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Präsidenten-Beauty ließ Heinz Fischer warten

Heute Redaktion
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Pünktlichkeit ist keine Zier in der Casa Rosada von Buenos Aires: Erst rund eineinhalb Stunden nach dem ursprünglich angesetzten Termin wurde Bundespräsident Heinz Fischer von Argentiniens Staatschefin Cristina Fernandez de Kirchner im Präsidentenpalast empfangen. Zum Zeitvertreib erfreuten draussen die "lustigen Tiroler".

Pünktlichkeit ist keine Zier in der Casa Rosada von Buenos Aires: Erst rund eineinhalb Stunden nach dem ursprünglich angesetzten Termin wurde Bundespräsident Heinz Fischer Montagabend (Ortszeit) von Argentiniens Staatschefin Cristina Fernandez de Kirchner im Präsidentenpalast empfangen. Zum Zeitvertreib erfreuten draussen die "lustigen Tiroler".

Er sei seitens des österreichischen Botschafters schon vorgewarnt worden, dass Pünktlichkeit in Argentinien nicht mit jenen Standards zu messen sei, wie sie in Österreich üblich sind, sagte Fischer zu den eineinhalb Wartestunden, die ihm sowie den Delegationsmitgliedern Reinhold Mitterlehner (Wirtschaftsminister) und Doris Bures (Infrastrukturministerin) auferlegt worden waren. Launiger Nachsatz: "Ich werde mich aber trotzdem weiterhin bemühen, dass ich pünktlich bin."

Fischer versprühte Zuversicht

In dem eineinviertel Stunden dauernden Gespräch habe sich Fernandez de Kircher ganz besonders über die "Währungs- und Vertrauenskrise" in Europa erkundigt, schilderte Fischer das Gespräch. Er habe versucht, mit einem Schuss Zuversicht zu vermitteln, dass Österreich und Europa diese Probleme lösen können. "Europa leugnet seine Probleme nicht. Aber man sollte die innere Stärke und technologische Fähigkeit Europas nicht unterschätzen."

Bezüglich der umstrittenen Importbeschränkungen seitens Argentiniens habe die Präsidentin erklärt, dass ihr Land auf eine positive Handelsbilanz angewiesen sei, weil das Land nur bei Deviseneinnahmen seine Schulden begleichen könne. Er habe vor allem darauf hingewiesen, dass Exporte nach Argentinien nicht wie derzeit üblich an Importe geknüpft sein dürfen. "Es geht nicht, dass jemand, der aus Österreich Ski exportiert, im Gegenzug Zitronen oder Fleisch importieren muss."

Argentinien steht unter Druck

Ein weiteres wichtiges Thema war ein von Argentinien aufgekündigtes Doppelbesteuerungsabkommen, für das sich Fischer stark machte. Kirchner habe ihm erklärt, dass das Abkommen zu viele Schlupflöcher etwa für Steuerflüchtlinge gehabt habe. Fischer machte sich seinerseits dafür stark, das Abkommen wieder in Gang zu bringen, etwaige Schlupflöcher müssten aber gestopft werden.

Fernandez de Kirchner steht innenpolitisch unter Druck. Unter anderem wegen der miserablen wirtschaftlichen wie sozialen Lage im Land und des Vorwurfs, sie strebe insgeheim eine Verfassungsänderung an, um nach 2007 und 2011 ein drittes Mal in Folge für das Präsidentenamt zu kandidieren. Nicht zuletzt deshalb beschränkt sie ihre Medienauftritte auf Reden in TV-Sendern, deren Zustimmung ihr gewiss ist.

"Die lustigen Tiroler"

"Trachtvoll" war die Unterstützung, die Heinz Fischer bei der Erledigung seiner staatsmännischen Pflichten bekam. Vor dem Denkmal von General San Martin im Herzen von Buenos Aires, stand nicht nur eine berittene Garde Spalier. Auch eine lokale Volkstanzgruppe in Lederhosen, karierten Hemden und mit Tirolerhüten war gekommen, um dem Bundespräsidenten und seiner Delegation die Aufwartung zu machen.

"Die lustigen Tiroler" waren aber waschechte Argentinier. Zumindest war dies der Inbrunst zu entnehmen, mit der sie bei dem ehrwürdigen Festakt die argentinische Hymne mitsangen. Folkloregruppen wie diese gibt es in Lateinamerika mehrere. Auch in Argentinien mangelt es nicht an Altösterreichern, eben Nachfahren ausgewanderter Alpenrepublikaner. In Buenos Aires sind sie in einem eigenen Verein organisiert. Insgesamt gibt es laut Unterlagen der Präsidentschaftskanzlei rund 5.900 Pass-Österreicher in Argentinien.

Dichtes Programm

Am Dienstagvormittag eröffnete Fischer in der argentinischen Hauptstadt gemeinsam mit Mitterlehner und Bures sowie WKO-Chef Christoph Leitl ein bilaterales Wirtschaftsforum. Am Nachmittag stand dann auch ein Treffen mit dem Präsidenten der argentinischen Abgeordnetenkammer, Julian Andres Dominguez, und der Vizepräsidentin des Senats, Beatriz Liliana Rojkes de Alperovich, auf dem Programm.

Am Mittwoch folgt nach Besuchen im Teatro Colon (Argentinische Staatsoper) und beim Bürgermeister von Buenos Aires, Mauricio Macri, die Weiterreise nach Chile.