierministerin und folgte Boris Johnson. Doch die ehemalige Außenministerin war in den letzten Wochen immer mehr unter Druck geraten und kämpfte um ihr politisches Überleben im Amt, nachdem sie mit ihren Steuersenkungsplänen ein Fiasko an den Finanzmärkten ausgelöst hatte.

Chaos im Parlament

In ihrer Partei wuchs zunehmend der Unmut und Widerstand gegen sie. Es folgten Rücktritte wichtiger Mitglieder und ein Chaos im Parlament, "Heute" berichtete. Nach heftigen Protesten auch von führenden Tories nahmen Truss und Kwarteng die Streichung des Spitzensteuersatzes wieder zurück. 

Am Donnerstag hat Liz Truss in einem kurzen Statement in der Downing Street ihren Rücktritt bekannt gegeben. Sie werde noch bis zur Ernennung eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin im Amt bleiben, betonte sie.

"Kann das Mandat nicht erfüllen"

Nach dem Abgang eines zweiten wichtigen Kabinettsmitglieds binnen einer Woche und einer chaotisch verlaufenen Abstimmung im Unterhaus musste die britische Premierministerin Liz Truss ihren Posten nach nur 45 Tagen im Amt räumen. "Ich kann das Mandat, für das ich von den Tory-Mitgliedern gewählt wurde, nicht erfüllen, und trete darum zurück", sagte Truss.

In einem Gespräch mit Graham Brady, dem Vorsitzenden der Parlamentsgruppe der konservativen Partei Grossbritanniens, habe man sich auf eine Wahl für nächste Woche geeinigt. Bis dann wird Liz Truss im Amt bleiben.

"Räder von Clown-Wagen sind abgefallen"

Vor dem Rücktritt herrschten in der Regierung chaotische Zustände, sagte der konservative Abgeordnete Simon Hoare gegenüber BBC. Auch den Tories nahe stehende Zeitungen äußerten zuletzt scharfe Kritik. "Die Räder sind vom Clown-Wagen der Tories abgefallen", lautete eine der Schlagzeilen in der "Daily Mail".

So spielten sich beispielsweise am 20. September während und nach der Abstimmung zu Fracking von Schiefergas im Unterhaus chaotische Szenen ab. Die Party Whips der Konservativen, die für die Einhaltung der Fraktionsdisziplin zuständigen "Einpeitscher", sollen gar handgreiflich geworden sein, um passende Stimmen zu bekommen. Später herrschte Fassungslosigkeit über das chaotische Votum, bei dem Truss selbst es aus unbekannten Gründen versäumt hatte, ihre Stimme abzugeben, wie aus einer offiziellen Statistik hervorging.

Kürzeste Amtszeit

Die jüngsten Ereignisse folgten auf das Fiasko an den Finanzmärkten, das Truss und der jüngst von ihr gefeuerte Finanzminister Kwasi Kwarteng mit ihren Steuer- und Wirtschaftsplänen entfesselten. Er ist allerdings nicht der einzige, der seinen Posten schon vor Truss verlor – am 19. Oktober schied die Innenministerin Suella Braverman aus der Regierung aus. Ob der Schritt freiwillig geschah oder ob Braverman von Truss gefeuert wurde, war zunächst nicht klar.

Mit einer Amtszeit von 44 Tagen hat Truss einen zweifelhaften Rekord inne. Ihre Amtszeit als britische Premierministerin ist mit Abstand die kürzeste: Zuvor lag der Rekord bei 119 Tagen – im Gegensatz zu Truss wurde George Canning, der am 12. April 1827 zum britischen Premier gewählt wurde, nicht aus dem Amt gejagt, sondern verstarb am 8. August desselben Jahres.

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    Liz Truss in ihrer ersten Ministerrolle 2015 – sie war für die Umwelt zuständig.
    Liz Truss in ihrer ersten Ministerrolle 2015 – sie war für die Umwelt zuständig.
    REUTERS