Österreich

Polizist schoss auf Gattin: 12 Jahre Haft für Beamten

Heute Redaktion
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Wenige Tage vor Weihnachten 2018 hatte ein Polizist (54) auf seine Ehefrau gefeuert, sich im Haus verschanzt, wurde festgenommen. Jetzt musste er in Korneuburg vor Gericht.

Kaum die Uniform abgelegt, soll ein stolzer Polizist (54) aus dem Bezirk Gänserndorf zu Hause seine Frau und drei Kinder über Jahre schikaniert und terrorisiert haben. Immer wieder (im Zeitraum von 1998 bis 2009) hat der 54-Jährige seinen drei Kindern und seiner Ehefrau mit Gewalt und Tod gedroht und Frau und Kids auch geschlagen. Laut Staatsanwältin Gudrun Bischof sei der Polizist cholerisch und eifersüchtig gewesen, hätte seine Kinder kontrolliert und verprügelt.

Im Jahr 2010 trennte sich die Gattin schließlich vom Beamten, sie wohnte fortan in einer Wohnung in Groß-Enzersdorf, er blieb im Haus im Bezirk Gänserndorf.

Nur: Er hatte einen Schlüssel für die Wohnung (Anm.: gehörte zur Hälfte ihm). Die Frau fürchtete über Jahre seine nächtlichen Besuche, schlief zum Schluss aus Angst vor ihm im Wohnzimmer (Anm.: damit sie die Wohnungstüre im Blickfeld hat).

Akzeptierte kein Nein

Am 20. Dezember 2018 erschien Franz S. wieder mal unangekündigt bei seiner Noch-Ehefrau, überredete sie, mit ihm auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Dort tranken beide Alkohol, dann ging man getrennt in Lokale. Da die Gattin laut eigenen Angaben nach drei Uhr früh keine Rückfahrmöglichkeit hatte, bot ihr der Gatte an, sie mit seinem Auto heimzufahren. Aus Angst sagte sie auch zu, bei ihm zu übernachten, hatte aber lediglich vor, ihn heimzubringen und dann mit dem Taxi weiter zu ihrer Wohnung zu fahren. Da er stark alkoholisiert war (Anm. 1,7 Promille), übernahm die Frau das Steuer.

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Bei seinem Haus angekommen, wollte sie ihn aussteigen lassen. Doch er wollte unbedingt, dass sie bei ihm schläft – es kam zum Streit. Dann nahm er einen Revolver (Anm. Marke Smith & Wesson, Kaliber 357) aus dem Plastiksackerl im Fußraum des Beifahrersitzes des Mazda. Mit den Worten "Schau was ich da habe" drückte er laut Anklage ab.

"Schau was ich da habe"

Die Ehefrau riss instinktiv beim Anblick der Waffe Kopf und Körper zurück, der Schuss verfehlte sie nur knapp, durchschlug das Fahrerfenster, der Schütze stieg aus und flüchtete. Das Opfer erlitt ein Knalltrauma, fuhr (in geduckter Haltung) weg und ging anschließend gemeinsam mit der Tochter auf die Polizeistation Groß-Enzersdorf. Die Tochter wußte da schon bescheid, denn der Polizist hatte davor schon sein Kind angerufen: "Ich hab`auf die Mama geschossen."

Ein Großeinsatz der Polizei samt EKO Cobra war die Folge, denn der 54-jährige, langjährige Polizist hatte sich in seinem Haus verschanzt. Kurze Zeit später ließ er sich von seinen Kollegen widerstandslos festnehmen ("Heute" berichtete).

Beamter sofort suspendiert

Die Landespolizei NÖ leitete sofort ein Suspendierungsverfahren ein. Der Beamte war zuletzt dem Stadtpolizeikommando Schwechat zugeteilt, war am Flughafen tätig. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes ein.

Am heutigen Freitag musste der schießwütige Exekutivbeamte den Geschworenen seine Handlungen erklären. Zentrale Frage dabei, vor allem hinsichtlich der Strafhöhe: War es tatsächlich ein Mordversuch oder nicht?

Laut Gutachter glaube der Angeklagte lediglich ein "kleines psychisches Problem" zu haben – daraus schließt der Gutachter ein fehlendes Problembewusstsein und mangelnde Kritikfähigkeit. Da laut Expertise keine ausreichende Krankheitseinsicht vorliegt, ist die Wahrscheinlichkeit zur Überwindung der Störung ohne Verpflichtung zu einer geeigneten Behandlung unter stationärer Bedingung gering. Somit ist aus psychiatrischer Sicht die Voraussetzung für eine Einweisung in eine Anstalt gegeben. Trotz Alkoholisierung war der Angeklagte aber zurechnungsfähig.

Jurist Manfred Arbacher-Stöger, der den Beamten gemeinsam mit Starverteidiger Rudolf Mayer vor Gericht vertrat, meinte: "Das war niemals ein versuchter Mord. Der Revolver war für meinen Mandanten nur die Krücke zu seinem Ich." Der Angeklagte meinte selbst: "Ich habe absichtlich daneben geschossen, ich bin gestört, daher auch das Martyrium für die Familie." Anwalt Rudolf Mayer wies daher den Mordversuch zurück: "Er ist übereifersüchtig, gehört behandelt. Aber mein Mandant hatte kein Tötungsabsicht."

12 Jahre Haft

Am Freitag kurz nach 18 Uhr kamen die Geschworenen zu einem Urteil (5:3 Stimmen): Es war versuchter Mord. Das Urteil des Geschworenensenats unter Vorsitz von Richterin Anna Wiesflecker: zwölf Jahre Haft plus Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher (nicht rechtskräftig). Die Polizistenkarriere dürfte mit diesem Urteil endgültig vorbei sein. (Lie)

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