Szene

Pink feierte eine absolut abgehobene Poprock-Show

Die Sängerin gastierte mit ihrer "Beautiful Trauma"-Tour im Ernst Happel-Stadion. Dabei ließ sie kaum Wünsche offen.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Genau so, wie die 39-Jährige als Alecia Moore geborene Sängerin am Mittwoch im Wiener Prater ihre knapp zweistündige Show im Rahmen der "Beautiful Trauma"-Welttour über die Bühne gebracht hat, muss Stadionrock im Jahr 2019 funktionieren. Der Begriff Stadionrock ist bei Pink - obwohl ein weltberühmter Popstar - nicht nur nicht fehl am Platz; nein, er passt wie die Faust aufs Auge.

Bossgirl Pink

Von der ersten Minute an machte Pink klar, dass man sich auf einer Rock-Show der Superlative befindet. Kurz nach 21 Uhr kündigte das lautstarke Flimmern der zwei riesigen, in Herzform gehaltenen LED-Leinwände links und rechts von der Bühne den Beginn des Konzerts an.

Zum atemberaubenden Einstand turnte die Hauptdarstellerin auf einem überdimensionalen Luster, der über ihren Mitmusikern baumelte, herum und sang dazu noch ihren Durchbruch-Hit "Get The Party Started" aus dem Jahr 2001. Die 57.000 Fans im Happel-Oval nahmen die Einladung dankend an und tanzten trotz tropischer Temperaturen im Takt zur Ein-Akkord-Nummer.

In den rund zwanzig Jahren, in denen Pink nun schon im Showgeschäft tätig ist, haben sich zahlreiche Welthits angesammelt, die dann fast alle in den folgenden 120 Minuten nach allen Regeln der Kunst zelebriert worden sind. Denn Pink und ihr Team konzentrierten sich nicht nur auf die Musik, was alleine schon gereicht hätte, um den Abend großartig werden zu lassen. Nein, den Fans wurde für ihr Geld richtig viel optische Abwechslung geboten.

Mehr Action als bei "Mission: Impossible"

Der oben schon erwähnte Luster war nur eines von vielen unterstützenden Special-Effects-Elementen, die während des Sets zum Einsatz kamen. Es gab Leuchtraketen, meterhohe Feuersäulen, spektakuläre Tanz- und Akrobatikeinlagen, Visuals und Einspieler auf den Leinwänden, die ihresgleichen suchen und den obligatorischen Konfettiregen zum Schluss.

Trotz aller Wow- und Aha-Momente war zu keiner Sekunde unklar, dass Powerfrau Pink im Mittelpunkt steht. Sie selber machte sich ebenfalls zum Teil der Show. Einerseits durch zahlreiche Outfitwechsel (mitzählen war irgendwie nicht möglich, mehr als fünf waren es sicher), andererseits durch die mutigen Stunts, während derer sie auf den Gesang nicht vergaß.

Pink fliegt über das Wiener Publikum

Beim Song "Secrets" etwa vollführte sie gemeinsam mit einem Profi ungesichert einen spektakulären Vertikalseil-Akt. Zur vorletzten Nummer "So What" setzte sie zum komplett irren Rundflug über das gesamte Publikum an. Die Anzahl der dabei offen stehenden Münder war dabei deckungsgleich mit den Fans im Stadion. Ungelogen.

Auch wenn man sich bei den Showeinlagen irgendwie an Helene Fischer zurückerinnern mag, bei Pink wirkte das alles noch um eine Nummer größer. So sind die Amis halt. Faster, Bigger, Better.

Große, ruhige Momente

Zwischen all dem Spektakel wurde in den zwei Stunden allerdings auch nicht auf die ruhigen Momente vergessen. Mit dem Mitsing-Klassiker von Cyndi Lauper "Time After Time" und dem aktuellen Hit "Walk Me Home" gab es einen intimen Akustik-Block, der für Gänsehaut sorgte. Kurze Einspieler vor "What About Us" und "Raise Your Glas" brachten politische Botschaften und Body Positivity Messages, für die Pink schon ihre ganze Karriere über bekannt ist.

Auch Willow, die sechsjährige Tochter von Pink und Ehemann Corey Hart, durfte kurz über die Bühne wirbeln und sich vom Wiener Publikum bejubeln lassen. In rosafarbenem Shirt und mit großen, blauen Kopfhörern schlug sie gemeinsam mit dem professionellen Tanzteam ein paar Räder. Das kam speziell bei den doch vielen Kids und deren Müttern im Publikum gut an.

One of the biggest players

Nach zwei Stunden war die komplett durchchoreografierte, kurzweilige Show der Superlative rasch wieder zu Ende. Zugaben gab es keine, die letzten beiden Songs "So What" und das ruhige "Glitter in the Air" waren direkt ins Programm integriert.

Pink hat demonstriert, dass sie vollkommen zu Recht einer der größten Player im internationalen Musikgeschäft ist. An exakt der gleiche Stelle, wo Bon Jovi vor einer Woche mit seiner "Stimme" für Stirnrunzeln sorgte, traf die 39-Jährige trotz der schweißtreibenden Action auf der Bühne jeden Ton.

Grundsympathisch

Insgesamt wird, was den Stadionrock betrifft, der Auftritt der Rockröhre (ich finde diesen Begriff blöd, er lässt sich in Ermangelung anderer Fachtermini aber nicht vermeiden, Anm. vom Autor) nur schwer toppen. Denn obwohl die Show am Reißbrett entworfen wurde und seit über einem Jahr auf der ganzen Welt zu sehen war, wirkt sie alles andere als geplant und aalglatt, sondern im Gegenteil authentisch, emotional und grundsympathisch.