Österreich

Politisches Hickhack um Wiener Suchthilfehaus

Heute Redaktion
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Das Suchthilfezentrum "Jedmayer" am Wiener Gumpendorfer Gürtel sorgt wieder für politischen Streit.
Das Suchthilfezentrum "Jedmayer" am Wiener Gumpendorfer Gürtel sorgt wieder für politischen Streit.
Bild: Denise Auer

Wieder sorgt das "Jedmayer" für Ärger. Die FPÖ fordert erneut die Schließung, die ÖVP eine Neueinschätzung der Sicherheitslage. Der zuständige Stadtrat kontert.

Nach der versuchten Messerattacke auf eine Passantin im Bereich der U6-Station Gumpendorfer Straße – "Heute" hat berichtet – ist der Streit um das Suchthilfehaus "Jedmayer" am Gumpendorfer Gürtel 8 (Mariahilf) neu entbrannt.

ÖVP sieht Überdimensionierung

Das "Jedmayer" sei mit inzwischen täglich 500-700 betreuten Personen für diesen stark frequentierten Bereich überdimensioniert, kritisierte ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer. "Das gefährdet die konkrete Sicherheitslage und beeinflusst das Sicherheitsgefühl der Menschen".

Die Nähe zur U-Bahnstation und die dortige Infrastruktur schaffe Probleme, die nicht nur aus der Sicht der Drogenberatung, sondern auch unter Berücksichtigung der Sicherheitslage und der betroffenen Anrainer neu zu beurteilen sei, forderte Mahrer.

FPÖ fordert erneut die Schließung

Noch einen Schritt weiter geht die FPÖ, die erneut die Schließung des "Jedmayer" fordert. "Wie kommen eigentlich die normalen Bürger dazu, sich dort Überfällen, Belästigungen und Messerstechern ausliefern zu müssen, nur weil diese rot-grüne Stadtregierung immer - und das stets verlässlich - auf der falschen Seite steht", zeigte sich FP-Gemeinderat Leo Kohlbauer empört.

Stadtrat für mehr Polizisten statt "polizeilicher Sonntagsreiter"

Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ließ in einer Reaktion die Kritik nicht gelten. Es gebe bereits ein Maßnahmenpaket zum Umgang mit Suchtkranken, das im Rahmen der Integrations- und Sicherheitsoffensive Wien erarbeitet wurde. "Daran hat Mahrer selbst mitgearbeitet. Aber wahrscheinlich ist seine Erinnerung durch den türkisen Populismusrausch getrübt", so Hacker.

ÖVP und FPÖ beschäftigen sich "zu viel mit Gäulen" und zu wenig mit den realen Problemen. Denn was Wien wirklich brauche seien zusätzliche Polizisten auf der Straße statt "täglicher Berichte zu den Fortschritten polizeilicher Sonntagsreiter", erklärte der Stadtrat.

Bei der Suchthilfe Wien verweist man auf regelmäßige Abstimmungstreffen und die enge Kooperation mit der Wiener Polizei. "Alle sechs Wochen finden sogenannte Soziale Integrations- und Sicherheitstreffen statt, bei der Vertreter der Polizei, Sozialarbeiter und Vertreter der Stadt Wien teilnehmen. Wenn dann entschieden wird, dass mehr Licht gebraucht wird oder Büsche geschnitten werden müssen, um mögliche Drogenverstecke zu reduzieren, werden die entsprechenden Stellen der Stadt aktiv", heißt es. Zudem sei man täglich mit Beamten der Wiener Polizei im Austausch und das funktioniere auch sehr gut, wird betont. (lok)