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Peinliche "Golf-Affäre" um SPD-Kandidat Schulz

Heute Redaktion
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Martin Schulz will deutscher Kanzler werden. In einer Rede warf er Golfspielern "Arroganz" vor, wurde beschimpft - und rudert nun auf Twitter zurück.

Wenn man kein Glück hat, dann kommt oft auch Pech dazu. Der Wahlkampf und Martin Schulz, das werden keine dicken Freunde mehr. Wo immer sich ein Fettnapf auftut, der Hoffnungsträger der SPD, der Angela Merkel (CDU) stürzen will, tappt mit hoher Wahrscheinlichkeit hinein.

Nun passierte das: Deutschland debattiert über den Diesel-Skandal und die Folgen für die Autoindustrie. Martin Schulz wollte Originelles beisteuern und sagte beim Wahlkampfaufakt in Bremen: "Mich interessieren die Golffahrer mehr als die Golfspieler. Die Arro­ganz dieser Leute gefährdet den Kern der deutschen Industrie". Ein paar Tage später schob er in Rheinland-Pfalz nach: „Mich interessieren die Golffahrer mehr als die Golfspieler."

"Eine Frechheit"

Mehr hatte er nicht gebraucht. Aufruhr auf allen Golfplätzen. „Eine Frechheit", wetterte der Chef des Deutschen Golf-Verbands, Claus Kobold (ja, der heißt echt so), und schrieb, stellvertretend für 1,8 Millionen Deutsche, die Golf spielen, einen offenen Brief an den Kanzlerkandidaten. „Wahlkampfgetriebene Brachial-Rhetorik", nannte er die Schulzereien.

Damit war die Neiddebatte im deutschen Wahlkampf angekommen. Politiker vieler Parteien meldeten sich zur Wort, "Bild" interviewte Menschen auf dem Golfplatz, die ihrer Wut Ausdruck verleihen durfen. Schlimmer noch: Doe Interviews fanden am Golfplatz „Haus Kambach" statt. der bei Eschweiler liegt, keine 15 Auto-Minuten von Würselen entfernt, der Heimat des SPD-Kanzlerkandidaten.

Schulz erkannte den Ernst der Lage. Wenn er Kanzler werden will (im Moment liegt Angela Merkel zwar 15 Prozentpunkte vor ihm, aber wer weiß), dann braucht er eventuell auch die Stimmen der Golfer. Also schrieb er auf Twitter. "Ich mag Golf und Golfspieler. Habe nur was gegen Manger, denen ihr Handicap wichtiger ist als die beruflichen Handicaps ihrer Mitarbeiter".

Irgendwo wird Angela Merkel an diesem Wochenende gesessen sein und vor sich hingelächelt haben. (red)