Niederösterreich

Pfleger: "Patienten auf Coronastation heimlich gefilmt"

Aufregung um eine Videoüberwachung im Uniklinikum St. Pölten: AK-Funktionär und Pfleger Samir Kesetovic: "Viele Mitarbeiter wussten nichts von ihr".

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Kesetovic und die Kamera
Kesetovic und die Kamera
privat

Eine Videoüberwachung und ein Hinweisschild im Universitätsklinikum St. Pölten sorgen derzeit für Wirbel und Unklarheit: In einer Ecke der Triage in St. Pölten ist eine genehmigte Thermokamera (Anm.: zum Fiebermessen), in einem anderen Eck eine mysteriöse Kamera, die auch genehmigt sein soll.

Wussten alle davon?

Ob davon wirklich alle Mitarbeiter und Patienten gewusst haben, darf hinterfragt werden. Samir Kesetovic, selbst seit über zwei Jahrzehnten im St. Pöltner Klinikum beschäftigt, sagt: "Ich wurde daraufhin mehrfach von Kollegen angesprochen und es war bis heute kein Hinweisschild angebracht. Es wussten mehrere Kollegen nichts von dieser Kamera, ich sicherlich nicht. Und ich glaube nicht, dass alle Patienten mit einer Aufnahme einverstanden sind."

Das sagt Spital

Bernhard Jany, Sprecher der Landesgesundheitsagentur NÖ, stellt klar: "Es handelt sich nicht um eine Kamera auf einer Corona-Station. Vielmehr befindet sich die Kamera beim Eingang zur Triage. Sie ist vom Betriebsrat genehmigt und dient zum Schutz der Mitarbeiter (z.B. Nachtdienst). Es gibt eine zweite Kamera in diesem Bereich – es ist eine sogenannte Thermokamera. Sie hat zwar die Anmutung einer Kamera, dient aber zum Fiebermessen von potenziellen Patienten, damit die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einem möglichst geringem Risiko ausgesetzt sind."

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    Samir Kesetovic mit genehmigter Thermo-Kamera (rechts im Bild) und die umstrittene Kamera (links)
    Samir Kesetovic mit genehmigter Thermo-Kamera (rechts im Bild) und die umstrittene Kamera (links)
    privat

    Weiters kritisiert Samir Kesetovic ein Hinweisschild (siehe Foto): "In der Zeit von 19 bis 7 Uhr an die Leitstelle durchgehen." Kesetovic dazu: "Also nachts schläft Corona oder wie? Dann sind ja alle Maßnahmen untertags umsonst, wenn nachts eh nicht kontrolliert wird." Der AK-Funktionär übergab den Fall jetzt an den renommierten Anwalt Nikolaus Rast. 

    Laut Anwalt nicht in Ordnung

    "Ob die Kamera genehmigt ist oder nicht, ist nicht die primäre Fragestellung. Wussten es wirklich alle Mitarbeiter von Anfang an und wurden die Patienten per Schild vom ersten Tag an daraufhingewiesen? Mein Mandant verneint dies klar. Es darf nicht sein, dass Mitarbeiter ohne deren Wissen überwacht werden", so Nikolaus Rast. "Und wenn tatsächlich Coronakontrollen nur tagsüber durchgeführt werden und nachts nicht, ist das System sinnlos."

    Top-Anwalt Nikolaus Rast
    Top-Anwalt Nikolaus Rast
    Denise Auer

    Pfleger strafversetzt

    Übrigens: Für Besucher ist im gesamten Klinikbereich absolutes Fotografier- und Filmverbot. Und der in der Klinik als unbequem bekannte Samir Kesetovic (Anm.: weil er immer wieder mutmaßliche Missstände aufzeigt) wurde nach der "Kamera-Causa" sofort aus der Triage entfernt und muss nun auf der "2. Med" putzen und Essen austeilen. 

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