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Gymnasium kauft Burkinis für seine Schülerinnen

Dadurch sollen Musliminnen am Schwimmunterricht teilnehmen können. Ein Erziehungswissenschaftler spricht von "vorauseilendem Gehorsam".

Heute Redaktion
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Eine Frau im Burkini am Rand eines Schwimmbeckens. Symbolfoto.
Eine Frau im Burkini am Rand eines Schwimmbeckens. Symbolfoto.
Bild: iStock

Religiöse Bekleidungsvorschriften und die lässige Freizügigkeit in Freibädern haben im vergangenen Sommer für eine hitzige Debatte um den Burkini in Wiener Bädern entfacht. Jetzt sorgt ein deutsches Gymnasium für Zündstoff in unserem Nachbarland.

Denn das Pestalozzi-Gymnasium in Herne (Nordrhein-Westfahlen) hat für den Schwimmunterricht seiner Schützlinge zwanzig Burkinis angeschafft. Damit will die Schule dafür sorgen, dass auch muslimische Mädchen daran teilnehmen können.

Denn ohne den figurverhüllenden Burkini dürften diese nicht mit ihren männlichen Mitschülern ins selbe Becken steigen, wie Leiter Volker Gößling (55) gegenüber der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) bestätigt.

"Vorauseilender Gehorsam"?

Die knapp 400 Euro Anschaffungskosten für die glaubenskonforme Badebekleidung wurden mit Spendengeldern beglichen. Die Burkinis stehen allen Schülerinnen frei zur Verfügung, 15 Mädchen hätten dieses Angebot bereits genützt, generell sei die Aktion in seiner Schule gut angekommen, so Gößling: "Damit hat keiner mehr eine Ausrede, nicht am Unterricht teilzunehmen."

Der Burkini
Der Burkini ist eine zweiteilige Badebekleidung für Frauen, die außer Gesicht, Händen und Füßen den gesamten Körper bedeckt.
Laut einer Studie schützt er am besten vor Krebs.
Sie bestehen oft aus demselben Material wie Badeanzüge oder Bikinis und erlauben es Muslimas, die sich an die Kleidungsvorschriften des Islam halten, im Sommer schwimmen zu gehen.
Auch Sportbekleidung für Muslimas ist im Mainstream angekommen: Nike brachte vor kurzem eine Sport-Hijab heraus

Erziehungswissenschaftler Klaus Spenlen aus Düsseldorf spricht stattdessen von "vorauseilenden Gehorsam" der Schule und "Aufgabe von Vorgangsweisen, die man nicht aufgeben sollen". Demnach hätte die Schule erst versuchen sollen, einen reinen Mädchen-Kurs einzurichten bzw einen "glaubhaften Antrag, dass es [das Kind] in seinem Religionsverständnis massiv beeinträchtigt ist", einfordern sollen.

"Schwimmen ist Integration, das gehört in Deutschland zur Kultur", kontert der Schulleiter Gößling lapidar: "Bei uns soll jeder Schwimmen lernen und dafür schaffe ich die Bedingungen." (red)