Österreich

Polizei ließ Mordopfer nach 7 Jahren nachbauen

Heute Redaktion
Teilen

Knalleffekt im Mordfall, bei der eine Frau neben der Südautobahn in Pirka bei Graz abgelegt und angezündet wurde. Nach sieben Jahren konnte die Polizei in mühsamer Kleinarbeit ihre Identität klären und baute ihr Gesicht nach.

Knalleffekt in jenem Mordfall, bei der eine Frau neben der Südautobahn in Pirka bei Graz abgelegt und angezündet wurde. Nach sieben Jahren konnte die Polizei in mühsamer Kleinarbeit ihre Identität klären und baute ihr Gesicht nach, wie die Kleine Zeitung berichtet.



Es ist eine wissenschaftliche Sensation, was der österreichischen Polizei mithilfe einer deutschen Professorin da gelungen ist. Noch nie zuvor waren in Österreich bei Mordermittlungen solch aufwendige Untersuchungstechniken angewandt worden, wie im Fall einer unbekannten Leiche, die in Pirka bei Graz vor sieben Jahren entdeckt worden war: Der Nachbau einer Frauenleiche, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war.



Aufgund des Nachbaus kam die Polizei nach akribischen Recherchen drauf: Bei der Leiche handelte es sich um die 23-jährige Ukrainerin Olga T., die mit ihrem Mann jahrelang in Venedig gelebt hatte. Die Frau war 2004 schon einmal abgängig gewesen, tauchte aber wieder auf. Seit Jänner 2005 fehlt von ihr jede Spur.



Aber was war passiert? Vor sieben Jahren - am 9. Jänner 2005 war die Leiche von zwei Autobahngendarmen der Dienststelle Graz-West entdeckt worden, als sie Radarmessungen durchführten. Die beiden Beamten wollten im Bereich des Autobahnkreuzes Radarmessungen unter einer Autobahnbrücke (A 9) durchführen.



Die Gerichtsmedizinerin bestätigte, dass die Frau durch mehrere Schläge getötet worden war. Die Tote wurde neben der Südautobahn abgelegt, mit einem Brandbeschleuniger übergossen und angezündet. Der Täter wartete, bis das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war, und schnitt dem Opfer ein Ohr ab. Von den Tätern fehlte jede Spur.



Professorin rekonstruierte Schädel nach

Daraufhin begannen die mühsamen Ermittlungen. Ursula Witwer-Backofen, eine Anthropologin an der Freiburger Universität, die Schädel aus mittelalterlichen Gräbern wie ein Puzzle zusammensetzt, rekonstruierte den Kopf der unbekannten Frauenleiche von Pirka nach. Ende Jänner hatte die unbekannte Tote wieder ein Gesicht.



Später erfolgte im Auftrag des ORF-Wissenschaftsmagazins "Modern Times" an der Universität Hildesheim (Deutschland) eine neuerliche Schädelrekonstruktion.



Fieberhafte Suche nach Frau

Außerdem wurde an der Universität München ein Isotopengutachten erstellt, das wichtige Aufschlüsse über das Mordopfer geben sollte. Die Identität der nur 49,5 Kilo schweren und 175 Zentimeter großen Frau konnte dennoch nicht geklärt werden.



Fingerabdruck gab Hinweis

Die Kriminalisten ließen in all den Jahren nicht locker und gingen jedem noch so kleinen Hinweis nach. Doch die Fahndungsersuchen in süd- und osteuropäischen Ländern blieben meist unbeantwortet. Im Sommer 2012 unternahm das Bundeskriminalamt in Wien einen neuen Anlauf. Über die Polizei-Attachees in Rom und Bratislava gelang der entscheidende Durchbruch. Anhand eines Fingerabdruckes konnte das Mordopfer als die 1982 in der Ukraine geborene Olga T. identifiziert werden, die dem rekonstruierten Gesicht verblüffend ähnlich sieht.



Täter gesucht

Noch völlig ungeklärt ist, wer das Opfer getötet hat. Aber mit dessen Identifizierung besteht nun auch die Hoffnung, dass die Kriminalisten neue Ermittlungserfolge verzeichnen können.



Weiteres Opfer identifiziert

Nach Klärung der Identität einer im Jahr 2005 bei der Südautobahn (A2) in der Steiermark gefundenen Frauenleiche aus der Ukraine, ist laut einer Aussendung des Bundeskriminalamts (BK) vom Mittwoch eine weitere Frauenleiche identifiziert worden. Es handelt sich dabei um die 2008 in Völkermarkt in Kärnten gefundene Anna T. (49) aus Italien.