Dabei war bereits alles ausverhandelt, wurde bereits unter anderem die Kartellbehörde von Marokko informiert, die die Partnerschaft im Juni schließlich öffentlich machte. Porsche wollte 50 Prozent des Formel-1-Teams übernehmen, dafür kolportiert 500 Millionen Euro bezahlen. Gemeinsam sollten ab 2026 die Motoren im Red-Bull-Werk von Milton Keynes gebaut werden.
Für den Großen Preis in Spielberg war bereits die Präsentation vorbereitet. Einzig die FIA verhinderte damals die Bekanntgabe, weil der Beschluss des neuen Motoren-Reglements verschoben wurde, der VW-Konzern dies aber abwarten wollte. Nun ist zwar der Motor für 2026 fixiert, dafür die Partnerschaft geplatzt, wie Red-Bull-Berater Helmut Marko nach dem Großen Preis von Zandvoort berichtete: "Porsche wird kein Anteilseigner bei uns werden."
Schon in den letzten Wochen sind die Verhandlungen ins Stocken geraten. Dafür soll es mehrere Gründe geben. Allen voran sei Red Bull durch die Erfolge der letzten Monate zur Überzeugung gekommen, es auch ohne großen Autobauer an der Seite schaffen zu können. Schließlich fährt der heimische Rennstall unaufhaltsam beiden Weltmeisterschaften entgegen. Weltmeister Max Verstappen feierte am Sonntag schließlich den bereits zehnten Sieg der Saison.
Vorbehalte gegen die behäbigen Strukturen des VW-Konzerns gab es bereits zuvor. Teamchef Christian Horner strich zuletzt hervor, dass Red Bull gerade deshalb so erfolgreich sei, weil man schnell reagieren könne. Bei Porsche hätten schließlich diverse Gremien ein Mitspracherecht, und der Brite müsste seine Macht im Team mit einem zweiten Geschäftsführer, den der deutsche Autobauer gestellt hätte, teilen. "Wir sind ein unabhängiges Team, haben immer so gearbeitet, um effizient zu sein. Das hat die DNA von Red Bull ausgemacht", sagte Horner noch am Rande des Rennens von Zandvoort - eine gar nicht so versteckte Kritik an Porsche. Je länger sich die Verhandlungen zogen, desto größer sollen die Bullen-Zweifel an der Partnerschaft geworden sein. "Warum sollten wir auf der strategischen Ebene Kompromisse eingehen?", fragte Horner weiter.
Alles deutet nun darauf hin, dass Red Bull weiterhin seine Motoren selbst baut. Nach dem Rückzug von Honda wurde in Milton Keynes Red Bull Powertrains - die Motoren-Abteilung des Rennstalls - gegründet. Mit technischer Hilfe vom Ex-Motorbauer fertigt der Rennstall seine Triebwerke selbst. "Wir haben alle Möglichkeiten, auch eigene Motoren zu bauen", untermauerte Marko. Auch, weil Honda nicht abgeneigt ist, den Rückzug vom Rückzug zu vollziehen und wieder Triebwerke zu liefern. Ein ähnlicher Deal sei auch mit Porsche denkbar. Allerdings wird die VW-Tochter wohl nicht ohne fixen Partner in die Formel 1 einsteigen. Die Nennfrist beim Weltverband FIA für interessierte Motorenhersteller geht am 15. Oktober zu Ende.
Für Porsche scheint sich das Abenteuer Formel 1 schnell wieder erledigt zu haben. Die VW-Tochter will noch in diesem Jahr an die Börse gehen. Da hätte man Präsenz am boomenden Formel-1-Markt gut brauchen können. Doch reiner Motorenlieferant zu sein, ist im VW-Mandat nicht vorgesehen. Zwar halten sich Gerüchte über einen Einstieg bei McLaren hartnäckig, diese jedoch in gerade einmal fünf Wochen auszuverhadeln, scheint utopisch zu sein...