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Posch: "Ich war bei Arsenal zum Medizincheck"

Heute Redaktion
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Stefan Posch spielte in der Champions League – unbemerkt von der breiten Masse. Im "Heute"-Gespräch stellt sich der Hoffenheim-Legionär vor.

Stefan Posch ist Österreichs Aufsteiger des Jahres. Der Hoffenheim-Legionär feierte 2018 sein Debüt in der Champions League, eroberte unter Coach Julian Nagelsmann einen Platz in der Abwehrkette, unterschrieb einen Vertrag bis 2022 (ohne Ausstiegsklausel) – und qualifizierte sich mit Österreich für die U21-EM. Play-off-Tor inklusive. "Es gab einige Highlights", grinst der Steirer. "Heute" fragte nach.

Herr Posch, obwohl Sie schon in der Champions League gespielt haben, sind Sie in der Öffentlichkeit noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Was muss man über Sie wissen?

"Nicht jeder spielt in seiner Karriere in der Champions League, deshalb ist das schon sehr besonders für mich. Dass ich in Österreich noch nicht so wahrgenommen werde, ist kein Problem. Ich möchte einfach meine Leistung weiter bringen und sportlich auf mich aufmerksam machen, dann wird das mit der Öffentlichkeit schon noch kommen."

Wo sehen Sie Ihre Stärken und Schwächen?

"Ich denke, dass ich das Spiel sehr gut antizipieren kann, dass ich ruhig am Ball und zweikampfstark bin. Aber ich bin sicher in jedem Bereich noch ausbaufähig. Man sollte nie zufrieden sein, man kann immer noch einiges verbessern, vor allem in meinem Alter."

Sie haben nun schon einige Spiele in den Beinen. Welcher Stürmer war am schwierigsten zu verteidigen?

"Ich habe schon gegen viele gute Spieler gespielt. Vom Namen her war Agüero von Manchester City der größte Brocken. Aber auch in der Bundesliga gibt es super Stürmer. Einfach ist es gegen keinen."

Vor einigen Jahren standen Sie kurz vor dem Sprung zu Arsenal. Der Deal ist in letzter Sekunde geplatzt. Was ist damals passiert?

"Das war vor etwa fünf Jahren. Arsenal hat mich bei der U-Nationalmannschaft gesichtet und dann eingeladen. Ich war vier, fünf Mal dort, habe sogar meine Gastfamilie schon kennengelernt. Im Sommer war ich dann wieder dort, um den Medizincheck zu machen. Ich bin dann noch mal heim geflogen, um meine Sachen zu holen. Arsenal hat gesagt, sie klären in der Zwischenzeit alles mit der Admira, wo ich unter Vertrag stand. Dann ist nichts mehr passiert. Ich weiß nicht genau, was dann los war. Ich glaube, sie konnten sich einfach nicht einigen."

Die Enttäuschung war vermutlich groß?

"Klar, in dem Alter schon. Aber ich habe mir dann gedacht, wer weiß, wofür es gut ist."

Nun fühlen Sie sich in Hoffenheim offenbar pudelwohl und haben den Vertrag verlängert. Was waren die Gründe dafür?

"Ich fühle mich sehr wohl und habe alles, was ich brauche, um mich weiter zu entwickeln und die nächsten Schritte in meiner Karriere zu gehen. Es gibt keinen Grund, etwas zu verändern."

Trainer Julian Nagelsmann verlässt den Verein am Saisonende. Sind Sie überrascht, dass er sich für Leipzig entschieden hat?

"Er hatte wohl viele Möglichkeiten und hat sich sicher sehr gut überlegt, was er macht. Wir müssen das akzeptieren, auch wenn er natürlich viel für den Verein gemacht hat. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er auch mich weitergebracht hat und es ja noch ein halbes Jahr tun wird."

Wer ihm nachfolgt, ist noch nicht geklärt. Der Name Marco Rose fällt sehr oft. Wäre das einer, der passt?

"Ich kenn ihn nicht gut. Ich kann überhaupt dazu nicht viel sagen."

Verfolgen Sie die Spiele der Salzburger, oder generell von österreichischen Teams?

"Schon hin und wieder, weil einige Freunde von mir in Österreich spielen. Dejan Ljubicic zum Beispiel von Rapid. Es hat mich sehr gefreut, dass er gegen die Rangers das Tor erzielt hat."

Welchem Fan-Lager sind Sie in Österreich zuzuordnen?

"Einen wirklichen Herzensklub habe ich eigentlich nicht. Ich bin da eher neutral."

Herr Posch, mit Ihnen, Philipp Lienhart, Maxi Wöber und Kevin Danso braucht sich Österreich langfristig keine Sorgen über einen Mangel an guten Innenverteidigern machen. Warum ist gerade diese Position so stark besetzt?

"Eine Erklärung dafür habe ich auch nicht. Aber es ist eine gute Sache, weil wir uns so gegenseitig immer weiter pushen. Es herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf."

Gab es mit Teamchef Franco Foda schon Kontakt?

"Ja, gab es schon. Es ist ein großes Ziel von mir, in die Nationalmannschaft zu kommen."

Haben Sie ein sportliches Vorbild? Von welchem Verteidiger kann man sich am meisten abschauen?

"Früher war es Sergio Ramos, mittlerweile Raphael Varane. Er ist meinem Spielstil ähnlicher."

Haben Sie einen Lieblingsverein?

"Wenn ich mich entscheiden müsste, dann Real Madrid."

Im Juni 2019 bestreitet Österreich die U21-EM. Highlight wird wohl das Spiel gegen Deutschland?

"Auf diese Partie freue ich mich am meisten. Mit meinen Mitspielern in Hoffenheim gibt es schon kleine Häkeleien."

Werner Gregoritsch versus Julian Nagelsmann – wie fällt der Vergleich aus?

"Sie sind zwei komplett unterschiedliche Trainer, unterschiedliche Generationen. Nagelsmann ist der moderne Coach, Gregoritsch setzt eher auf ältere Methoden, ohne das werten zu wollen. Man kann von beiden sehr viel lernen. Es ist gut für mich, dass ich beide Seiten kennenlerne."

Zum Schluss ein paar persönliche Dinge: Welche Musik hören Sie?

"Meistens Hip Hop."

Skifahrer oder Snowboarder?

"Skifahrer. Ich schau mir auch ein paar Rennen im Fernsehen an. Den Nachtslalom in Schladming zum Beispiel."



Wofür geben Sie Ihr Geld am liebsten aus?

"Für Essen." (lacht)