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Precht

Land: D, Genre: Gespräch

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Krieg in Syrien, Waffengewalt in der Ukraine, Säbelrasseln zwischen Nordkorea und den USA die bewaffneten Konflikte in der Welt nehmen kein Ende. Aber warum eigentlich? Warum gibt es heute immer noch keinen Weltfrieden? Darüber redet Richard David Precht mit General a.D. Harald Kujat, dem ehemaligen Generalinspekteur der Bundeswehr und früheren Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses. Ein Blick in die Geschichte lehrt uns, dass seit langer Zeit nirgendwo in der Welt ein Krieg siegreich und zufriedenstellend geführt werden konnte. Längst wissen wir, dass die Streitereien unter den Großmächten und deren Stellvertreterkriege nicht mit Waffengewalt gelöst und beendet werden können. Kein gewaltsamer Versuch eines regime change hat je den gewünschten Erfolg gebracht, sondern beispielsweise die Lage im Irak, in Libyen oder in Syrien nur noch verschlimmert. Staaten suchen kaum mehr nach dem Verbindenden, sondern nach der Abgrenzung zueinander. Separatismus, Nationalismus, Okkupation und Sicherung von Marktvorteilen und günstigen Ressourcen beherrschen die Entscheidungen der Staatslenker. Vom glücklichen "Ende der Geschichte" ist keine Rede mehr, es scheint, dass die Feindbilder aus den Zeiten des Kalten Krieges wieder neu beschworen werden. Auch die NATO ist ein Konstrukt dieses Kalten Krieges. Doch ist ein militärisches Bollwerk gegen den Osten heute noch zeitgemäß und überhaupt notwendig? Und ist die NATO eigentlich mehr als nur ein strategisches Zweckbündnis? Die Idee eines Russland-Beitritts, wie ihn Gorbatschow und Putin schon vorschlugen, scheint heute ein völlig absurder Gedanke , könnte aber, so Precht, möglicherweise der entscheidende Schritt zur friedlichen Koexistenz nicht nur in Europa sein. General a.D. Kujat plädiert bei "Precht" entschieden dafür, Präsident Putin wieder einzuladen an die europäischen Verhandlungstische. Die einzigen Garanten für den Weltfrieden scheinen die Vereinten Nationen und der UN-Sicherheitsrat zu sein. So gut wie alle Staaten dieser Erde haben sich dort zur Gewaltfreiheit verpflichtet. Dennoch schweigen die Waffen nicht, werden unter dem Vorwand eines berechtigten Präventivschlages Raketen abgeschossen, fliegen Kriegsdrohnen lautlose Angriffe, und verlieren tausende Zivilisten zwischen den Fronten ihr Leben. Bedarf es einer radikalen Reform der UN, damit sie auch die tatsächliche Macht erhält, einseitiger Kriegstreiberei Einhalt zu gebieten? Ohne wirksame Zentralgewalt ist ein Völkerrecht nicht durchsetzbar. Das wussten schon die deutschen Philosophen Kant und Fichte. Ein "Völkerbund" solle die Einhaltung zwischenstaatlicher Verträge kontrollieren und die Macht haben, das Recht durchzusetzen. Damit trete - so Fichte - der "ewige Friede ein; das einzige rechtmäßige Verhältnis der Staaten." Ist der Weltfriede heute also mehr denn je nur eine Illusion, oder sind heute schon konkrete Maßnahmen denkbar, die ihn langfristig sichern könnten?

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