Österreich

Polizei schnappte sechs Juwelierräuber

Heute Redaktion
Teilen

Mit der Festnahme von sechs mutmaßlichen Juwelierräubern am Samstagvormittag steht die Wiener Polizei vor der Klärung einer Serie von Überfällen. Die sechs Serben gehören aber vermutlich nicht der "Pink Panther"-Bande an.

Weil einer der Verdächtigen einen Fehler machte, als er ein Fluchtauto organisierte, hat die Wiener Polizei nach einem Überfall auf einen Juwelier in der Brigittenau sechs Verdächtige gefasst. Wie Oberstleutnant Robert Klug vom Landeskriminalamt am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Wien mitteilte, wurde die Bande seit Freitag überwacht.

Das Eko Cobra Wien schnappte am Samstagvormittag nach einem Überfall auf der Brigittenauer Wallensteinstraße zwei Verdächtige auf der Friedensbrücke, vier weitere wurden vor und in einer Wohnung in der Karl-Meißl-Straße in der Brigittenau festgenommen. Die Gruppe dürfte für vier weitere Raubzüge seit Februar 2012 bei Schmuckhändlern in Wien verantwortlich sein.

Bei den Verdächtigen handelt es sich um Männer im Alter von 27 bis 32 Jahren. Vier von ihnen sind serbische Staatsbürger, welche die unmittelbar Tatbeteiligten bei dem Überfall vom Samstag gewesen sein dürften. Zwei weitere, ein Staatenloser serbischer Abstammung sowie ein gebürtiger Österreicher, die beide in Wien wohnten, sollen für die Logistik - also die Beschaffung und Auswahl von Fluchtfahrzeugen, Telefone, Kleidung, Tarnung - zuständig gewesen sein sollen. Die beiden in Österreich lebenden Verdächtigen sind vorbestraft, aber nicht einschlägig.

Fehler beim Fluchtfahrzeug

Der Fehler wurde bei der Beschaffung eines Fluchtautos begangen: Laut Klug forschte die Gruppe Fichtenbauer vom LKA einen der Verdächtigen namentlich aus und ordnete ihm ein Fahrzeug - einen Audi A4 - zu. Was genau der Fehler war, wollte der Oberstleutnant nicht sagen. "Wir hoffen, noch mehrere Wagen bei anderen Gruppen in ähnlicher Art und Weise zuordnen zu können", erklärte er. Der Verdächtige wurde am Freitag mit dem Wagen am Alsergrund lokalisiert und von da an observiert. Bald war klar, dass die ganze Bande in Wien war und etwas vorhatte.

Bande war zu schnell

Am Samstag wurde die Observation von der zuständigen Gruppe des Bundeskriminalamts fortgesetzt. Die Verdächtigen setzten sich sehr früh in Bewegung. Als deutlich wurde, dass ein Überfall unmittelbar bevorstand, wurde das Eko Cobra Wien hinzugezogen. Doch die Gruppe agierte zu schnell, so dass der Überfall in der Wallensteinstraße 25 selbst nicht verhindert werden konnte, wie Oberst Hannes Gulnbrein, Leiter des Eko Cobra Wien, schilderte. Schon ganz in der Nähe des Tatortes stiegen die vier eigentlichen Beteiligten in einen roten Ford Escort älteren Baujahrs um, der im Juli abgemeldet worden war und dessen Kennzeichen die Verdächtigen in der Nacht zuvor offenbar gestohlen hatten.

Sie fuhren zu dem Juwelier, drei stiegen aus und stürmten mit einer Pistole in das Geschäft. Der bewaffnete Räuber hielt den Schmuckhändler in Schach, während die anderen beiden aus den Vitrinen, vor allem Goldringe und -ketten, an sich rafften. Innerhalb einer Minute war der Coup vorbei, die Täter stürmten aus dem Geschäft und sprangen in den Wagen, in dem ihr Komplize am Steuer wartete. Das Auto brauste davon. Nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt stiegen die Verdächtigen in zwei andere Pkw um und trennten sich.

"Wir haben sie völlig überrascht"

Die Cobra war ihnen aber weiter auf den Fersen. Zwei der mutmaßliche Räuber fuhren über die Friedensbrücke in Richtung Alsergrund. Gulnbrein zufolge mussten sie verkehrsbedingt stoppen. Das nutzten die Polizisten und holten die völlig verdutzten Verdächtigen aus dem Auto. Die anderen fuhren unterdessen in die Karl-Meißl-Straße, wo sie einer der Logistiker vor dem Haus erwartete. Er wurde auf der Straße festgenommen, die beiden mutmaßlichen Räuber und der zweite Logistiker dann in der Wohnung. "Sie haben nicht damit gerechnet. Wir haben sie völlig überrascht", sagte Gulnbrein.

Vier weitere Überfälle

Vor allem aufgrund des Modus Operandi und der Wahl der Überfallsziele gehen die Ermittler davon aus, dass die Verdächtigen für zumindest vier weitere Coups in Wien im heurigen Jahr in Frage kommen. So suchten sie sich immer Schmuckhändler aus der Vorstadt aus, die weniger für ihre teuren Uhren und besonders hochpreisigen Preziosen bekannt sind. Zweimal wurde der Juwelier Zach in der Ennsgasse in der Leopoldstadt überfallen, am 17. Februar und am 30. März. Am 21. Mai soll die Gruppe bei einem Geschäft namens "Gold-diskont" auf der Brünner Straße in Floridsdorf zugeschlagen haben und am 13. Juli bei dem Juwelier Bodrum in der Brigittenauer Jägerstraße.

Bei den ersten drei Überfällen stahlen die Täter jeweils einen VW Golf älteren Baujahrs, mit dem sie unmittelbar zum Tatort hinfuhren und danach einige hundert Meter flüchteten, bevor sie in andere Autos umstiegen. Bei den Fluchtautos schlugen sie in der Regel die hintere Seitenscheibe ein, um in den Wagen zu gelangen, und schlossen ihn dann kurz. Die Überfälle liefen analog zu dem vom Samstag sehr schnell ab. Getarnt waren sie in der Regel mit Staubschutzmasken, dazu hatten sie eine Pistole dabei. Die Vitrinen wurden mit Hämmern zerschlagen. Die vier in Serbien lebenden Verdächtigen reisten nach den Coups jeweils sehr schnell wieder ab.

Klug geht davon aus, dass mehrere aus Serbien stammende Tätergruppen in Österreich aktiv sind. "Wir haben eine Verästelung zerschlagen", meinte er am Sonntag. Dass es sich bei den Verhafteten um die "Pink Panther"-Bande handelt, wurde nicht bestätigt.

APA