Wien

"Fieber messen an den Grenzen? Das ist wie im Kabarett"

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker spricht sich im "Heute"-Interview gegen einen Schul-Shutdown aus und erklärt, woran es an den Grenzen mangelt.

Heute Redaktion
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Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SP)
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SP)
Denise Auer

"Eine Regierung droht ihrer Bevölkerung nicht", sagt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Gespräch mit "Heute". Hintergrund sind die immer wieder in den Raum gestellten neuen Corona-Verschärfungen, die mit einem Komplett-Shutdown der Schulen einhergehen könnten. Eltern zeigen sich über diesen Plan, der offenbar in Teilen der Regierung kursiert und den "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer am Montag öffentlich gemacht hatte, entsetzt. Wiens Peter Hacker findet – wie auch Burgenlands Landeschef Hans Peter Doskozil (SPÖ) und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl Leitner (ÖVP) – klare Worte. "Ich lehne ein Schließung entschieden ab. Bei allen Entscheidungen, die wir rund um Covid treffen, geht es nicht nur darum, eine Wirkung zu erzielen, sondern auch die Folgekonsequenzen im Auge zu behalten."

"Kindern schon genug angetan"

Worauf Hacker anspielt: "In Spitälern, Pflegeheimen, bei der Strom-, Gas- und Wasserversorgung: Überall arbeiten Menschen, deren Kinder in Kindergärten und Schulen sind. Eine Schließung hätte gravierende Auswirkungen auf diese Familien." Gar nicht zu sprechen von den psychischen Konsequenzen für die Schülerinnen und Schüler: "Den Kindern hat man im letzten dreiviertel Jahr ohnehin schon ganz schön viel angetan. Man hat sie aus ihrer Schul- und Freundschaftsroutine herausgerissen. Wir sollten sie dringend in Ruhe lassen", so Hacker, der die "Hauptzielgruppe aller Maßnahmen" bei den über 60-Jährigen oder Menschen mit Zusatzerkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck sieht: "Wir wissen mittlerweile, das ist ein Virus, der nicht alle Menschen gleichermaßen betrifft und daher müssen wir uns auf jene Gruppen konzentrieren, die ganz besonders stark darunter zu leiden haben. Und das sind ganz sicher nicht die Kinder. Wir sehen sie nicht bei den Behandlungen im Spital."

"Wir brauchen die Schule. Dass man überhaupt darüber reden muss, wofür Schule gut ist, kann ich in keinster Weise nachvollziehen."

Darüber hinaus dürfe "die Bildungs- und Sozialfrage nicht zur Frage des Geldbörsels der Eltern" werden: "Wenn ich in einer Villa mit Swimmingpool lebe und mir eine Haushälterin und Pädagogen leisten kann, ist ein Lockdown locker vorstellbar – aber dieser Gedanke entspricht nicht einmal dem Lebensmodell der Mittelschicht in diesem Land", erklärt Peter Hacker. Nachsatz: "Wir brauchen die Schule. Dass man überhaupt darüber reden muss, wofür Schule gut ist, kann ich in keinster Weise nachvollziehen."

"Hören wir endlich auf mit Fiebermessen. Wir sind ja wie im Kabarett unterwegs."

Warum aus Regierungskreisen immer wieder Geheimpläne über angebliche Schulschließungen durchsickern? "Ganz offensichtlich fällt ihnen zu wenig ein, was man sonst so bringen kann", mutmaßt der Wiener Gesundheitsstadtrat. Hacker hätte da einen Vorschlag: "Die Regierung sollte endlich eine Regelung für das bringen, was an den Grenzen passiert." Dies wäre auch gar keine große Sache: "Wir bräuchte da nur von unseren Nachbarn abschreiben, die bereits Konzepte gefunden haben, wie man die Menschen dort zum Testen zu bringen." Hacker stellt zwar klar: "Dem Virus sind Grenzen egal, aber es ist eine gute Möglichkeit, dort Tests durchzuführen." Dann wagt der wortgewaltige SP-Grande noch ein Vorstoß: "Hören wir endlich auf mit Fiebermessen. Wir sind ja wie im Kabarett unterwegs und stellen junge Grundwehrdiener an die Grenze und lassen sie Fiebermessen. Das ist sinnlos – es braucht dort Tests."

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