Nahost-Konflikt

Pentagon-Chef überwachte Militärschlag vom Spital aus

Neue Eskalation in Nahost: Die Nato hat sich hinter die Luftangriffe der Verbündeten USA und Großbritannien auf die Huthi-Miliz im Jemen gestellt.

Newsdesk Heute
Pentagon-Chef überwachte Militärschlag vom Spital aus
Der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. (Archivbild)
REUTERS

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat den Militärschlag der USA und Verbündeter gegen die Huthi-Rebellen im Jemen nach Angaben seines Ministeriums vom Spital aus angeleitet und überwacht. Pentagon-Sprecher Pat Ryder sagte am Freitag, Austin habe dem US-Regionalkommando für den Nahen Osten (Centcom) den Befehl zur Durchführung der Angriffe erteilt und diese vom Krankenhauszimmer aus in Echtzeit über gesicherte Kommunikationswege überwacht. Im Anschluss habe er mit dem zuständigen Kommandeur und US-Präsident Joe Biden eine erste Bewertung der Angriffe vorgenommen.

Der Pentagon-Chef hatte am Dienstag eine Prostatakrebserkrankung öffentlich gemacht. Seit Anfang des Jahres befindet er sich wegen Komplikationen infolge eines Eingriffs im Militärspital Walter Reed in Bethesda bei Washington. Zwischenzeitlich musste der 70-Jährige auf der Intensivstation betreut werden. Austin geriet in die Kritik, weil seine Krebserkrankung und den Krankenhausaufenthalt zunächst geheim gehalten hatte.

Dennoch war er "aktiv" beteiligt

Ryder betonte am Freitag, Austin sei "aktiv an der Überwachung und Leitung der Angriffe der vergangenen Nacht" beteiligt gewesen. Auch den Grossangriff der Huthi-Rebellen am Dienstag habe Austin beobachtet und die Reaktion der Operation "Prosperity Guardian" überwacht. In den vergangenen beiden Tagen habe er mehrere Gespräche geführt, um Reaktionsmöglichkeiten zu besprechen, unter anderem mit dem Präsidenten.

Biden bekräftigte am Freitag, an seinem Verteidigungsminister festhalten zu wollen. Auf die Frage von Journalisten, ob er noch Vertrauen in Austin habe, antwortete Biden mit: "Das habe ich". Die Frage, ob es eine Fehleinschätzung Austins gewesen sei, den Präsidenten zunächst nicht über den Spitalaufenthalt und die Diagnose zu informieren, bejahte Biden aber ebenfalls. Das Weiße Haus hatte bereits deutliche Kritik an der Informationspolitik des Pentagon-Chefs geäußert.

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    Russland verurteilt Angriffe auf Huthi-Miliz

    Russland hat die Angriffe der USA und Großbritanniens auf Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen bei einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates scharf verurteilt. Der russische UNO-Botschafter Wassili Nebensia sprach am Freitag vor dem Gremium in New York von einer "eklatanten bewaffneten Aggression gegen ein anderes Land". "Diese Staaten haben einen Massenangriff auf jemenitisches Territorium verübt", sagte Nebensia. "Ich spreche nicht von einem Angriff auf eine Gruppe innerhalb des Landes, sondern von einem Angriff auf die Bevölkerung des Landes als Ganzes. Es wurden Flugzeuge eingesetzt, Kriegsschiffe und U-Boote."

    Die britische UNO-Botschafterin Barbara Woodward sagte dagegen, die Streitkräfte ihres Landes hätten "begrenzte, notwendige und angemessene Schritte der Selbstverteidigung" unternommen. "Bei diesem Einsatz wurde besondere Sorgfalt darauf gelegt, das Risiko für Zivilisten zu minimieren."

    "Alle unsere Schiffe sind angreifbar"

    Die UNO-Botschafterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, sagte vor dem Sicherheitsrat, die Schiffe keines Landes seien vor Angriffen der Huthi im Roten Meer sicher. "Ob ein Schiff unter US-Flagge oder der Flagge eines anderen Landes fährt – alle unsere Schiffe sind angreifbar." Thomas-Greenfield sagte zudem, ohne die Unterstützung des Iran wären die Huthi-Rebellen kaum in der Lage, Handelsschiffe im Roten Meer anzugreifen.

    Russland beantragte nach den Luftangriffen eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates – und nutzte das Treffen für Kritik an Großbritannien und den USA. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen hatte am Mittwoch in einer Resolution ein Ende der Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer gefordert und das Recht der Mitgliedstaaten festgehalten, Schiffe gegen solche Angriffe zu verteidigen.

    red
    Akt.