Österreich

Prater-Ponys leiden laut Expertin unter Stress

Die Tierethikerin Doris Schneeberger hat sechs ehemalige Praterkarussell-Ponys, die jetzt auf einer Reitbahn arbeiten, längere Zeit beobachtet.

Heute Redaktion
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Das Pony-Karussell im Wiener Prater wurde 2016 nach 129 Jahren geschlossen. Der Betreiber setzt allerdings weiterhin sechs der ehemaligen Karussell-Pferde in der betriebseigenen Reitbahn ein, kritisierte bereits mehrfach "Vier Pfoten".

Nach jahrelangem Stress, lauter Musik und Im-Kreis-laufen sollten die Tiere in den wohlverdienten Ruhestand geschickt werden, so die Forderung der Tierschutz-Organisation. Die Tierethikerin und Pferdesport-Expertin Doris Schneeberger wurde beauftragt, einen Bericht zum Zustand der Pferde zu erstellen.

Diversen Stress-Faktoren ausgesetzt

Das Fazit: Die Pferde, die über einen längeren Zeitraum beobachtet wurden, sind diversen Stressfaktoren ausgesetzt. Außerdem stellte Schneeberger Stereotypien an den Tieren fest, die ebenfalls durch Stress ausgelöst werden. "Die Expertin spricht von physikalischen, physischen, sozialen, kognitiven und psychischen Stressfaktoren für die Tiere. Einige weisen außerdem ihr zufolge verschiedene Grade einer dissoziativen Störung auf – das heißt eine Störung aufgrund belastender Erlebnisse", meint "Vier Pfoten"-Kampagnenleiterin Martina Pluda.

"Die Pferde sind täglich maximal vier Stunden auf der Reitbahn. Jedes Tier kommt am Vor- oder am Nachmittag auf die betriebseigene Koppel. Alle zwei bis drei Monate werden die Ponys auch für längere Zeit auf eine Weide nach Ebreichsdorf (NÖ) gebracht", konterte Alexander Meyer-Hiestand, Inhaber des ehemaligen Pony-Karussells und Betreiber der Reitbahn, bereits vor einiger Zeit in einem "Heute"-Interview.

19 von 25 Ponys sind in "Pension"

Laut Meyer-Hiestand verbringen 19 der 25 ehemaligen Karussell-Ponys einen geruhsamen Lebensabend, zum Teil im Prater, zum Teil in anderen Bundesländern. Die restlichen sechs Tiere – Anka (9 Jahre), Mani (10 Jahre), Dolly (17 Jahre), Maxi (20 Jahre), Felix und Patricia (beide 21 Jahre) – sind derzeit weiter auf der Reitbahn von Meyer-Hiestand tätig: "Dolly und Patricia gehen wahrscheinlich in nächster Zeit zu einem Mädchen als Reitpony. Auch für Maxi haben wir vielleicht einen Platz", meinte Meyer-Hiestand damals im Interview.

"Vier Pfoten" gibt trotzdem nicht auf, bis alle ehemaligen Prater-Ponys ihren verdienten Ruhestand genießen können. Die Tierschutz-Organisation hat Stadträtin Ulli Sima den Bericht übergeben und sieht den Ball nun bei der Stadt Wien: "Wir fordern Ulli Sima auf, auf den Bericht zu reagieren. Es kann ihr als Tierschutz-Stadträtin nicht gleichgültig sein, dass Tiere in Wien zur Belustigung der Menschen leiden müssen", erklärt Kampagnenleiterin Martina Pluda.

(cz)