Wiener Objektschutzpolizei

Polizist in sechs Monaten – Pilotprojekt in Wien

Die neue Polizeieinheit soll sensible Einrichtungen wie Botschaften bewachen und überarbeitete Polizisten entlasten. Jetzt startet das Pilotprojekt.

David Winter
Polizist in sechs Monaten – Pilotprojekt in Wien
Der Schutz von stark gefährdeten Gebäuden wird derzeit fast ausschließlich durch Überstunden bei regulären Beamten aufrecht erhalten.
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Die Überwachung von Botschaften, internationalen Organisationen sowie der kritischen Infrastruktur soll in Wien zukünftig die Objektschutzpolizei übernehmen. Dafür werden jetzt die ersten Polizisten im Schnelldurchlauf ausgebildet. Schon im Dezember 2024 sollen sie in den Dienst gestellt werden – nach nur sechs Monaten Ausbildung. 

Polizei geht auf dem Zahnfleisch – Objektschutzpolizei dringend benötigt

Die neue Objektschutzpolizei ist ein Pilotversuch der Stadt Wien. Am Dienstag präsentierte ÖVP-Innenminister Gerhard Karner erste Details. Die Ausbildung startet im Juni 2024 für die ersten 60 Bewerberinnen und Bewerber. Die Neu-Polizisten werden dringend benötigt. Aktuell wird der Objektschutz fast ausschließlich durch Überstunden aufrecht erhalten, heißt es. Seit dem Hamas-Angriff auf Israel sei die Bewachung sensibler Einrichtungen noch wichtiger, betonen Karner und Takacs.

Die angehenden Objektschutz-Polizisten lernen in den sechs Monaten die wichtigsten Fähigkeiten eines Polizisten. Sie sollen nicht nur die Bewachung übernehmen: "Sieht ein Objektschutz-Polizist während seiner Arbeit einen Handtaschenraub, wird er die Anzeige selbst legen und den Täter festnehmen können", erklärte Bundespolizeidirektor Michael Takacs. "Er wird den Fall aber nicht selbst bearbeiten können", betont der Bundespolizeidirektor. Allerdings: Ist ein Wechsel in den regulären Streifendienst gewünscht, muss das Aufnahmeverfahren nochmals durchlaufen werden, eine Anrechnung von einzelnen Modulen sei aber möglich, hieß es aus dem Innenministerium.

Objektschutz-Polizisten kriegen Handfesseln

Laut Takacs werden Objektschutz-Polizisten mit Handfesseln ausgestattet. Das Auswahlverfahren für die Objektschutz-Truppe sei grundsätzlich analog zu jenem für den uniformierten Streifendienst, "umfasse aber andere Leistungsparameter". Auf Karriere-Website der Polizei steht, dass neben der österreichischen Staatsbürgerschaft etwa ein Autoführerschein und ein "einwandfreier Leumund" Voraussetzung sind. Außerdem seien die "persönliche und fachliche Eignung" Bedingungen. Was genau damit gemeint ist, geht aus der Jobausschreibung aber nicht hervor. 

"Wir sind eine Familie"

Äußerlich kann man die neue Einheit nicht erkenne, die Objektschützer erhalten die gleichen Uniformen wie Streifenbeamte. "Das sind genauso Polizistinnen und Polizisten wie alle anderen auch", sagte Takacs. Man wolle hier "nicht auseinanderdividieren", erklärt der Bundespolizeidirektor. "Wir sind eine Familie." Takacs verwies im Zuge des Medientermins auf die deutsche Hauptstadt Berlin als Vorbild für das Projekt. Dort habe man bereits gute Erfahrungen mit einer Objektschutz-Polizei gemacht. 

Am Dienstag läuteten ÖVP-Innenminister Gerhard Karner und Bundespolizeidirektor Michael Takàcs die Personaloffensive der Bundespolizei ein.
Am Dienstag läuteten ÖVP-Innenminister Gerhard Karner und Bundespolizeidirektor Michael Takàcs die Personaloffensive der Bundespolizei ein.
BMI/Karl Schober

Kritik kommt von der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter an. Der Wiener Landesvorsitzende Walter Strallhofer betonte: "Wien braucht zu 100 Prozent ausgebildete Polizisten. Das erfordert allein schon das Berufsbild in der Bundeshauptstadt." Man sei aber für jede Maßnahme dankbar, die das Personal entlaste, sagte Strallhofer. "Auch wenn man schon festhalten muss, dass das Innenministerium mehr als 20 Jahre verschlafen hat, dass die Generation der Babyboomer in Pension geht."

Karner will jetzt Abhilfe schaffen. Heuer sollen österreichweit 2.500 Polizeischülerinnen und -schüler angeworben werden. "Das ist ein mutiges Ziel", sagte Karner. Das sei jedoch notwendig und durchaus möglich. So habe das Innenministerium die Bewerberzahlen durch die im vergangenen Jahr gestartete Reform bei Ausbildung und Recruiting stark ankurbeln können. 2023 gab es laut Innenministerium bei den Aufnahmen für die polizeiliche Grundausbildung ein Plus von rund 20 Prozent (von 1.460 auf 1.740 Polizistinnen und Polizisten). Dieser Weg soll nun fortgesetzt werden, auch durch den neuen Info-Store der Landespolizeidirektion Wien am Schottenring.

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