Szene

Portisch, EU, Russland: 3 Politbücher für Corona-Herbst

Diese Woche erscheinen gleich drei starke Stücke über Russland, EU und die arabische Welt. "Heute" hat sie vorgelesen.

Christian Nusser
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Helmut Brandstätter
Helmut Brandstätter
Kremayr & Scheriau Verlag

Hugo Portisch braucht keinen Podcast. Wenn man seine Bücher liest, hört man ihn förmlich reden. Der mittlerweile 93 Jahre alte TV-Geschichtsprofessor der Nation nimmt sich diesmal unser Verhältnis mit Putins Reich zur Brust. In "Russland und wir" (Ecowin, 140 Seiten, 20 Euro) hübscht er seine Analysen immer wieder mit Schilderungen von Reisen auf, die ihn vor allem in die Provinzen des Landes führten. Mein persönliches Filetstück: Akademgorodok, Akademikerstädtchen, der Retortenort für Akademiker und Singles mit Niveau, in Sibirien.

Folgen des Arabischen Frühlings

Was bei Portisch mitunter launig klingt, kommt bei Karim El-Gawhary mit großer Unmittelbarkeit daher. "Repression und Rebellion" (K&S, 224 Seiten, 24 Euro), das Buch über die Folgen des Arabischen Frühlings, lebt von starken, persönlichen Schilderungen, der ORF-Korrespondent geht aber auch mit der Haltung der EU-Länder hart ins Gericht, vor allem in der Flüchtlingskrise. Corona unterbrach die Arbeit nach dem ersten Kapitel, das Buch ging in Druck, als der Hafen von Beirut in die Luft flog. El-Gawhary bietet einen intimen Einblick in eine Region, die uns naheliegt, aber trotzdem seltsam fern ist.

Noch ein Blick auf Corona

Auch Helmut Brandstätter beginnt in "Letzter Weckruf für Europa" (K&S, 288 Seiten, 24 Euro) mit einem Blick auf Corona. Hat die EU versagt oder wird ihr nur der Schwarze Peter zugeschoben? Er spannt einen weiten Bogen von 1990 bis jetzt, vom Balkan über Flüchtlingskrise bis zum Klimawandel. Auch Kritik am Kanzler fehlt nicht, selbstredend auch nicht an Gratiszeitungen, jeder hat seine Obsessionen. Mögen die Argumente auch windschief sein, schmeck’s. Lesenswert sind alle drei.

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