Niederösterreich

Post-Zentrum sperrt zu – Amazon könnte Lücke füllen

Amazon plant in St. Valentin ein Verteilzentrum aus dem Boden zu stampfen. Unweit entfernt, in Enns, sperrt Ende Februar ein Post-Verteilzentrum zu.

Erich Wessely
Ein Logistikzentrum des Online-Versandhändlers Amazon in Österreich. (Symbolbild)
Ein Logistikzentrum des Online-Versandhändlers Amazon in Österreich. (Symbolbild)
Herbert P. Oczeret / picturedesk.com

Ein Post-Verteilzentrum in Enns (OÖ) soll laut "Heute"-Infos - auch nach dem Ausbau des Logistikzentrums in Allhaming - Ende Februar zusperren, Amazon könnte in die Bresche springen. Das Post-Areal liegt nur rund 15 Kilometer Luftlinie vom geplanten Amazon-Verteilzentrum in St. Valentin (Bezirk Amstetten) entfernt.

Ein Immobilienberater wurde jedenfalls bereits mit der Vermietung des Post-Logistikgebäudes mit Hallen, Büro- und Freiflächen auf einem 47.700 Quadratmeter großen Grund betraut. Die Sortierhalle umfasst eine Fläche von 11.000 Quadratmetern, zusätzlich gibt es 1.000 Quadratmeter Bürofläche. 

Auf "Heute"-Anfrage bestätigte Post-Sprecher Michael Homola die Pläne: "Ja, es stimmt, wir suchen für das Areal in Enns mit Ende Februar einen Nachmieter." Man habe das Logistikzentrum im weiter westlich gelegenen Allhaming "riesig ausgebaut", Kräfte werden nun in Allhaming gebündelt, die rund 50 bis 60 Mitarbeiter in Enns werden großteils nach Allhaming übersiedeln: "Wir brauchen für das Weihnachtsgeschäft jeden Mitarbeiter", so Homola.

Der Spatenstich für das Paketzentrum am Hafen in Enns war erst am 2. Oktober 2018 erfolgt, die Inbetriebnahme folgte im Sommer 2019. Das Paketzentrum wurde ursprünglich für das DHL-Liefergebiet Oberösterreich - insbesondere Linz - geplant. Nun wird ein Nachmieter gesucht.

Enns statt St. Valentin?

Die Fläche in Enns wäre jedenfalls fast genau so groß, wie von Amazon in ersten Plänen gewünscht - mehr dazu hier. Sollte es mit dem Wunschstandort St. Valentin nichts werden, könnte sich für Amazon mit dem Post-Betriebsareal in Enns eine Chance auftun. Ausschließen wolle der Post-Sprecher das nicht, "aber da müssen Sie Amazon fragen".

Dem Bürgermeister von Enns, Christian Deleja-Hotko (SP), waren die Post-Zusperrpläne in seiner Gemeinde nicht bekannt: "Davon höre ich das erste Mal. Da wissen Sie mehr wie ich", so der Bürgermeister zu "Heute". Sollte es aber dazu kommen, sei die Gemeinde dennoch gut positioniert: "Wir haben genug Logistiker im Hafen." Mit Amazon hätte er jedenfalls keine Freude, der überregionale Verkehr würde dadurch noch mehr zur Belastung werden.

Zuletzt hatte die Diözese St. Pölten Bedenken gegen das in St. Valentin geplante Amazon-Verteilzentrum angemeldet. Teile des vorgesehenen Grundstücks stehen im Eigentum der Pfarre. Bischof Alois Schwarz sagte dazu der Kathpress, dass der Online-Händler bisher bei der Kirche nicht vorstellig geworden sei. "Ich hätte größte Bedenken, wertvolle Ackerböden für so ein Projekt aufzugeben", betonte Schwarz.

Erste Hürde im Gemeinderat genommen

Das geplante Verteilzentrum hat im September mit einem Gemeinderatsbeschluss, das Projekt weiterzuverfolgen, eine erste Hürde genommen. Amazon selbst sprach zuletzt davon, die Planungen für St. Valentin weiter zu konkretisieren. 

Mehr als 100 Arbeitsplätze

Laut Amazon würde das Verteilzentrum mehr als 100 Arbeitsplätze mit Kollektivvertrag und "sehr guten Karrierechancen" schaffen. Geplant seien 200 bis 400 Ausfahrten durch die Zusteller täglich.

Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP) hatte medial bereits eine strenge Prüfung angekündigt, die auch Verkehrsbedenken ins Treffen führen werde: "Wir haben nicht auf Amazon gewartet, und wir werden ihnen nicht den roten Teppich ausrollen. Was ein US-Handelsriese mit fast schon unbeschränkter Marktmacht will, ist das eine, aber was uns und der Region guttut, ist etwas ganz anderes."

Foto von geplantem Standort vor Ort in St. Valentin: v.l.n.r. Helga Krismer, Bernd Steiner und Dominic Hörlezeder
Foto von geplantem Standort vor Ort in St. Valentin: v.l.n.r. Helga Krismer, Bernd Steiner und Dominic Hörlezeder
Die Grünen NÖ

Kritik der Grünen

Grünen-Landessprecherin Helga Krismer ließ es sich indes nicht nehmen, vor Ort in St. Valentin einen Lokalaugenschein zu machen, da sie derzeit mit der Aktion „Unser Boden muss atmen“ Vorschläge gegen Bodenversiegelung macht. „Wenn eine Gemeinde im Besitz einer Gewerbefläche ist, dann hat sie maximalen Handlungsspielraum mit der Raumordnung im Gepäck. Mir bleibt der Mund offen, wie man dem Gegenteil von nachhaltiger Wirtschaft den roten Teppich ausrollen kann. Viele schütteln den Kopf über die Entscheidung der SP-Bürgermeisterin im Land – daher ist dieses Projekt für die Grünen der Kopfschüttler des Monats“, so Krismer.

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