Wirtschaft

Portugal rettet Krisenbank mit EU-Hilfsgeldern

Heute Redaktion
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Portugal rettet die angeschlagene heimische Bank Espirito Santo (BES) mit übrig gebliebenen Milliarden aus dem EU-Hilfspaket. Das Institut werde im Rahmen der Aktion in einen "guten" Teil sowie eine "Bad Bank" aufgespalten, teilte die Zentralbank des südeuropäischen Landes in der Nacht auf Montag mit.

Portugal rettet die angeschlagene heimische Bank Espirito Santo (BES) mit übrig gebliebenen Milliarden aus dem EU-Hilfspaket. Das Institut werde im Rahmen der Aktion in einen "guten" Teil sowie eine "Bad Bank" aufgespalten, teilte die Zentralbank des südeuropäischen Landes in der Nacht auf Montag mit.

Mit 4,9 Mrd. Euro soll ein Abwicklungsfonds finanziert werden, den Portugal 2012 gründete und der wiederum der "guten" Bank eine Geldspritze verabreichen werde.

Die Rettungsaktion ist ein Rückschlag für Portugal. Das Land hatte erst kürzlich das internationale Hilfsprogramm verlassen und noch Kapital in Höhe von rund 6 Mrd. Euro übrig. Die Europäische Kommission teilte umgehend mit, dass sie den Rettungsplan Lissabons für die Bank billige.

Einlagenbesitzer nicht betroffen

Für die Aktion würden weder der Staat noch die Einlagenbesitzer zur Kasse gebeten, erklärte der Präsident der portugiesischen Zentralbank, Carlos Costa, bei einer nächtlichen Pressekonferenz. Es handle sich nur um einen vorübergehenden Kredit an das Institut. Bei einem späteren Verkauf des guten Teils der Bank an private Investoren erhalte Portugal das Milliardendarlehen zurück.
Die 1869 gegründete Banco Espirito Santo (BES) gehörte zum Firmengeflecht des Banker-Clans Espírito Santo ("Heiliger Geist"). Die Angehörigen des einflussreichen Gründerclans galten als die "Rockefellers" Portugals. Ihr Unternehmenskonglomerat ist unter anderem in den Bereichen Finanzen, Versicherungen, Tourismus und Landwirtschaft tätig.

 Bis vor wenigen Monaten galt die Banco Espírito Santo mit einer Bilanzsumme von 93,3 Mrd. Euro (2013) und rund 10.200 Mitarbeitern noch als solide. Für das erste Halbjahr 2014 gab BES allerdings einen Rekordverlust von 3,57 Mrd. Euro bekannt. Der Hauptaktionär - die Espírito Santo Financial Group (ESFG), die 20 Prozent des Kapitals hielt - meldete Insolvenz an.

Auf Druck der portugiesischen Zentralbank wurde der Ökonom Vítor Bento zum Nachfolger von Bankpräsident Ricardo Espírito Santo Salgado ernannt. Der 70-Jährige war 22 Jahre an der BES-Spitze gestanden und war nach seiner Ablösung wegen des Verdachts der Geldwäsche festgenommen worden.

Der Verlust der größten an der Börse notierten portugiesischen Bank belief sich in den sechs Monaten auf 3,6 Mrd. Euro. Damit wurden alle Kapitalpuffer vernichtet, die Kernkapitalquote fiel unter den von der Notenbank vorgeschrieben Wert. Ausgelöst wurden die Schwierigkeiten durch Geldprobleme der Gründerfamilie der Bank. Mehrere Unternehmen der Familie sind insolvent.

Dank einer wirtschaftlichen Erholung konnte Portugal den Rettungsschirm im Mai wieder verlassen. Das Land wurde mit 78 Mrd. Euro gestützt und hatte dafür weitreichende Sparmaßnahmen verabschieden müssen.