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Pröll sieht "Fragezeichen" bei Essl-Kunstkauf

Heute Redaktion
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Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) übt in Bezug auf den Ankauf der Essl-Kunstsammlung und die BauMax-Sanierung Zurückhaltung. Voraussetzung für eine Beteiligung des Landes sei ein verbindliches Kaufangebot des Bundes, sagte Pröll-Sprecher Peter Kirchweger. Der Gläubigerschutzverband rechnet bereits mit einer Teilinsolvenz der Baumarktkette.

Das Land Niederösterreich wolle "alles daransetzen, die gefährdeten Arbeitsplätze nachhaltig abzusichern", betonten auch Landeshauptmannstellvertreter Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) am Dienstag. Aber der Weg dorthin sei noch zu diskutieren. "Denn bis dato liegt noch kein schlüssiges Sanierungskonzept der Unternehmerfamilie Essl vor."

Ohne ein solches "öffentliche Gelder für eine Sanierung zu verwenden, ist fragwürdig und wird von mir entschieden abgelehnt", machte Sobotka klar. Jetzt seien die Banken in die Pflicht zu nehmen. Bohuslav sieht Eigentümervertreter Karlheinz Essl gefordert, ein Sanierungskonzept gemeinsam mit den finanzierenden Banken schnellstmöglich auf den Tisch zu legen.

Landesbeteiligung hängt an Ankauf durch Bund

BauMax hatte Firmengründer angeboten. Er wünscht sich eine Stiftung unter Beteiligung des Bundes und des Landes Niederösterreich. Das Land macht eine Beteiligung allerdings von einem verbindlichen Kaufangebot durch den Bund abhängig.

Eine Kaufverpflichtung des Bundes sei "Voraussetzung dafür, dass ", so Kirchweger. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hatte dazu am Montag unter anderem Vertreter des Landes NÖ eingeladen. Der Pröll-Sprecher merkte am Dienstag überdies an, dass auch die Rettung des Unternehmens "unter großen Fragezeichen" stehe.

Creditform-Chef: Teilinsolvenz wahrscheinlich

Der Chef des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, Gerhard Weinhofer, rechnet damit, dass man bei BauMax zumindest das Österreich-Geschäft retten könnte. Weniger optimistisch ist er für Osteuropa: Dort und in der Türkei sei mit hohen Schließungskosten zu rechnen, sagte Weinhofer am Dienstag im Ö1-Morgenjournal. Firmengründer Karlheinz Essl teilt diese Ansicht nicht, er will alles retten.

Die Chance, dass BauMax als solches erhalten bleibt, schätzt Weinhofer auf "größer als 50 Prozent." Essl geht davon aus, dass die Baumarktkette mit dem Geld aus dem Kunstverkauf an den Staat gerettet werden kann. Zwar stehe jedes Land auf dem Prüfstand und es werde zu einzelnen Schließungen kommen, räumte er ein, ob es Insolvenzen geben werde, werde man aber erst sehen.

Essl will Sammlung als Ganzes erhalten

Karlheinz Essl betonte in der ORF-Sendung "kultur.montag", dass er die Sammlung im Ganzen erhalten möchte. und die Gründung einer Stiftung unter Beteiligung von Bund und Land.

Auch die beiden Leiter des Wiener Leopold Museums, der interimistische Museologische Direktor Franz Smola und Managing Director Peter Weinhäupl, würden für die Sammlung Essl eine Stiftungs-Lösung nach Vorbild der Leopold Museum-Privatstiftung begrüßen.

Ein Verkauf der Sammlung könnte zusammen mit einem Schuldenschnitt das angeschlagene Unternehmen sanieren und zumindest die Standorte in Österreich und angrenzenden Ländern sichern.

 
Die Lage der Kette hatte sich auch deswegen zugespitzt, weil der Rückzug aus der Türkei und Rumänien, wo BauMax sieben bzw. 15 Standorte betreibt, bevorstehe. Dabei fallen Schließungskosten von "bis zu 20 Millionen Euro" an, wie der "trend" unter Berufung auf Insider schreibt. Auch in anderen ost- und südosteuropäischen Ländern schrieb die Baumarkt-Kette tiefrote Zahlen.