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Premieren Happy-End Dank eines Wunders

Am Donnerstag Abend starteten die Kammerspiele mit einer vielbejubelten "Shakespeare in Love"-Premiere in die neue Spielsaison.

Heute Redaktion
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"Romeo und Julia", den Inbegriff einer tragischen Liebesgeschichte, kennt wohl jeder. Wenn nicht vom Theater oder Schulunterricht, dann zumindest aus der Hollywood-Verfilmung mit Superstar Leonardo Di Caprio. Wie die größte Liebesgeschichte aller Zeiten jedoch entstanden ist, werden die wenigsten wissen. Die Kammerspiele der Josefstadt zeigten am vergangenen Donnerstag mit "Shakespeare in Love" eine durchaus launige und mögliche Version, der Entstehungsgeschichte des Liebesklassikers. Und, wie Master William Shakespeare auf den Hund gekommen ist.

"Romeo und Ethel, die Piratentochter"

Das Ganze beginnt mit einer Schreibblockade des jungen William Shakespeare (großartig: Dominic Oley!). Diesem ist die Muse abhanden gekommen und so bedient er sich mitunter an der Kreativität seines Freundes Kit Marlowe (herrlich: Oliver Rosskopf). Denn Will steht mehrfach unter finanziellem Druck. Schnuddel-Theaterdirektor Henslow (wunderbar komisch: Siegfried Walther) wartet ebenso ungeduldig auf ein neues Stück wie Geldgeber Fennyman (Oliver Huether) und dessen komplett gegensätzlicher Konkurrent Burbage. Kein leichtes Unterfangen, muss Will doch in seinem "Piraten"-Werk "Romeo und Ethel, die Piratentochter" auch noch einen Hund unterbringen. Denn die Queen liebt haarige Vierbeiner. Und was die Queen wünscht, ist Gesetz.

"Crossdressing" amüsiert irgendwie immer

Gesagt, getan. Alles läuft halbwegs schief, man castet, man probt, man ist unzufrieden. Bis ein mysteriöser Thomas Kent zum Vorsprechen im Theater erscheint. Dieser überzeugt nicht nur Will mit seinem schauspielerischen Talent. Und weil Crossdressing-Komödien einfach immer noch lustig sind, stellt sich nach einer wilden Schmuserei zwischen Will und Thomas heraus, dass dieser niemand anderer ist, als Wills neueste Flamme Viola De Lesseps (bezaubernd: Swintha Gersthofer), die er zuvor auf einem Fest kennengelernt hat. Liebe auf den ersten Blick. Der Anfang zu "Romeo und Julia" ist getan. Weil es aber tragisch bleiben muss, wird die Angebetete dem herrisch unguten Wessex (stimmgewaltig und "bad boy deluxe": Nikolaus Barton) versprochen. Wills Freund, Kit Marlowe wird, ebenso wie Mercutio, erstochen, "Romeo"-Darsteller Thomas Kent als Frau entlarvt (zu dieser Zeit war es Frauen strengstens untersagt, am Theater zu spielen!) und die Tragödie nimmt ihren Lauf.

Es ist ein Wunder!

Was wäre das Theater ohne Wunder? Wie im Stück selbst, dürfte es wohl Dank Hausherr Herbert Föttinger, der sich die Rechte von Disney Theatrical Productions mit einer Bühnefassung von Lee Hall gesichert hat, und einem ausgezeichneten Ensemble zu einem Premieren-Happy-End gekommen sein. Regisseur Fabian Alder hatte wohl etwas andere Vorstellungen des Shakespeare-Klassikers und so hat Josefstadt-Direktor Föttinger kurzerhand gekonnt ein paar szenische Desaster in etwas Wunderbares umgeformt. (Ein Wunder!) Für die Lacher sorgte an diesem Abend, neben Ljubisa Lupo Grujcic und Susanna Wiegand, (die übrigens ganz ungeniert mit zwei jungen Herren auf der Bühne vögelt!) der große Siegfried Walther, der sich immer wieder aufs Neue amüsant mit seinem Beruhigungs-Mantra tröstet : "Alles wird gut werden. Es ist ein Wunder". Nach diesem Proben-Chaos (im Stück im Stück!) ist es das wohl auch.

Imposante Kostüme, spärliche Bühne

Herrlich auch Markus Kofler als Theaterhasser Tilney, der von seiner Chefin, Queen Elizabeth (fantastisch: Ulli Maier!), höchstpersönlich eine Standpauke in aller Öffentlichkeit ertragen muss. Das Bühnenbild von Ines Nadler wirkt neben den imposanten Kostümen (vor allem das wunderbare Kleid von Queen Elizabeth) von Frank Lichtenberg nahezu spartanisch. Vielleicht wäre ein Holzkonstrukt als Annäherung an ein "elisabethanisches Playhouse-Theatre" idealer gewesen, vielleicht aber auch zu nah an der Disney-Filmkulisse. A propos Queen, diese ist zuletzt – auch ohne Hund im Stück, von Shakespeares Liebesdrama hoch begeistert und gibt dem jungen Poeten von nun an jede Schreib-Freiheit: "Schreibt doch was ihr wollt!". Der nächste Shakespeare-Klassiker ("Was ihr wollt, Anm.") ist geboren .

Fazit:

Ein erfolgreicher Saisonauftakt für die Kammerspiele, ein unglaublich gut geformtes und hochrangiges Ensemble (ja, es passen ganze 22 Akteure auf die kleine Bühne! Ein Wunder!) und ein großartiger Theaterabend mit vielen Lachern - und als Draufgabe auch noch einem, wie könnte es anders sein, entzückenden Hund, der auf Kommando Platz macht.

Anders als bei "Romeo und Julia" gab es an diesem Abend ein Happy End – zumindest für das Publikum.

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