Ukraine

Plant Putin jetzt False-Flag-Angriffe im eigenen Land?

In Russland kommt es aktuell zu einer auffälligen Häufung von Berichten über angeblich "vereitelte Anschläge ukrainischer Terroristen".

Nikolaus Pichler
Bilder der Zerstörung nach einer russischen Attacke Zaporizhzhia.
Bilder der Zerstörung nach einer russischen Attacke Zaporizhzhia.
Leo Correa / AP / picturedesk.com

Nicht nur die Ukraine, auch Teile der westlichen internationale Gemeinschaft verlangen, dass Russland wegen seiner Angriffe auf zivile ukrainische Ziele als "Terrorstaat" eingestuft werden soll. Dieser Rhetorik scheint Moskau nun entgegenwirken zu wollen, mit einer altbekannten Taktik: Es kehrt den Spieß um. Nicht nur die russischen Medien, auch die so genannten "Milbloggers" – russische Propagandisten mit hoher Reichweite in den sozialen Medien – stellen nun ihrerseits die Ukraine als "Terrorstaat" dar.

Seit der Explosion auf der Kertsch-Brücke, dem von Wladimir Putin 2018 persönlich eingeweihten Prestigeprojekt, kommt es zu einer auffälligen Häufung von Berichten über angebliche vereitelte Anschläge ukrainischer "Terroristen" durch den Sicherheitsdienst FSB. Diesen "Saboteuren" soll nicht nur im grenznahen Brjansk, sondern auch im Oblast Swerdlowks im asiatischen Teil Russlands und sogar in der Hauptstadt Moskau das Handwerk gelegt worden sein.

Hollywoodreife Aufnahmen

Die russische Nachrichtenagentur Tass veröffentlichte hollywoodreife Aufnahmen der Verhaftung in Moskau, die der FSB auch mit Drohnen dokumentierte. Social-Media-User wundern sich indes, dass der Mann, in dessen Wagen Panzerabwehr-Granatwerfer gefunden wurden, unbehelligt mit einer ukrainischen Autonummer in der russischen Hauptstadt umherfahren konnte.

Eine andere Aufnahme zeigt die Verhaftung in Brjansk, wo der "ukrainische Terrorist" mit einer drei Kilo schweren Bombe im Rucksack unterwegs gewesen sein soll. Auch dies zog Häme nach sich, zumal der angebliche Attentäter seelenruhig rauchend an einer Busstation überwältig wurde und Experten den Sprengsatz ohne jede Schutzmassnahme oder -kleidung auspackten.

Vorbereitungen für False-Flag-Operationen in Russland?

Die dem Establishment nahestehenden Milblogger verstärkten seither ihre Rufe, wonach die Ukraine formell als terroristischer Staat verurteilt werden müsse und verlangen von Moskau, die Spionageabwehr zu verstärken.

Im russischen Informationsraum könnten so nicht nur Bedingungen geschaffen werden, "um weitere massive Angriffe auf ukrainische Rückzugsgebiete zu rechtfertigen", schreibt die Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in ihrer täglichen Analyse des Krieges. Denkbar wäre demnach auch, dass Moskau False-Flag-Angriffe auf russisches Territorium vorbereitet, die sie der Bevölkerung als von der Ukraine verübte Terrorakte verkauft.

Angriffe auf russische Grenzgebiete

Nicht, dass es keine ukrainischen Angriffe auf russischem Boden geben würde – doch diese geschehen in der Regel in den grenznahen Gebieten zur Ukraine. Etwa in Belgorod, wo soeben ein ziviles Hochhaus beschossen wurde. Russische Medien lasten dies den ukrainischen Streitkräften an, proukrainische Quellen verweisen dagegen auf fehlgeleitete russische Raketen, die das ukrainische Charkiw hätten treffen sollen.

Auch kommt es in den grenznahen Gebieten seitdem immer wieder zu Angriffen auf neuralgische Ziele – auf einmal brennen Öldepots oder explodieren Munitionslager. Dass dahinter ukrainische Saboteure stecken, erscheint nur folgerichtig – Aussagen des ukrainischen Verteidigungsministers verstärken diese Annahme. Allerdings halten es Experten auch für möglich, dass einige Sabotageakte auf das Konto von russischen Kriegsgegnern gehen könnten oder eben: dass dahinter False-Flag-Operationen russischer Agenten stecken könnten.

"Die Russen können sich ebenso wenig sicher fühlen wie wir"

Dennoch: Gegenüber 20 Minuten machte ein Kommandant der ukrainischen Nationalgarde deutlich, dass, je nach Kriegsverlauf, ukrainische Sabotageakte gegen kritische Infrastruktur auch im Innern Russlands zunehmen könnten. "Wir werden dafür sorgen, dass die Russen sich ebenso wenig sicher fühlen können, wie wir", sagte er.

Darum, dass die Ukraine Ziele in Russlands Landesinneren ins Visier nehmen wird, muss sich Wladimir Putin indes keine Sorgen machen: Waffen mit dieser Reichweite hat sie nicht, und bislang haben sich ihre westlichen Verbündeten auch geweigert, derlei Artillerie zu liefern.

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