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Polizei räumt Camp voller Sexualverbrecher

Heute Redaktion
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Rund 270 registrierte Sexualstraftäter hausen auf den Straßen von Miami. Jetzt hat die Polizei ein improvisiertes Lager geräumt. Doch der Wille, den Obdachlosen zu helfen, fehlt.

Die Polizei von Miami-Dade im US-Bundesstaat Florida hat am Wochenende ein Obdachlosen-Camp geräumt, in dem bis zu 270 registrierte Sexualstraftäter lebten. Das Lager musste laut Behörden "aus hygienischen Gründen" abgerissen werden. Frauen und Männer, die wegen Sexualdelikten verurteilt wurden und ihre Zeit im Gefängnis abgesessen haben, hatten sich an einer Straße im Industriegebiet Hialeah niedergelassen.

Dass Sexualverbrecher in Miami wild auf der Straße kampieren, hat vor allem mit den strengen Auflagen zu tun, die sie nach ihrer Haftentlassung zu erfüllen haben: Verurteilte Täter müssen unter anderem ihr Leben lang fast 700 Meter Abstand zu Schulen oder Kindertagesstätten einhalten – eine mehr als doppelt so große Distanz wie im restlichen Bundesstaat Florida. Dazu müssen sie jahrelang eine elektronische Fußfessel tragen, sich regelmäßig bei ihrem Bewährungshelfer melden und sich Drogentests unterziehen. Auf ihrem Ausweis ist der Vermerk "sexual predator" – Sexualstraftäter – zu lesen.

Kein Wille, das Problem zu lösen

Nach Aussagen der Behörden wolle man mit der Räumung des Obdachlosenlagers den Menschen helfen, einen besseren Lebensraum zu finden. "Nachts laufen einem die Ratten über das Gesicht, wenn es regnet, gibt es überhaupt keinen Schutz vor dem Wasser", beklagte sich etwa ein Campbewohner gegenüber dem Sender NBC Miami. Auch der Richter, der am Donnerstag die Räumung anordnete, sah das so: "So zu leben, das würde ich nicht einmal meinem Haustier zumuten", sagte er. Der Sozialdienst müsse sich "sofort mit diesem Problem befassen."

Der Besitzer eines leerstehenden Lagerhauses in Hialeah sagte dem Sender CBS Miami, er habe der Stadt seine Liegenschaft angeboten, um dort eine Art Wohngemeinschaft für obdachlose Straftäter einzurichten. "Die Idee kam bei den Verantwortlichen nicht gut an. Sie sagen zwar, sie wollen eine Lösung, aber offenbar wollen sie dafür nichts bezahlen", berichtete der Mann.

Seit zehn Jahren geht das schon so

"Die meisten von uns, die hier hausen, haben keine Chance, einen Job zu finden", glaubt der 76-jährige Luis Concepción Rosado, der eine sechsmonatige Haftstrafe bekam, weil er die Nichte seiner Ex-Frau berührt hatte. "Noch schwieriger ist es aber, eine Wohnung zu finden", sagt der Ex-Häftling.

Zu Beginn der Woche hatten die meisten Campbewohner ihre Zelte zusammengepackt, um sich an einer anderen Straße niederzulassen. Das ständige Umziehen geht schon seit zehn Jahren – und auch diesmal wird es wohl nicht der letzte Umzug gewesen sein. (kle)