Österreich

Polit-Wirbel um Schulbenennung nach Friedrich Zawrel

Heute Redaktion
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Bild: wien.gv.at

Auf Betreiben der Bezirks-ÖVP wird Mitte Juni die Neue Mittelschule (NMS) Hörnesgasse in Landstraße nach Friedrich Zawrel - er war ein österreichischer Überlebender des NS-Euthanasieprogrammes "Am Spiegelgrund" - benannt. Die FPÖ findet das "skandalös", denn: Zawrel war laut offiziellen Biografien ein mehrfach verurteilter Einbrecher und Dieb.

Auf Betreiben der Bezirks-ÖVP wird Mitte Juni die Neue Mittelschule (NMS) Hörnesgasse in Landstraße nach Friedrich Zawrel – er war ein österreichischer Überlebender des NS-Euthanasieprogrammes "Am Spiegelgrund" – benannt. Die FPÖ findet das "skandalös", denn: Zawrel war laut offiziellen Biografien ein mehrfach verurteilter Einbrecher und Dieb.
Als Zeitzeuge trug der am 20. Februar 2015 verstorbene Zawrel wesentlich zur Aufarbeitung der Verbrechen der NS-Medizin am Spiegelgrund, 1975 deckte er – unterstützt unter anderem vom jetztigen "Heute"-Chefreporter Wolfgang Höllrigl – die dunklen Machenschaften von "Spiegelgrund"-Arzt Heinrich Gross auf. Dafür wurde er mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Stadt Wien und dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt.

"Dass er es sich Zeit seines Lebens zur Aufgabe machte, seine Erfahrungen und Erlebnisse in Schulen zu erzählen, war ein Beitrag zur Sensibilisierung unserer Kinder, den man nicht genug wertschätzen kann“, begründen ÖVP-Gemeinderätin Sabine Schwarz und der Klubobmann der ÖVP Landstraße Georg Keri die nun beschlossene Benennung der NMS Hörnesgasse nach Zawrel.

Heftige Kritik daran kommt aber nun von der FPÖ: "Den über Zawrel veröffentlichten Biographien und biographischen Artikeln ist zu entnehmen, dass er in der Zweiten Republik wegen Einbrüchen und Diebstählen vier Mal - und zwar 1946, 1958, 1965 und 1975/1976 vor Gericht stand - und dabei zu insgesamt 17,5 Jahren Haft verurteilt wurde, von denen er auch 13 Jahre abgesessen hat, zuletzt bis 1981. Er befand sich zwischen 1972 und 1974 im Ausland auf der Flucht vor den österreichischen Behörden, wo er sich ebenfalls mittels Straftaten über Wasser hielt. Als Namensgeber für eine öffentliche Pflichtschule ist man mit einer solchen Biographie aus Einbruch, Diebstahl und Hehlerei jedenfalls völlig ungeeignet“, so der Landstraßer FPÖ-Gemeinderat Dietrich Kops.

Dass Friedrich Zawrel nach seiner letzten Haftentlassung mit über 50 Jahren doch noch zurück auf den rechten Weg gefunden habe, "lässt ihn bestenfalls als Namenspatron für eine Bewährungshilfeeinrichtung geeignet erscheinen", ätzt Kops.

Das ruft nun die SPÖ auf den Plan: Die Geringschätzung gegenüber Friedrich Zawrel sei "ein Hohn", ist Rudolf Zabrana, Stellvertretender Bezirksvorsteher der Landstraße (SPÖ), entsetzt. "Dass Sie offenbar Menschen, die von NS-Schergen gequält wurden und später wertvolle Aufklärungsarbeit gegen die Täter leisteten, nicht zu schätzen wissen, ist bezeichnend", richtet er der FPÖ via Aussendung aus.