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Philosophie-Aufgabe sorgt für Shitstorm an Gymnasium

Wegen einer Schulaufgabe im Philosophieunterricht muss ein Gymnasium in Siegburg (D) derzeit einen Shitstorm wegen Rassismus über sich ergehen lassen.

Jochen Dobnik
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Diese Aufgabenstellung im Philosophieunterricht sorgte für Empörung und Diskriminierungsvorwürfe.
Diese Aufgabenstellung im Philosophieunterricht sorgte für Empörung und Diskriminierungsvorwürfe.
istock / Screenshot Twitter

Das Gymnasium Alleestraße in Siegburg (NRW) steht gerade im Zentrum eines Shitstorms in den sozialen Netzwerken. Aufgrund einer Aufgabenstellung im Philosophieunterricht wird der Schule Rassismus vorgeworfen – vor allem seitens türkischstämmiger Eltern.

"Ein türkischer Familienvater verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis"

Auslöser war folgende Aufgabe aus dem Buch "Zugänge zur Philosophie": "Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern. Besprich die Situation mit deiner/m Tischnachbarin/Tischnachbarn. Welche Konflikte seht ihr darin?"

Ein Rechtsanwalt aus Solingen griff das Thema auf Twitter auf (siehe oben) und trat damit eine Welle der Empörung in den sozialen Netzwerken los. Die Aufgabe befeuere Klischees und Vorurteile, das Vokabular sei das rechtsextremer Populisten, kritisiert die Föderation Türkischer Elternvereine. "Vor allem der Nebensatz ist fatal", so der Vize-Landesvorsitzende Ali Sak zur "Rheinischen Post": "Die Tochter wird also nicht nur ohne ihr Einverständnis verheiratet, der Neffe wird auch noch als ein Schmarotzer dargestellt, der sich gesellschaftliche Vorteile erschleicht." 

Schule entschuldigt sich

Auf ihrer Homepage entschuldigt sich die Schule und erklärt den Hintergrund der Aufgabe: Ziel sei gewesen, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit Vorurteilen und Stigmatisierung auseinandersetzen. Sie sollten herausarbeiten, ob Traditionen aus verschiedenen Kulturen beurteilbar sind. "Dabei konnte der Eindruck entstehen, hier würden Stereotypen bewusst gegen eine Minderheit eingesetzt. Dies ist nicht der Fall, und es wird auch niemals der Fall sein".

Die Lehrkraft habe auch mehrfach darauf hingewiesen, dass in dieser Unterrichtsreihe kein "Kulturen- oder Religionsbashing" betrieben werden solle, und auch nicht wurde, so ein Sprecher gegenüber der "RP". Die Schule, insbesondere die betroffene Lehrkraft, seien sehr erschrocken über die "massiven Anfeindungen und haltlosen Unterstellungen".

Schulbuchverlag tauscht Skandal-Passage aus

Noch am Montag reagierte auch der Schulbuchverlag und kündigte an, das skandalöse Fallbeispiel auszutauschen: "Auch wenn die geschilderte Extremsituation geeignet ist, um ein Dilemma philosophisch zu diskutieren, werden wir es umgehend im Nachdruck gegen eine Neuformulierung austauschen", teilte die Sprecherin des Cornelsen-Verlags dem WDR mit.

"Wir sind der Ansicht, dass Schule Impulse geben soll, sich mit unterschiedlichen Ansichten und Lebensformen auseinanderzusetzen, aber Schule soll auch der Ort eines guten, vorurteilsfreien Miteinanders sein. Wir setzen uns daher gegen Stereotype und Vorurteile in Schule ein."

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